"Museumsbesucher wollen wissen, woher die Objekte kommen" (FOTO)
(ots) -
Restitutionsexpertin Bénédicte Savoy über den Umgang mit
Kulturgütern aus Afrika / "SWR2 Zeitgenossen", 5.1., 17:05 Uhr / auf
www.SWR2.de und in der ARD Audiothek
"Wir dürfen nicht so tun, als ob die Objekte eines Tages mit einem
Helikopter zu uns gekommen sind und plötzlich die Museen bestückt
haben", sagt Bénédicte Savoy im Gespräch mit Marie-Christine Werner
in "SWR2 Zeitgenossen". Die französische Kunsthistorikerin und
ehemaliges Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Berliner
Humboldt Forums plädiert für eine radikal neue Perspektive im Umgang
mit Kunst: "Die Zeit ist so weit, dass immer mehr Museumsbesucher
wissen wollen, woher die Objekte kommen." Und weiter: "Genauso wie
sie wissen wollen, woher ihre Klamotten kommen, wollen sie wissen,
woher das Kulturgut in unseren Museen kommt und das ist ein legitimes
Verlangen." SWR2 sendet das Gespräch mit Bénédicte Savoy am 5. Januar
um 17:05 Uhr.
Auf die Frage, was es mit einem Land mache, wenn das kulturelle
Erbe fehlt, antwortet Savoy: "Fragen Sie Deutschland: Was hat es um
1800 gemacht, als Napoleon alles in Paris versammelt hat. Was hat
Goethe darüber gesagt, was hat Schiller für Gedichte darüber
geschrieben, [...] über das Gefühl des Verlustes, über die identitäre
Beleidigung, die damit einhergeht." Weiter sagt sie: "Das sind ganz
tiefe Verletzungen, die da entstehen, die über Generationen hinweg
nicht heilen, im Gegenteil. [...] Die Wunde wird immer größer, die
Verbitterung wird immer größer darüber, dass man seines kulturellen
Eigentums beraubt wurde."
Savoy fordert Rückgabe afrikanischer Objekte Bénédicte Savoy
untersucht im Auftrag des französischen Präsidenten die Möglichkeit
der Rückgabe von afrikanischen Kulturgütern, die sich in
französischen Museen befinden. "Für mich war die größte Erkenntnis
aus der Beschäftigung mit Afrika, dass es nicht geht, dass die Jugend
in Afrika, d. h. 60 Prozent der Bevölkerung, die unter 25 Jahre alt
ist, überhaupt keinen Zugang zum eigenen Kulturerbe hat." Sie fordert
daher in "SWR2 Zeitgenossen" die Rückgabe afrikanischer Objekte aus
westlichen Museen.
Bénédicte Savoy
Nach ihrem Studium an der École normale supérieur promovierte
Bénédicte Savoy im Jahr 2000 mit einer Arbeit über Napoleons
Kunstraub in Deutschland. Nach Stationen am Centre Marc Bloch, der
Technischen Universität und der Freien Universität in Berlin wurde
sie 2003 zunächst Juniorprofessorin für Kunstgeschichte an der TU
Berlin. Seit 2009 ist sie Professorin. Zugleich unterrichtet Savoy am
Collège de France in Paris. 2016 wurde der Kunsthistorikerin der
Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis verliehen. Im Sommer 2017 verließ sie
aus Protest den wissenschaftlichen Beirat des Berliner
Humboldtforums. Die Macher würden ihrer Ansicht nach die Aufarbeitung
der kolonialen Vergangenheit ihrer Sammlungen vernachlässigen.
Online First ab sofort auf der SWR2 Homepage und in der ARD
Audiothek. Kostenfreie Fotos auf www.ARD-foto.de
Weitere Informationen unter
http://swr.li/swr2-zeitgenossen-benedicte-savoy
Pressekontakt: Oliver Kopitzke, Telefon: 07221 929-23854,
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Datum: 02.01.2019 - 12:25 Uhr
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