Bundeskriminalamt erwartet anhaltende Kokainschwemme in Europa
(ots) -
Sperrfrist: 28.12.2018 06:00
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Nach NDR Informationen geht das Bundeskriminalamt davon aus, dass
im Jahr 2018 möglicherweise erneut weltweit eine Rekord-Menge an
Kokain sichergestellt wird. Bis November lag die konfiszierte Menge
bei 608 Tonnen. Das geht aus einer BKA-internen Aufstellung hervor,
die dem NDR vorliegt. Im Vorjahr war weltweit die bisherige
Rekord-Menge von 632 Tonnen sichergestellt worden. Experten des BKA
halten es für möglich, dass durch Nachmeldungen und weitere Funde die
Menge für 2018 noch über den Vorjahreswert steigt.
Damit setzt sich der von Ermittlern seit Jahren beobachtete Trend
fort, dass immer größere Mengen des Rauschgifts vor allem aus
Südamerika in die USA, nach Europa und in andere Erdteile
geschmuggelt werden. Deutsche Zoll- und Polizeifahnder sprechen
intern von einem "Tsunami aus Südamerika". Christian Hoppe, Leiter
der Rauschgiftbekämpfung beim BKA, sagte dem NDR, die Ursache für die
anhaltende Kokainschwemme liege "in erster Linie in den großen
Produktionsmengen in Staaten wie Kolumbien, Peru und Bolivien". Zudem
würde Kokain heute effizienter hergestellt, aus einer Ernte lasse
sich mehr von der Droge gewinnen als noch vor einigen Jahren. Allein
in Deutschland wurden in diesem Jahr nach NDR Informationen etwa fünf
Tonnen der Droge sichergestellt.
Nach Informationen des NDR geht das Zollkriminalamt davon aus,
dass die Großhandelspreise für Kokain fallen. Gleichzeitig steigt der
Reinheitsgrad des Kokains im Straßenverkauf. Der Kokainmarkt in
Europa wird neben deutschen Tätern von Kriminellen aus dem Westbalkan
und Marokko beherrscht. Auch die italienische Mafia verdient offenbar
an dem Geschäft mit der Droge, wie Sicherstellungen bei Razzien
Anfang Dezember zeigten. Allessandro Pirona, Forscher der
Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen, warnt vor einer
zunehmenden Brutalisierung: "Wir sehen Auftragsmorde und
Entführungen, Gewalt gegen Polizisten und Einschüchterungsversuche
von Hafenarbeitern", sagte er dem NDR. Vom BKA heißt es dazu, man
könne nicht ausschließen, dass sich der Kokainhandel auch in
Deutschland zunehmend brutalisiere.
Pirona ist Autor einer aktuellen Studie, bei der Abwasserproben
auf Kokain-Spuren hin untersucht worden sind. Er und seine Kollegen
konnten dabei in zehn europäischen Städten eine massive Zunahme von
Kokain-Abbauprodukten im Vergleich zum Jahr 2015 feststellen. Dies
könnte ein Hinweis darauf sein, dass immer mehr Menschen Kokain
konsumieren. Es sei deshalb dringend notwendig, das Thema besser zu
erforschen, so Pirona. Da die Täter immer stärker international
arbeiten, müssten auch die Strafverfolgungsbehörden entsprechend
reagieren, fordert der BKA-Ermittler Christian Hoppe. Es sei höchste
Zeit, dem internationalen Netzwerk der Kriminellen "ein Netzwerk der
Strafverfolgungsbehörden" entgegenzusetzen, das in Echtzeit
Informationen austauschen könne, um im eigenen Land die notwendigen
Maßnahmen zu treffen.
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