Palmöl im Tank - 76 Prozent der Deutschen ahnen davon nichts
(ots) - Palmöl wird vermehrt dem Biodiesel beigemischt -
Eine europaweite Umfrage belegt, dass die Mehrheit der EU-Bürger
darüber nichts weiß und diese Praxis ablehnt - Die Deutsche
Umwelthilfe (DUH) startet mit einem Bündnis internationaler NGOs
europaweite Kampagne und fordert von der EU-Kommission den Ausstieg
aus Palmöl im Diesel - Biokraftstoffe sollten nur noch aus Abfall-
und Reststoffen hergestellt werden
Mehr als drei Viertel der Deutschen wissen nicht, dass das
umstrittene Palmöl stetiger Bestandteil von Diesel-Kraftstoff ist.
Dieses Ergebnis zeigt eine IPSOS Umfrage in neun europäischen
Ländern. Auf EU-Ebene ist der Anteil sogar noch höher: 82 Prozent der
EU-Bürger wissen nichts von der Beimischung. Gleichzeitig haben
Dieselfahrer beim Tanken keine Wahl, denn Diesel ohne wertvolle
Speiseöle, wie das Regenwald-Produkt Palmöl, gibt es immer weniger.
Der Anbau von Palmöl ist mit einer massiven Zerstörung wertvoller
tropischer Ökosysteme in den Produktionsländern verbunden. Neben der
Entwaldung, die zum Verlust wichtiger Lebensräume verschiedenster
Arten führt, hat die Palmölproduktion aufgrund der CO2-Freisetzung
erhebliche Auswirkungen auf das Weltklima und ist gleichzeitig auch
Auslöser enormer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Konflikte.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH dazu: "Durch
die Beimischung von Palmöl zum Biodiesel wird ein kostbares Produkt
aus Regenwaldgebieten im Straßenverkehr verbrannt. Es kann nicht
sein, dass riesige Regenwaldflächen für die Produktion von
Kraftstoffen gerodet werden. Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden."
Die Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (Renewable Energy Directive,
EU-RED), die ursprünglich das Ziel hatte, die CO2-Bilanz von Diesel
zu verbessern, sorgte dafür, dass vermehrt Speiseöle, wie Palm- und
Sojaöl dem Diesel zugemischt werden. Die angeblich positive
Klimabilanz, die bislang als Argument für die Förderung biogener
Kraftstoffe angeführt wurde, muss jedoch ernsthaft in Frage gestellt
werden. Zahlreiche Studien belegen, dass bestimmte Biokraftstoffe das
Klima insgesamt genauso belasten wie fossile Kraftstoffe. Werden die
Treibhausgasemissionen aus indirekter Landnutzungsänderung (iLUC)
berücksichtigt, liegen die Treibhausgasemissionen von Palmöl als
Beimischung von Diesel 80 Prozent über denen von Diesel aus
Mineralöl. Doch bisher berücksichtigen die
Erneuerbaren-Energien-Richtlinie sowie die
Kraftstoffqualitätsrichtlinie (Fuel Quality Directive FQD) die
iLUC-Emissionen der Biokraftstoffe nicht in ihren CO2-Rechnungen.
Laut der europaweiten Umfrage sind 69 Prozent der Befragten gegen die
Verwendung von Palmöl in Kraftstoffen und fordern, dass diese
Fehlentwicklung aufgehalten wird.
Im Januar 2018 forderte das EU-Parlament ein Verbot der
Beimischung von Palmöl zu Biokraftstoffen ab 2021. In den
anschließenden Verhandlungen mit dem EU-Rat und der EU-Kommission
konnte dieses Ziel leider nicht erreicht werden. Mit der Einstufung
von Palmöl als "risikoreicher" Biokraftstoff kann der Verbrauch von
Palmöl in EU-Ländern ab 2019 nur eingefroren werden. Erst ab 2030
sollte der EU-Anteil bei Null liegen. Damit das Verbot rechtskräftig
ist, muss es im Februar noch vor den Europawahlen gesetzlich
festgesetzt werden. Die Regierungen der Palmöl-produzierenden Länder
versuchen jedoch mit allen Mitteln, dies zu verhindern und drohen mit
dem Scheitern der momentanen Verhandlungen zu zukünftigen
Freihandelsabkommen.
Die DUH fordert die EU-Kommission auf, stark zu bleiben und eine
schnelle Umsetzung eines Beimischungsverbots rechtskräftig
durchzusetzen. Biokraftstoffe mit Lebensmittelbestandteilen dürfen
nicht als "Erneuerbare Energien" anerkannt werden. Lediglich Abfall-
und Reststoffe oder Biomasse, die nicht zur Lebensmittelproduktion
verwendet werden, sollten zur energetischen Nutzung verwendet werden.
Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, startet die DUH am 21.
November 2019 gemeinsam mit sieben europäischen
Partnerorganisationen, wie Friends of the Earth (Niederlande), Amis
de la Terre and Canopeé (Frankreich), Ecologistas en Acción
(Spanien), Fédération Inter-Environnement Wallonie (Belgien), Swedish
Society for Nature Conservation (Schweden) und Transport &
Environment eine internationale Kampagne. Ziel ist es, die
Bürgerinnen und Bürger zu motivieren, den Druck auf die
EU-Abgeordneten zu erhöhen, am 19. Februar 2019 entschlossen zu
handeln, um so schnell wie möglich Beimischungen von Palmöl im Diesel
auszuschließen. Auftakt der Kampagne ist eine Petition, die
zeitgleich in den sieben Ländern startet.
Hintergrund:
Das meiste Palmöl stammt aus Indonesien. Fast 19 Millionen Hektar
nehmen die Ölpalmen-Plantagen dort bereits ein, das entspricht mehr
als der Hälfte der Fläche Deutschlands und der Boom geht weiter.
Mitverantwortlich ist Europas Durst nach Biodiesel. 4,3 Millionen
Tonnen Palmöl landen jedes Jahr in den Autotanks der EU-Bürger. Mehr
als die Hälfte des gesamten Palmöls in Europa wird somit im
Verkehrssektor verbrannt.
Eine europaweite Ipsos-Umfrage zur Einstellung der Verbraucher
gegenüber Palmöl im Biodiesel wurde im September 2018 in neun
europäischen Ländern durchgeführt (Belgien, Frankreich, Deutschland,
Großbritannien, Ungarn, Italien, Polen, Spanien und Schweden). Im
Rahmen der Studie wurden 4.500 Menschen online befragt.
Links:
- Mehr Informationen zur DUH-Kampagne "Kein Palmöl in den Tank":
https://www.duh.de/palmoel/
- DUH-Protestmail-Aktion für Regenwälder "Stoppt Blutdiesel":
https://www.duh.de/regenwald/
- Kampagnen-Video: https://www.youtube.com/watch?v=zwoRpvnDTzk
Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
030 2400867-15, mueller-kraenner(at)duh.de
Peer Cyriacks, Stellvertretender Bereichsleiter Naturschutz
030 2400867-892, cyriacks(at)duh.de
DUH-Pressestelle:
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse(at)duh.de
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Datum: 21.11.2018 - 12:14 Uhr
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