Bürger mit Migrationshintergrund: Die Vielfalt wächst / vhw - Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. veröffentlicht "Migrantenmilieu-Survey 2018"
(ots) -
Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung mit Migrationshintergrund
bewertet das Zusammenleben in Deutschland als gut. Sorgen, dass es
schlechter wird, sind allerdings nicht zu übersehen. Zu diesem
Ergebnis kommt eine repräsentative Erhebung des vhw - Bundesverband
für Wohnen und Stadtentwicklung. Für den "Migrantenmilieu-Survey"
wurden die Einstellungen und Lebensweisen von Zugewanderten und deren
Nachfahren ermittelt.
"Vor dem Hintergrund eines rapiden gesellschaftlichen Wandels und
sich verschiebender Herkunftsstrukturen haben wir Zuwanderer und
deren Nachfahren gebeten, ihren Alltag sowie ihre Sicht der Dinge zu
schildern" erklärt vhw-Projektleiter Bernd Hallenberg. "Dadurch, dass
wir der Befragung ein Migrantenmilieumodell zugrunde gelegt haben,
konnten sehr differenzierte Stimmungsbilder entstehen - rund um die
Themen, welche die derzeitige gesellschaftspolitische Diskussion in
den Städten bestimmen", so Hallenberg.
Weitere Befunde des Migrantenmilieu-Surveys 2018:
- Das Spektrum von Lebensentwürfen, Welt- und Gesellschaftsbildern
von Migranten wird breiter. Integration ist der großen Mehrheit unter
ihnen wichtig. Die eigene Kultur möchten sie dafür aber nicht
aufgeben.
- Ob es um Institutionen, Politik oder Sicherheit geht - das
Meinungsbild unter Migranten ähnelt dem der Gesamtgesellschaft.
- Zwei Drittel der Befragten haben Diskriminierung schon selbst
erfahren. Zugenommen hat das Gefühl der Benachteiligung am Arbeits-
und Wohnungsmarkt sowie in Behörden.
- Befragte aus Milieus mit vielfältigen Kontakten zu Einheimischen
fühlen sich stärker mit Deutschland verbunden, sind weniger religiös
und sprechen die Sprache besser.
- In sieben von zehn Migrantenmilieus hat Religion keine überragende
Bedeutung. Allerdings nimmt in einigen Milieus Religiosität zu.
- Der Stellenwert der Familie ist in allen Migrantenmilieus hoch und
markiert einen wichtigen Unterschied zur Gesamtbevölkerung.
- Das Rollenverständnis bleibt mehrheitlich traditionell. Die jungen
Milieus orientieren sich jedoch zunehmend an modernen
Geschlechterbildern und sexueller Vielfalt.
- Eine Mehrheit der Migranten möchte in die Entwicklung von
Wohnquartier und Nachbarschaft einbezogen werden. Nur wenige Milieus
wirken aber schon aktiv mit.
- Viele Befragte wollen ihre Wohnsituation verbessern, oft auch ins
Eigentum. Doch der aktuelle Markt und Diskriminierungserfahrungen
erschweren das Vorhaben.
"In der migrantischen Bevölkerung wirken ähnliche Fliehkräfte wie
in der Gesamtgesellschaft", kommentiert Projektleiter Bernd
Hallenberg die Ergebnisse. "Unterschiedliche Lebenswelten lassen die
Rollenbilder auseinanderdriften." Eine weitere wichtige Erkenntnis:
"Hybride Identitäten" sind für viele Milieus selbstverständlich und
haben weiter an Gewicht gewonnen. Deutlich zeichnet sich ein vor zehn
Jahren eher seltenes Muster ab: die Verbindung von selbstbewusstem
Aufstiegswillen und gleichzeitigem Festhalten an Herkunft und
Traditionen.
Vor allem das Statusbewusste Milieu verkörpert diese Haltung.
Hallenberg: "Statusbewusste wollen weder Rückzug noch Abgrenzung -
sie möchten selbstbewusst teilhaben und bewahren. Insofern bilden sie
den modernen Gegenentwurf zum defensiv-zurückhaltenden Verhalten, das
für das Traditionelle Arbeitermilieu typisch bleibt, und zum Rückzug
der Religiös-Verwurzelten." Für die Integrationsdebatte sei dies eine
wichtige Erkenntnis. Interkulturelle Konflikte "auf Augenhöhe"
auszutragen könne ein Zeichen fortgeschrittener Integration bzw. von
Normalität sein.
Für den Survey wurden im Auftrag des vhw durch das Heidelberger
SINUS-Institut 2.053 Bürgerinnen und Bürger über 15 Jahren mit
Zuwanderungshintergrund befragt. Die Stichprobe ist u.a.
repräsentativ für Alter, Geschlecht, formale Bildung, Herkunftsländer
bzw. -regionen und die räumliche Verteilung in Deutschland. Die
Erkenntnisse des Migrantenmilieu-Surveys werden in die Arbeit des vhw
einfließen. Dem Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung gehören
rund 1.900 Mitglieder an, darunter zahlreiche Gebietskörperschaften
wie Städte und Gemeinden. Laut Prof. Jürgen Aring, vhw-Vorstand, soll
die Untersuchung dazu beitragen, die Diskussion mit und über
Migranten zu versachlichen. Aring: "Wer mehr über die aktuellen
Lebenswelten unserer Bevölkerung weiß, kann sein Verständnis von
Integration und Gesellschaft weiterentwickeln und eine entsprechende
Politik gestalten."
Weitere Informationen
Der vhw - Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. ist
ein gemeinnütziger Verband. Er engagiert sich durch Fortbildung und
Forschung in den Handlungsfeldern Wohnen und Stadtentwicklung für die
Leistungsfähigkeit der Kommunen, eine vielfältige Bürgergesellschaft
sowie die Stärkung der lokalen Demokratie.
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Referat Öffentlichkeitsarbeit,
Ruby Nähring, Tel.: 030 39 04 73-170, E-Mail: rnaehring(at)vhw.de
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Datum: 21.11.2018 - 10:15 Uhr
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