Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Friedrich Merz
(ots) - Ist es nun ein vergiftetes Angebot oder
tatsächlich der aufrichtige Wunsch, seiner CDU zu helfen? Schenkt man
Friedrich Merz Glauben, so will es der verhinderte Vorsitzende
jedenfalls nicht beim 39-Tage-Comeback belassen. Seine Einlassungen
kommen spät, verwischen aber fürs Erste den Eindruck, der Sauerländer
schlage sich nach der knappen Niederlage gegen Annegret
Kramp-Karrenbauer wieder beleidigt in die Büsche. So, wie er es nach
2002 schon einmal getan hatte. Ob ein paar »vertrauensvolle
Gespräche« mit AKK schon die Rückkehr auf die große politische Bühne
bringen, darf indes bezweifelt werden. Dass Merz sich für ministrabel
hält, überrascht kaum. An Selbstbewusstsein hat es dem 63-Jährigen
nie gemangelt. Angela Merkel aber wird kaum darauf brennen, Merz in
ihr Kabinett zu holen. Erst recht, da sie dafür wohl ihrem Vertrauten
Peter Altmaier das Amt des Wirtschaftsministers entreißen müsste.
Auch Annegret Kramp-Karrenbauers Freude über die Gedankenspiele des
Friedrich M. dürfte sich in Grenzen halten. Lebt ihr Einfluss bis
dato doch zum guten Teil von der Projektion, dass man es hier nicht
nur mit der CDU-Vorsitzenden, sondern mit der Kanzlerin in spe zu tun
hat. Kramp-Karrenbauers Macht hingegen ist aktuell eher gering. Kein
Mandat im Bundestag, kein Regierungsamt - und schon wieder den netten
Herrn Merz im Nacken. Immerhin: Die Dolchstoß-Legenden, mit denen die
Merz-Jünger dessen Niederlage auf dem Hamburger Parteitag zu
begründen suchten, sollten nun endgültig vom Tisch sein. Mikro zu
leise, Scheinwerfer zu heiß? Merz hat mit diesen Gerüchten Schluss
gemacht und eingeräumt, dass sein Auftritt Schwächen hatte. Das hat
Stil, war aber auch alternativlos - es hatte ja eh'' jeder gesehen,
der nicht ganz verblendet ist. Und wenn Merz sagt, »dass die Inhalte
nicht optimal übergekommen sind«, heißt das ja gerade nicht, dass die
Inhalte falsch sind. Ohnehin liegt hier sein größter Trumpf: Noch
immer bedient dieser Mann wie kein Zweiter die Sehnsucht nach
Wirtschaftskompetenz - in der CDU und weit darüber hinaus. Das ist am
Vorabend eines möglichen konjunkturellen Abschwungs nicht wenig. Von
daher wird es Annegret Kramp-Karrenbauer schwer haben, die
Merz-Offerte unbeantwortet zu lassen. Vor allem, da weder sie selbst
noch ihr Generalsekretär Paul Ziemiak diese programmatische Lücke
glaubhaft zu schließen versprechen. Friedrich Merz hat in Hamburg
verloren, geschlagen gibt er sich aber offenbar noch nicht. Dass er
sich die Ochsentour in der Partei ersparen will, passt ins Bild. Die
Mühen der Ebene sind seine Sache nicht. Merz zieht lieber die großen
Linien als am kleinen Karo zu stricken. Doch klar ist auch: Mögliche
Misserfolge im Wahljahr 2019 wird nicht er zu verantworten haben. Und
wer weiß, was passiert, wenn es davon nur ein paar zu viele gibt.
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Datum: 18.12.2018 - 21:15 Uhr
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