BERLINER MORGENPOST: Augen zu und durch - Leitartikel von Miguel Sanchesüber den "Gorch-Fock"-Skandal
(ots) - Was irritiert, sind die hohen Kosten für die
Sanierung der "Gorch Fock", ihr unvermittelter, exorbitanter Anstieg.
Wenn sie denn ihr ganzer Stolz ist, hätte die Marine das Schiff auch
so behandeln müssen, nämlich hegen und pflegen, statt es
jahrzehntelang nur oberflächlich in Schuss zu halten. Das musste sich
irgendwann rächen.
Der politischen Führung wurde das Ausmaß der Missmanagements
verschleiert. Schaurig faszinierend ist daran, dass die Methode
nahezu immer Erfolg hat. Gelernt ist gelernt. Da fast 70 Millionen
Euro ausgegeben sind, bleiben Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen (CDU) und dem Parlament kaum etwas anderes übrig, als weiter
werkeln zu lassen. Es gibt nur schlechte Optionen. Hier greift die
gleiche Augen-zu-und-durch-Logik, die man vom BER oder der
Elbphilharmonie kennt.
Man sollte den Großsegler zu Ende bauen, aber prüfen, ob eine
Grundausbildung nach alter Art noch zeitgemäß ist. Es ist ein
bisschen so, als würde die Luftwaffe ihre Tornado-Piloten zur
Einstimmung auf alten Ju-Maschinen fliegen lassen. Die Ausbildung
sollte in modernen Schiffen stattfinden, die "Gorch Fock" kann man
sich zu Repräsentationszwecken leisten, zur Traditionspflege.
Natürlich trägt von der Leyen die Verantwortung. In der Politik
hat die Personalisierung Methode. Von der Leyen hat allerdings mehr
als ihre Vorgänger auf eine rigide Kostenkontrolle geachtet. Das
führte dazu, dass Dinge auf den Tisch kommen, die früher leichter
unter denselben gefallen wären. Anfangs wurde es ihr mal als
Gestaltungsehrgeiz, mal als Profilneurose ausgelegt. Die Pannen hören
nicht auf. Nun fallen sie auf die Ministerin zurück. So wird sie zum
Opfer ihres eigenen Führungsstils.
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Datum: 22.01.2019 - 18:30 Uhr
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