Morbi-RSA: Reform muss wissenschaftlichen Empfehlungen folgen
(ots) - Grundlage der anstehenden Reform des
morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) sollten
die Vorschläge aus den vorliegenden Gutachten des Wissenschaftlichen
Beirats sein. Das bekräftigt der AOK-Bundesverband mit Blick auf die
Spekulationen zum erwarteten Eckpunkte-Papier. Verbands-Chef Martin
Litsch betont: "Die Große Koalition muss jetzt Kurs halten. Die
Politik hat den Wissenschaftlichen Beirat extra damit beauftragt,
Vorschläge für eine zielführende Weiterentwicklung des Morbi-RSA zu
machen, und die Wissenschaftler haben geliefert. Jetzt sollte die
Politik diese Expertise auch als Basis für ihre Entscheidungen
nutzen, um den RSA im Sinne der zu versorgenden Versicherten
auszugestalten, und keine Einzelinteressen von Kassen bedienen."
Auf der Vorschlagsliste zur weiteren Erhöhung der Zielgenauigkeit
des Morbi-RSA steht unter anderem die Einführung eines Vollmodells in
Verbindung mit konkreten Vorschlägen zur Stärkung der
Manipulationsresistenz. Statt 80 Krankheiten sollen künftig alle
Erkrankungen als Basis für den Finanzausgleich zwischen den
Krankenkassen herangezogen werden. Laut Gutachten sollten außerdem
das Alter in die Berechnung der Morbiditätszuschläge einfließen und
der Erwerbsminderungsstatus zur Differenzierung des Schweregrades
herangezogen werden.
Litsch stellt klar: "Unter dem Strich werden die Empfehlungen der
Gutachter die AOK-Gemeinschaft finanziell belasten. Auch ein
Vollmodell würde die AOK-Gemeinschaft Geld kosten. Wer jetzt
behauptet, die Vorschläge inklusive Vollmodell würden das AOK-Lager
noch stärker begünstigen, während die anderen Kassenarten noch mehr
benachteiligt würden, liegt komplett daneben. Die in jüngst
veröffentlichten Auftragsgutachten und in einigen Medien artikulierte
Kritik am Vollmodell ist unverständlich und nicht mit den
Erkenntnissen des Wissenschaftlichen Beirats in Einklang zu bringen."
Zugleich verweist Litsch auf die robuste Finanzsituation der
Gesetzlichen Krankenversicherung insgesamt. "Jede dritte Kasse senkt
2019 den Zusatzbeitrag. Gleichzeitig ist der Abstand zwischen
günstigster und teuerster Kasse von 1,7 auf 1,5 Prozentpunkte
geschrumpft. Für die Warnung vor drohenden Kassenpleiten gibt es
derzeit also überhaupt keinen Anlass. Lediglich bei den Ersatzkassen
nimmt die Streuung der Zusatzbeiträge etwas zu - aber nicht etwa
wegen Beitragssatz-Steigerungen, sondern weil auch die größte
Einzelkasse ihren Beitragssatz gerade deutlich weiter gesenkt hat."
Die Techniker Krankenkasse stehe mit ihrer Ablehnung des
Vollmodells im Lager der großen Ersatzkassen alleine da. Denn ein
Vollmodell werde die Schwesterkassen BARMER und DAK voraussichtlich
entlasten, die TK hingegen sehe sich finanziellen Belastungen
ausgesetzt. Deshalb versuche sie so vehement, das vom Beirat
empfohlene Modell in Verruf zu bringen. "Verschwiegen wird aber, dass
sich dadurch insbesondere die Ausgabendeckung der Versorgung von
chronisch kranken Menschen massiv verschlechtern würde. Und die
Vorschläge des Beirats zur Stärkung der Manipulationsresistenz sind
wirksam und praktikabel", so Litsch weiter.
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Datum: 23.01.2019 - 10:15 Uhr
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