Geschäftserwartungen der Mittelständler sinken deutlich
(ots) -
Geschäftserwartungen des Mittelstands sinken auf
unterdurchschnittliches Niveau - Bilanzqualität und
Eigenkapitalausstattung bei Unternehmen aber weiterhin hoch - externe
Faktoren wie globale Risiken wirken belastend - Mittelstand sieht
Fachkräftemangel, Bürokratie und Digitalisierung als große
Herausforderungen - Unternehmen aufgeschlossen gegenüber neuen
Technologien - gemeinsame Studie "Mittelstand im Mittelpunkt" von BVR
und DZ BANK
Der deutsche Mittelstand präsentiert sich im Herbst 2018 weiterhin
in einer guten Verfassung, blickt aber weniger optimistisch als
bislang in die Zukunft. Dies ergibt die aktuelle Studie "Mittelstand
im Mittelpunkt", die neben der Mittelstandsumfrage der DZ BANK die
Resultate der Bilanzanalyse des Bundesverbands der Deutschen
Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) enthält. Dass sich der
Ausblick der mittelständischen Firmen deutlich verschlechtert hat,
kommt in deren Geschäftserwartungen zum Ausdruck, die im Saldo
merklich von 32,5 Punkten im Frühjahr 2018 auf 21,1 Punkte im Herbst
dieses Jahres zurückgegangen sind. Sie liegen damit erstmals seit
Herbst 2015 wieder unter dem langfristigen Mittelwert von 23,5
Punkten. Hauptursachen für die getrübte Stimmung des Mittelstands
sind geopolitische Unsicherheiten, der Fachkräftemangel und
zunehmende Bürokratie.
"Lange hat sich der Mittelstand erfolgreich gegen geopolitische
Risiken wie den Handelsstreit zwischen den USA und China oder den
bevorstehenden Brexit behauptet. Inzwischen belasten diese Faktoren
den Ausblick sichtbar. Hinzu kommen hausgemachte Probleme
Deutschlands wie der Fachkräftemangel", erläutert Uwe Berghaus,
Firmenkundenvorstand der DZ BANK. "Noch ist die Geschäftslage gut,
doch das ist so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm. Das Wetter wird
rauer", so Berghaus weiter. Der Saldo der Geschäftslage hat sich
gegenüber seinem im Frühjahr erreichten Allzeithoch nur leicht von
84,6 Punkten auf 79,3 Punkte vermindert.
Die insgesamt nach wie vor solide Verfassung des Mittelstands
beruht auch auf einer bilanziellen Stärke. Der aus den
Jahresabschlussdaten der mittelständischen Firmenkunden von
Volksbanken und Raiffeisenbanken berechnete Bilanzqualitätsindex
tendiert weiterhin aufwärts. "Wichtigster und erfreulicher Treiber
der zunehmenden Bilanzqualität mittelständischer Unternehmen ist,
dass sie ihre Eigenkapitalbasis kontinuierlich stärken. Ihre
durchschnittliche Eigenkapitalquote nahm 2017 gegenüber dem Vorjahr
um 1,1 Prozentpunkte auf 28,1 Prozent zu", erläutert Andreas Martin,
Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken
Raiffeisenbanken (BVR). "Damit betreiben die mittelständischen Firmen
verantwortungsvolle Risikovorsorge und sind gut gerüstet für die
Zukunft", so Martin weiter.
Fachkräftemangel und Bürokratie begrenzen Wachstumsmöglichkeiten
Neben den globalen Risiken bereiten den befragten Unternehmen auch
inländische Themen wie etwa die Bürokratie und insbesondere der
Fachkräftemangel Sorgen. Gemäß der Studie sehen 79 Prozent der Firmen
im Mangel an Arbeitern und Fachkräften ein Problem und 70 Prozent in
der Bürokratie. Beide Aspekte entwickeln sich immer mehr zu
Dauerbrennern und kosten die deutsche Wirtschaft bereits
Wachstumspotential. Zudem kostet insbesondere der Fachkräftemangel
die Firmen bereits unmittelbar Geld, zum Beispiel in Form abgelehnter
Aufträge oder höherer Lohn- und Gehaltskosten. Während beim
Bürokratieabbau der Staat gefordert ist, bemühen sich die
Unternehmen, auch eigene Antworten auf den Fachkräftemangel zu
finden, etwa, indem sie ihre Mitarbeiter konsequent weiterbilden und
ihre Experten mit viel Aufwand zu halten versuchen. Angesichts der
Bedeutung dieses Problems sind aber zusätzlich der Staat und die
Ausbildungsstätten gefragt - beispielsweise, indem die IT-Ausstattung
in Bildungseinrichtungen verbessert wird.
Mittelstand steht vor großen Veränderungen
Auch vor den großen Herausforderungen unserer Zeit - der
Globalisierung und der Digitalisierung - können sich die Unternehmen
nicht abschotten. Zum einen erwartet rund die Hälfte der deutschen
Mittelständler ein steigendes Interesse ausländischer Anteilseigner,
vor allem aus der Volksrepublik China. Zum anderen wird ein
sinnvoller und rechtzeitiger Einsatz moderner digitaler Technologien
immer notwendiger, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
Mittelstand investiert in neue Technologien wie "Internet der
Dinge"
Erfreulich ist: Die Herausforderung der Digitalisierung haben die
Mittelständler erfolgreich angenommen. Den Umfrageergebnissen zufolge
nutzen heute schon 65,5 Prozent der Mittelständler moderne digitale
Technologien wie das "Internet der Dinge". Allerdings zeigen die
Ergebnisse der Umfrage eindeutig, dass Digitalisierung nicht gleich
Digitalisierung ist. Die Unternehmen investieren in
hochspezialisierte Technologien, die zu ihrem Unternehmen passen. Die
Investition muss Sinn ergeben und sich rechnen. Dementsprechend sieht
das Anforderungsprofil für digitale Dienste und Produkte je nach
Branche und Unternehmensgröße auch sehr individuell aus. Während für
die Agrarindustrie beispielsweise das Internet der Dinge und der
Einsatz von Drohnen am interessantesten ist, legen Automobil- und
Maschinenbauer unter anderem hohes Augenmerk auf Robotik.
Über die Studie "Mittelstand im Mittelpunkt"
Die Daten für die VR Mittelstandsumfrage wurden in der Zeit vom
10. September bis 16. Oktober 2018 im Rahmen einer telefonischen
Umfrage erhoben. Die Stichprobe von 1.502 Unternehmen ist
repräsentativ; befragt wurden Inhaber und Geschäftsführer
mittelständischer Unternehmen in Deutschland. Grundlage für die VR
Bilanzanalyse sind die Jahresabschlüsse (Bilanzen und
Erfolgsrechnungen), welche die mittelständischen Firmenkunden der
Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rahmen ihrer
Kreditantragstellungen für die Jahre 2001 bis 2017 einreichten.
Insgesamt liegen für den genannten Zeitraum knapp 2,2 Millionen
Abschlüsse vor.
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Datum: 17.12.2018 - 09:07 Uhr
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