NABU: Zunahme illegaler Wolfstötungen ist alarmierend / Miller: Abschüsse von Wölfen sind kein Kavaliersdelikt
(ots) - Mit Blick auf die heute vorgelegten offiziellen
Zahlen zur Entwicklung von Wölfen in Deutschland bezeichnet der NABU
die steigende Zahl der illegalen Wolfstötungen als alarmierend.
Allein in diesem Jahr wurden bereits acht Wölfe mit
Schussverletzungen tot aufgefunden. Seit 2000 wurden damit bisher
bundesweit 35 Tiere illegal geschossen. Die Dunkelziffer an illegaler
Bejagung ist mit großer Wahrscheinlichkeit viel höher. Das zeigen
auch immer wieder Untersuchungen an Wölfen, die bei Verkehrsunfällen
zu Tode kamen. Zuletzt wurde bei einer überfahrenen Fähe vor Usedom
festgestellt, dass sie zu Lebzeiten mit Schrot beschossen wurde,
daran jedoch nicht starb.
"Illegale Tötungen von Wölfen sind kein Kavaliersdelikt und
gehören strengstens geahndet. Die Verantwortlichen müssen zur
Rechenschaft gezogen werden", sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif
Miller. Neben der Bedrohung durch menschliche Bejagung ist für viele
Wölfe der Straßenverkehr die größte Gefahr: Alleine dieses Jahr kamen
50 Wölfe im Straßenverkehr zu Tode. Damit liegt die Zahl seit 2000
bei 200 verkehrstoten Tieren. Dazu kommt die natürliche
Sterblichkeit, die gerade im ersten Lebensjahr bei etwa 50 Prozent
liegt.
73 Rudel, 30 Paare und drei territoriale Einzeltiere - das sind
die vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) offiziell vorgelegten
Bestandszahlen von Wölfen in Deutschland aus dem Monitoringjahr
2017/18.
"Dieser Zuwachs der Territorien von rund 27 Prozent ist aus
biologischer Sicht vollkommen normal für die Entwicklung der
Wolfspopulation, solange es sowohl genügend Rückzugsräume als auch
ausreichend Nahrung wie Rehe und Wildschweine gibt. Einen günstigen
Erhaltungszustand hat die Population dennoch noch nicht erreicht", so
NABU-Wolfsexpertin Marie Neuwald. Aus NABU-Sicht wirken sich die
Verluste durch illegalen Abschuss und Verkehr auf die Wolfspopulation
aus. Solange diese so hoch sind, ist der gute Erhaltungszustand in
weiter Ferne.
Der NABU kritisiert Vertreter aus Politik und Landwirtschaft sowie
Teile der Jagdlobby, die immer wieder aufs Neue eine Bejagung der
Wölfe fordern, und dies unter dem Deckmantel des Herdenschutzes.
"Abschussquoten von Wölfen helfen keinem einzigen Weidetier, solange
die Herde nicht möglichst wolfssicher geschützt wird. Bejagung ist
kein Herdenschutz. Das darf den betroffenen Tierhaltern auch nicht
als Lösung suggeriert werden", so Neuwald weiter. Vor diesem
Hintergrund begrüßt der NABU die Entscheidung der EU, Herdenschutz
und Kompensation nun zu 100 Prozent fördern zu können. Jetzt seien
die Länder am Zug, die Förderung schnellstmöglich und unkompliziert
zu ermöglichen.
Der NABU lehnt die Forderung der Schweizer Regierung ab, den
strengen Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention zurück zu
stufen. Zielführender sei es, endlich alle Akteure - die Wissen zum
Wolf oder zur Weidetierhaltung haben ¬ zusammenzubringen, und zwar
mit dem festen Vorsatz, den Herdenschutz europaweit voranzutreiben.
Vor diesem Hintergrund appelliert der NABU wiederholt an die
Bundesregierung und das Landwirtschaftsministerium, ein nationales
Kompetenzzentrum für Herdenschutz und Innovation einzurichten,
anstatt sich hinter zeit- und personalaufwändigem Gerangel um
unnötige Gesetzesänderungen zu verstecken. So genannte auffällige
Wölfe können im Einzelfall bereits jetzt schon laut geltendem
Naturschutzrecht entnommen werden. Guter und praktikabler
Herdenschutz dagegen bleibt das A und O und muss entsprechend
gefördert werden - daran führt kein Weg vorbei.
Hintergrund:
Wie in den vergangenen Jahren befinden sich laut BfN und DBBW in
Brandenburg mit nun 26 Rudeln und 12 Paaren die meisten
Wolfsterritorien. Sachsen und Niedersachsen haben jeweils 22
Wolfsterritorien, wobei in Sachsen die Anzahl der Rudel mit 18 höher
ist als in Niedersachsen mit 13.
Weitere Rudel gibt es in Sachsen-Anhalt (ein Territorium weniger
als im Vorjahr), Mecklenburg-Vorpommern und Bayern. Im Freistaat
wurde zum ersten Mal ein Rudel bestätigt. Die territorialen
Einzeltiere verteilen sich auf Mecklenburg-Vorpommern (2) und
Thüringen (1). Somit sind in sieben Bundesländern Wölfe territorial
ansässig, in allen anderen Flächenländern außer dem Saarland wurden
durchziehende Wölfe nachgewiesen. Das zeigt, dass es in allen Ländern
Gebiete gibt, die als potentielle Wolfsterritorien in Frage kommen.
Den Regierungen und Weidetierhaltern dieser Länder empfiehlt der
NABU, sich frühzeitig um einen guten Herdenschutz zu kümmern. Auch
durchziehende Wölfe können Schaden anrichten, wenn sie auf ungenügend
geschützte Weidetiere treffen.
Das Monitoring bezieht sich auf den Zeitraum von 1. Mai 2017
(Geburt der Welpen) bis zum 30. April 2018. Da die Auswertung der
Monitoringdaten aus den Ländern durch die DBBW Zeit benötigt, werden
die Daten mit einigen Monaten Verzug veröffentlicht.
Mehr Infos:
www.nabu.de/wolf
www.dbb-wolf.de
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Für Rückfragen:
Marie Neuwald, NABU-Wolfsexpertin, Tel. +49 (0)30.284984-1624, E-Mai:
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Datum: 22.11.2018 - 11:53 Uhr
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