Preisträgerinnen und Preisträger der German Jewish History Awards 2019 stehen fest
(ots) - Mit den German Jewish History Awards der
Obermayer-Stiftung werden deutsche Bürgerinnen und Bürger geehrt, die
auf freiwilliger Basis in ihren Heimatorten einen herausragenden
Beitrag zur Wahrung des Gedenkens an die jüdische Vergangenheit
leisten. Die German Jewish History Awards 2018 werden am 21. Januar
2019 im Berliner Abgeordnetenhaus verliehen.
Im Jahr 2019 erhalten die German Jewish History Awards:
Hilde Schramm und die Stiftung ZURÜCKGEBEN für die Förderung
jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft (Berlin): 1994 gründete
Hilde Schramm gemeinsam mit politisch engagierten Freundinnen die
Stiftung ZURÜCKGEBEN, um in Deutschland lebende jüdische Frauen in
Kunst und Wissenschaft zu fördern. Das Grundkapital stammte aus dem
Verkauf dreier Gemälde, die Schramm geerbt hatte und von denen sie
vermutete, dass sie während der Zeit des Nationalsozialismus
jüdischen Familien geraubt worden waren. Erworben hatte sie
ursprünglich ihr Vater Albert Speer, Hitlers Chefarchitekt und
Rüstungsminister. Die Stiftung hat seit ihrer Gründung mehr als 150
jüdische Frauen gefördert. Die Bandbreite der Projekte reicht von der
Wiederentdeckung jüdischer Künstlerinnen und Künstler über
Kindertheater und die Erforschung der Familiengeschichte bis hin zu
Ausstellungen, Tanzshows, Büchern und Filmen. Schramm war Ende der
1980er Jahre Abgeordnete der Grünen (damals Alternative Liste) im
Berliner Abgeordnetenhaus.
Egon Krüger (Mecklenburg-Vorpommern): Der pensionierte Lehrer und
Wissenschaftler hat sich über mehrere Jahrzehnte hinweg der
akribischen Dokumentation des Lebens ehemaliger jüdischer Bürger von
Pasewalk gewidmet. Zu dem Thema hat er zwei Bücher geschrieben,
darunter Zur Geschichte der jüdischen Bürger in Pasewalk, das im Jahr
2017 erschien. Neben Vorträgen hat er jüdische Familientreffen als
Gastgeber begleitet und zahlreiche Führungen durch das jüdische
Pasewalk geleitet. Auf seine Initiative gehen eine Gedenktafel und
ein Gedenkstein am Standort der ehemaligen Synagoge der Stadt ebenso
zurück wie die Stolpersteine in den Straßen von Pasewalk.
Gabriele Hannah sowie Hans-Dieter und Martina Graf
(Rheinland-Pfalz): Mit einer Kombination aus kreativem Talent zum
Geschichtenerzählen und umfassenden Recherchen ist es den Autoren des
Buches Die Juden vom Altrhein gelungen, die jüdische Geschichte in
ihrer Region wieder lebendig werden zu lassen. Neben dem im Mai 2018
erschienenen, 556 Seiten starken Werk haben sie zahlreiche Artikel
und Monographien sowie ein Kinderbuch verfasst: Moppi und Peter
erzählt die wahre Geschichte zweier Hunde und ihrer jüdischen
Eigentümer während der NS-Zeit. Aktuell engagieren sie sich für den
Erhalt der Synagoge von Eich, die 1891 erbaut wurde und derzeit zu
verfallen droht.
Michael Imhof (Hessen): Der pensionierte Lehrer hat sich in den
vergangenen drei Jahrzehnten dafür engagiert, jungen Menschen ebenso
wie Erwachsenen das reiche jüdische Vermächtnis seiner Region zu
vermitteln. Er hat Führungen durch das jüdische Fulda geleitet,
zahllose Workshops in Schulen und Gemeinden veranstaltet, eine
Gedenktafel für im Holocaust ermordete jüdische Schüler initiiert und
ein erfolgreiches Schulaustauschprogramm zwischen Fulda und Städten
in Israel aufgebaut. Darüber hinaus hat er zwei monumentale Werke
über die jüdische Lokalgeschichte geschrieben. Auf Basis von 400
Jahre Juden in der Rhön wurde später eine Wanderausstellung
erarbeitet.
Elisabeth Böhrer (Unterfranken, Bayern): Mit ihren sorgfältigen
Archivrecherchen und ihrem enormen Engagement für den persönlichen
Kontakt zu den Nachfahren von Juden ihrer Region hat sie das Gedenken
an die einst florierenden jüdischen Gemeinden von Schweinfurt, Bad
Kissingen und anderen unterfränkischen Städten bewahrt. Unter anderem
hat sie ein Buch über den jüdischen Friedhof von Schweinfurt
geschrieben, nachdem sie mehr als 300 Grabsteine entziffert und zu
den dort begrabenen Familien recherchiert hatte. Darüber hinaus sind
ihren Recherchen bislang unbekannte Informationen zu den Familien
namhafter Juden aus der Region zu verdanken. Dazu zählen auch Joseph
Sachs, dessen Sohn Samuel 1882 zum neuen Namensgeber der Firma
Goldman Sachs wurde, und Ludwig Steinberger, dessen Sohn Jack
Steinberger 1988 den Nobelpreis für Physik erhielt.
Eine zusätzliche Auszeichnung für herausragende Leistungen wird in
diesem Jahr verliehen an:
Benigna Schönhagen (Bayern): Als Direktorin des Jüdischen
Kulturmuseums Augsburg-Schwaben initiierte Schönhagen im Jahr 2001
eine Dauerausstellung zur Geschichte der Juden von Augsburg vom
frühen 13. Jahrhundert bis heute. Auch das Programm Lebenslinien, in
dessen Rahmen ehemalige jüdische Bürger von Augsburg alljährlich
anlässlich der Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht eingeladen
wurden, geht auf ihre Initiative zurück. Weitere Beispiele für ihr
Engagement sind die Erinnerungsbänder an den Häusern, wo früher Juden
gelebt hatten, und ein Nachfahrentreffen, zu dem jüdische Überlebende
und vier Generationen von Nachfahren nach Augsburg kamen.
Die German Jewish History Awards werden von der Obermayer-Stiftung
(USA) verliehen. Die Auszeichnung wurde im Jahr 2000 von Dr. Arthur
S. Obermayer und seiner Frau Dr. Judith H. Obermayer ins Leben
gerufen. Der vielfältig engagierte amerikanische Unternehmer und
Philanthrop verstarb Ende 2016.
Die Preisverleihung in Berlin wird durch das Berliner
Abgeordnetenhaus organisatorisch unterstützt. Co-Sponsoren sind das
Leo Baeck Institut (New York) und GerSIG (Forum für deutsch-jüdische
Genealogie, Teil der weltweiten Plattform JewishGen.org). Weitere
Informationen zu den Preisträgerinnen und Preisträgern 2019 und aus
den Vorjahren finden Sie unter http://www.obermayer.us/award.
Am 21. Januar berichten die Preisträgerinnen und Preisträger im
Rahmen einer Pressekonferenz (11:00 Uhr) über ihre Projekte. Die
Preisverleihung (18:00 Uhr) findet Plenarsaal des Berliner
Abgeordnetenhauses statt.
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Datum: 04.12.2018 - 15:40 Uhr
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