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Studie im Auftrag von "ZDFzoom": Bis zu 100 Milliarden Euro werden auf dem Bau schwarz erwirtschaftet (FOTO)

ID: 1672333


(ots) -
Auf dem Bau in Deutschland wird im Schnitt jede dritte Stunde
schwarz gearbeitet. Das hat der renommierte Experte für Schwarzarbeit
und Schattenwirtschaft, Prof. Friedrich Schneider, in einer für
"ZDFzoom" erstellten Studie für die Jahre 2014 bis 2018 als
Durchschnitt berechnet. Selbst bei seiner Minimalschätzung wird noch
immer jede vierte Stunde auf dem Bau schwarz oder halblegal
gearbeitet, wie Schneider im "ZDFzoom"-Interview erläutert: "Indem
etwa eine rumänische, bulgarische oder kroatische Baufirma nach
Deutschland kommt und bestimmte Dienstleistungen anbietet und dann
sagt: Die Steuern werden alle korrekt im Heimatland abgeführt.
Beziehungsweise: Ich bezahle meine Arbeiter hier mindestens nach
Mindestlohn. Das wird ja in den seltensten Fällen überprüft, dass das
tatsächlich geschieht."

Der Gesamtumsatz in der Baubranche liegt bei 241 Milliarden Euro,
der Anteil der Schattenwirtschaft daran ist enorm: "102 Milliarden
wäre die Obergrenze, 65,7 Milliarden wäre die Untergrenze, was im
gesamtem Baugewerbe schwarz erwirtschaftet wird - also im Schnitt
ungefähr ein Drittel", so der Ökonom, der seit Jahrzehnten zur
Schwarzarbeit forscht. Die Bauwirtschaft sei so anfällig für illegale
oder halblegale Arbeiten, weil es üblich sei, dass viele Aufträge an
ganze Ketten von Subunternehmen vergeben würden. "Das ist dann
natürlich in vielen Fällen nur schwer nachkontrollierbar. Ist das
jetzt schwarz, ist ein Teil schwarz?"

Bauunternehmen, die Subunternehmer-Ketten mit Billigkräften aus
dem osteuropäischen Ausland beauftragen, haben oft einen klaren
Wettbewerbsvorteil. Wenn sie im unübersichtlichen System der
Auftragsweitergabe Zahlungen für Steuern und Sozialabgaben vermeiden,
können sie sich mit Dumpingpreisen um Bauaufträge bewerben und dann
als billigster Anbieter den Zuschlag bekommen.





Dies finde sich auch bei staatlichen Bauprojekten. "Auch der
öffentliche Bauherr hat einen starken Kostendruck, und sehr häufig
werden die Gebäude wesentlich teurer, dann gibt es unangenehme
öffentliche Diskussionen." Schneider erläutert weiter: "Daher wird in
vielen Fällen nicht so genau kontrolliert, wie man vielleicht
müsste." Der Finanzwissenschaftler sieht an dieser Stelle den Staat
in der Pflicht: "Ehrlicher wäre es, wenn man die Bauten wirklich mal
bei der Vergabe in allen Bereichen mit deutschen Abgaben
durchkalkulieren würde." Doch der jeweilige staatliche Bauherr -
Gemeinde, Land, Bund - achtet meist nur auf sein eigenes Baubudget.
Das Projekt würde durch bessere Vorgaben und Kontrollen der
Entlohnungspraxis definitiv teurer werden. Also werde nicht streng
geprüft - auch wenn dem Staat dadurch letztlich Milliardensummen bei
Steuereinnahmen und Sozialabgaben entgehen. Nimmt man zum Bau noch
das Handwerk hinzu, betrage der Schätzwert der in der
Schattenwirtschaft erbrachten Leistungen durchschnittlich sogar
mindestens 81,4 Milliarden und maximal 126,5 Milliarden Euro. Genauer
lässt sich dieses Feld nicht erhellen. "Weil es keine exakte
Abgrenzung gibt, was zur Schattenwirtschaft zählt, [...] liegt der
tatsächliche Umfang ungefähr in der Mitte, also sagen wir bei 100
Milliarden Euro in Deutschland", sagt Schneider.

Der Bau- und Handwerksbereich ist laut Studie unverändert der
Wirtschaftssektor mit dem größten Anteil von illegaler Wertschöpfung.
Den Wert, der in den vergangenen vier Jahren in der
Schattenwirtschaft insgesamt erarbeitet wurde, bemisst Professor
Schneider im Schnitt auf 332,9 Milliarden Euro - das sind mehr als 10
Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts. Allein Bau und Handwerk
machen mit 126,5 Milliarden Euro 38 Prozent aus. Dabei ist die
Schattenwirtschaft in diesem Zeitraum in allen Sektoren insgesamt
leicht zurückgegangen.

Mehr zur Schattenwirtschaft auf dem Bau und teuren staatlichen
Großprojekten in "ZDFzoom - Teuer und verplant - Kostenfalle
staatliche Bauprojekte" von Joachim Ottmer. Mittwoch, 21. November
2018, 22.45 Uhr.


Ansprechpartner: Thomas Hagedorn, Telefon: 06131 - 70-13802;
Presse-Desk, Telefon: 06131 - 70-12108, pressedesk(at)zdf.de

Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, 06131 -
70-16100, und über https://presseportal.zdf.de/presse/zdfzoom

Pressemitteilung "ZDFzoom: Teuer und verplant - Kostenfalle
staatliche Bauprojekte": https://ly.zdf.de/2Jg/

https://twitter.com/ZDFpresse



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ZDF Presse und Information
Telefon: +49-6131-70-12121

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Datum: 20.11.2018 - 15:29 Uhr
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