Rheinische Post: Was nun, Tsipras?
Kommentar Von Gerd Höhler
(ots) - Gerade schien das Krisenland einigermaßen
stabilisiert, da bricht in Athen eine Regierungskrise auf. Die
Koalition aus Links- und Rechtspopulisten ist am Ende, das
Zweckbündnis zerbrochen. Der Streit um den Namen Mazedoniens ist nur
der Anlass für die Scheidung. Der eigentliche Grund ist, dass beide
Partner jetzt andere Interessen verfolgen. Kammenos muss fürchten,
bei der nächsten Wahl an der Dreiprozenthürde zu scheitern. Mit dem
Auszug aus der Regierung hofft er sein rechts-nationalistisches
Profil zu schärfen. Tsipras weiß, dass er die nächsten Wahlen wohl
verlieren wird. Wenn er als Oppositionsführer sein Polit-Comeback
vorbereiten will, muss er sein Linksbündnis Syriza zur Mitte öffnen.
Tsipras sucht darum Verbündete bei den Splitterparteien der linken
Mitte. Kammenos hat seine Schuldigkeit getan. Die Abstimmung über das
Mazedonien-Abkommen wird zur ersten Generalprobe dieser neuen
Allianzen. Tsipras wird versuchen, so lange wie möglich im Amt zu
bleiben. Doch unter einer Minderheitsregierung droht in Athen
politische Lähmung. Tsipras täte gut daran, nicht nur an sich,
sondern an sein Land zu denken - und schnell Neuwahlen
herbeizuführen.
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Datum: 13.01.2019 - 19:26 Uhr
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