Kleine Firmen in China unter Druck / Coface: KMU auf Schattenbanken angewiesen - Problem für die Politik
(ots) - Risiken in der chinesischen Wirtschaft werden für
gewöhnlich mit großen staatlichen Unternehmen oder großen privaten
Konglomeraten in Verbindung gebracht. Dabei dürfen aber die Probleme
der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nicht außer Acht gelassen
werden, meint der Kreditversicherer Coface. "Die KMU kämpfen um
Finanzierungen", stellt Carlos Casanova in einem "Coface-Focus" fest.
Als aktuelle Lösung und langfristiges Problem zugleich sieht der
Regional Economist für Asien-Pazifik dabei die Schattenfinazierung.
Kleinere und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat der
chinesischen Wirtschaft: Sie machen 97 Prozent der Unternehmen aus,
erwirtschaften 60 Prozent des BIP und stellen 80 Prozent der
Arbeitsplätze in den Städten. Das Umfeld mit dem schwelenden
Handelskrieg mit den USA und sich drastisch verschlechternden
Finanzierungbedingungen macht den KMU aktuell das Überleben nicht
leicht. Angesichts ihrer Bedeutung für die chinesische Wirtschaft ist
davon auszugehen, dass die Politik Schritte unternimmt, um die KMU
nicht aufs Abstellgleis geraten zu lassen. "Finanzpolitische Anreize,
eine vorsichtige und realistische Regulierung der Schattenbanken und
marktkonforme Zinsen sowie Anreize für adäquates Risikomanagement
könnten helfen", sagt Carlos Casanova.
Die KMU sind besonders stark in den verarbeitenden Gewerben sowie
im Groß- und Einzelhandel. Entsprechend groß ist die Gefahr, wenn
diese Sektoren von zunehmendem Gegenwind erfasst werden. Im
verarbeitenden Gewerbe sind bereits Bereiche von den US-Zöllen im
Handelsstreit zwischen den USA und China betroffen. Firmen in diesen
Sektoren bekommen Probleme, die steigenden Kosten zu kompensieren,
was wiederum zu höheren Kreditrisiken führt. Auch viele Unternehmen
im Großhandel und im Einzelhandel stehen vor dem Problem steigender
Kosten, die auf die Gewinne drücken. Zugleich müssen die Firmen mit
einem restriktiveren Finanzierungsumfeld zurechtkommen.
Die hohe Verschuldung und Fehlleitungen von Kapital sind zu
Risiken für das Wachstum der Wirtschaft geworden. Die Politik ist
sich dessen bewusst. Seit dem ersten Halbjahr 2018 hält die Regierung
Unternehmen dazu an, sich von riskanten alternativen Finanzierungen
über so genannte Schattenbanken zu lösen. Die sind allerdings eine
bedeutende Finanzierungsquelle für die chinesischen KMU. Nur noch 20
Prozent der Kredite von Banken gingen im ersten Halbjahr 2018 an KMU.
In den ersten sechs Monaten des Vorjahres waren es noch 30 Prozent.
"Der Risikoappetit der Banken ist gering", stellt Carlos Casanova
fest. Ein hartes Einschreiten gegen diese Form der Finanzierung hätte
einschneidende Folgen für ohnehin angeschlagene Firmen.
Die Politik in Peking hat die striktere Finanzpolitik zwar wieder
etwas gelockert und die Regulierer bekunden ihre Unterstützung für
die KMU. "Dies reicht aber nicht aus, um die Unsicherheit in diesem
wichtigen Wirtschaftssegment zu beseitigen, da die Banken
wahrscheinlich an ihrer Kreditvergabepolitik gegenüber privaten
Unternehmen mit schwachen Sicherheiten festhalten werden", erwartet
der Coface-Economist. "Hinzu kommen aktuell Vergaberestriktionen an
Unternehmen, die mit Partnern in den USA Geschäfte machen." Nach
Ansicht von Carlos Casanova würde ein etwas weniger scharfer Blick
auf die Schattenbanken vorübergehend helfen, Druck von den KMU zu
nehmen. "Diese Institute liefern, was der offizielle Bankensektor
nicht leistet." Ein Schritt in Richtung flexiblere Zinsen würde
zusätzlich helfen, Hürden zu überwinden, die sich vor den KMU
aufgebaut haben und deren externe Finanzierung erschweren.
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Datum: 22.11.2018 - 11:14 Uhr
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