Westfalenpost: Die Grenzen der Grenzwerte
(ots) - Allein die Dosis macht''s, dass ein Ding kein Gift
sei", wusste vor 500 Jahren Paracelsus. Welche Dosis aber ist noch
harmlos, ab welcher Menge fangen Gefahren für die Gesundheit an und
was kann dagegen getan werden? Grenzwerte sollen Politik und Behörden
dabei helfen, sinnvoll zu entscheiden. So weit die Theorie. In der
Praxis wird es etwas komplizierter. In vielen Punkten ist sich die
Wissenschaft nicht einig, gibt es veraltete und neuere Methoden und
entsprechend unterschiedliche Schlussfolgerungen. Die derzeitige
Debatte um Stickoxide und Feinstaub ist geradezu ein Paradebeispiel.
Auf Grundlage vergleichender Studien, nicht auf der klinischer
Erkenntnisse, hat die EU festgelegt, dass der Jahresmittelwert an
Stickoxiden auf Straßen nicht über 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft
steigen darf. Europaweit standardisierte Messverfahren wurden aber
nicht festgelegt. Speziell in Deutschland sind Messstationen an
besonders exponierten Plätzen aufgestellt. Um den Unsinn auf die
Spitze zu treiben, werden Fahrverbote und Tempolimits ausgesprochen.
Mit der Folge, dass bei der Umfahrung gesperrter Straßen und im
Betrieb in niedrigeren Gängen noch mehr Abgase ausgestoßen werden.
Einer Gruppe von Lungenfachärzten ist das Treiben zu bunt geworden.
Sie stellen das Vorgehen in Sachen Stickoxide und Feinstaub in
Zweifel. Wissenschaftliche Erkenntnisse haben aber gegenüber
emotionaler Berichterstattung und öffentlichkeitswirksamen Protesten
an Bedeutung und Wirkung verloren. Der Grundsatz "Macht euch die Erde
untertan" ist so falsch wie die Verteufelung ganzer Industriezweige.
Eine mutwillig in die Krise gestürzte Volkswirtschaft wird nicht zu
einer besseren Umweltpolitik beitragen können. Aber vielleicht
gelingt es uns wenigstens, in der Debatte das Gleichgewicht zwischen
Emotionalität, Wissenschaft und Wirtschaft wieder herzustellen.
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Datum: 23.01.2019 - 21:24 Uhr
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