BERLINER MORGENPOST: Die Fachkräfte von morgen - Leitartikel von Joachim Fahrun über die steigenden Studentenzahlen in Berlin
(ots) - Das Wachstum der Studentenzahlen in der Hauptstadt
ist bemerkenswert und treibt die Stadt an. Mehr als 190.000
überwiegend junge Menschen sind an Berlins Universitäten und
Fachhochschulen eingeschrieben. Ein nicht unwichtiger Teil des
jungen, kreativen Potenzials kommt übers Studium in die Stadt.
Inzwischen müssen sich die Ur-Berliner Landeskinder anstrengen, um
mit der internationalen Konkurrenz vor allem in den begehrten Fächern
mitzuhalten. Denn jeder fünfte Studierende in Berlin kommt
mittlerweile aus dem Ausland. Sie kommen nicht nur wegen Party und
Kultur. Inzwischen lockt auch die verbesserte Qualität der
akademischen Ausbildung selbst junge Leute aus aller Welt an.
Die drei großen Universitäten, die Universität der Künste, manche
Fachhochschulen und auch viele der neuen privaten Bildungsstätten
genießen einen ordentlichen bis sehr guten Ruf. Woanders müssten
Studierende oder ihre Eltern bisweilen happige Studiengebühren
zahlen. In Berlin ist Bildung an den staatlichen Hochschulen
zumindest bis zum Bachelor und Master kostenfrei, manchmal sogar die
postgraduierten Studiengänge darüber hinaus.
Natürlich verursacht der Studenten-Boom auch Kosten. Die
Hochschulen bekommen vom Senat deutlich mehr Geld als früher, um ihre
Aufgaben zu erledigen und den Andrang zu bewältigen, ohne in die
Zustände der Massen-Universität der 80er-Jahre zurückzufallen.
Für die Berliner Wirtschaft und ansiedlungswillige Unternehmen
sind die Studierenden ein gewichtiges Argument. 32.000 junge Leute
machen hier jedes Jahr ihren Abschluss und bilden eine
Fachkräftepotenzial, wie es in dieser Menge kaum sonst wo existiert.
Aber wie bei jeder Entwicklung zeigen sich Schattenseiten, die
eine Dynamik abwürgen können. Ganz vorne unter den Problemen steht
die Wohnungsnot. 4000 Menschen warten auf einen Platz in einem
Studentenwohnheim. Die Stadt braucht hier mehr Engagement beim Bau
neuer Wohnheime und Flexibilität.
Der Senat muss die Potenziale der Hochschulen noch stärker
heranziehen, um die Stadt voranzubringen. Dass endlich mehr
Lehrkräfte ausgebildet werden, ist überfällig. Und viel mehr
Nachwuchsforscher sollten sich der Probleme der Stadt annehmen. Die
Stadt muss sich aber auch stärker als bisher als Labor verstehen, in
dem neue Ideen auch ausprobiert werden.
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Datum: 27.11.2018 - 19:41 Uhr
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