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Als selbst Kinder zu Tätern wurden: Erinnerung an die Reichsprogromnacht

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Vor 80 Jahren, am 9. auf den 10. November 1938, brannten Synagogen im gesamten Deutschen Reich, inÖsterreich und in der Tschechoslowakei.


(IINews) - Organisierte Schlägertrupps setzen jüdische Gotteshäuser und Geschäfte in Brand. Es wurde geplündert, Menschen wurden misshandelt, verhaftet, getötet. Der 9. November ist ein Wendepunkt - Antisemitismus, Rassismus, Mord wurden staatsoffiziell. Der 9. November war das offizielle Signal zum größten Völkermord, den Europa jemals gesehen hat.



Wer in Mainz wohnt, der kennt das idyllische Winzerdorf Guntersblum. Ein schöner Ort mit einer 1200-jährigen Geschichte. Rheinhessische Lebensfreude pur - hier gibt es guten Wein, kulturelle Veranstaltungen. Feste in Guntersblum haben große Anziehungskraft im Rhein-Main Gebiet. Auch in dem rheinhessischen Städtchen fanden Gräueltaten statt. Das Besondere - sie sind sehr detailliert dokumentiert.



Der Historiker Sven Felix Kellerhoff hat die Ereignisse in seinem Buch "Ein ganz normales Pogrom" dargestellt. Er stieß durch einen Hinweis der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas auf die Bilderserie und recherchierte, was damals in Guntersblum geschah. Jetzt zeigt eine Ausstellung im Berliner NS-Dokumentationszentrum Topographie des Terrors historische Fotos davon.



Am 10. November wurden in Guntersblum sechs jüdische Männer festgenommen. Sie wurden mit religiösen Gegenständen ausgestattet, die bei der Verwüstung der Synagoge gestohlen wurden. Während sie "zur Belustigung der Volksgenossen durch den ganzen Ort" marschieren mussten, wie Kellerhof schreibt, wurden sie bespuckt und geschlagen. Selbst Kinder wurden zu Tätern. Danach wurden die aus der Synagoge geraubten Gegenstände in Brand gesetzt. Mindestens neun Wohnungen wurden überfallen und verwüstet. "Viele Guntersblumer verfolgen die Übergriffe hinter Vorhängen", heißt es im Katalog zur Ausstellung. Das Buch von Sven Felix Kellershoff liefert einen wichtigen Beitrag. Es bringt uns sehr nahe, was damals geschah. Namen, Orte, Häuser, Straßen findet man noch heute. Geschichte wird lebendig. Es ist wichtig, dass es Gedenksteine, Ausstellungen, Hinweisschilder, Stolpersteine und Bücher wie das von Sven Felix Kellerhoff gibt, die uns immer wieder erinnern an das, was geschah. Wir dürfen nicht vergessen. Was geschah, darf nie wieder geschehen. Nicht in Deutschland und auch nicht anderswo.




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Datum: 29.11.2018 - 00:25 Uhr
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