Digitaler Zwilling in der Medizin: Diabetiker setzen große Hoffnung in den virtuellen Doppelgänger
(ots) - Sieben von zehn Deutschen halten die
Erstellung eines digitalen Zwillings für sinnvoll // Die größten
Vorteile: eine bessere Therapie, passendere Medikamente //
Diabetes-Patienten hoffen, dass sich durch virtuellen Patienten
Folgeschäden vermeiden lassen // 83 Prozent der Bürger wären bereit,
ein virtuelles Testmodell anfertigen zu lassen // Die größte Hürde
ist das Thema Datenschutz // PwC-Experte Burkhart: "Der digitale
Zwilling ist die Grundlage dafür, dass wir beim Thema personalisierte
Medizin endlich vorankommen"
Dem digitalen Zwilling eilt ein guter Ruf im deutschen
Gesundheitswesen voraus: Sieben von zehn Bürgern schätzen diesen
virtuellen Patienten, das digitale Abbild eines Menschen, anhand
dessen sich Therapien am Computer simulieren lassen. Die Deutschen
sind davon überzeugt, dass der digitale Zwilling die medizinische
Forschung stark vorantreiben kann, wie 74 Prozent bestätigen, und
einen vielversprechenden Ansatz für die Medizin der Zukunft
darstellt, wie 76 Prozent angeben. Das sind zentrale Ergebnisse einer
repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Bundesbürgern.
Zusätzlich wurden für die Studie rund 200 Patienten befragt, die
unter Diabetes leiden. Gerade diese Patientengruppe mit chronischer
Erkrankung verspricht sich viel von der Idee des digitalen Zwillings:
So hoffen 44 Prozent der Studienteilnehmer darauf, dass sich durch
die Computersimulationen Folgeschäden reduzieren lassen, und 41
Prozent erwarten, dass sich die Gefahr einer Über- oder
Unterzuckerung verringert. Auf Hilfe bei der optimalen Einstellung
ihrer Medikamente hoffen 40 Prozent der Diabetes-Patienten. "Das
Konzept des digitalen Zwillings hat das Potenzial, unser
Gesundheitswesen zu revolutionieren", sagt Michael Burkhart, Leiter
des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC. "Das virtuelle Abbild
jedes Patienten ist die Grundlage für die personalisierte Medizin.
Anhand des Computermodells kann es Medizinern gelingen, für jeden
Patienten auf Basis seiner DNA die maßgeschneiderte Therapie zu
finden." Diese Vorteile sehen auch die befragten Bürger: Insbesondere
schätzen sie, dass der digitale Zwilling den Arzt bei seiner
Therapieentscheidung unterstützen kann (86 Prozent) und ihm hilft,
die besten Medikamente zu finden (83 Prozent). Nahezu ebenso viele
Studienteilnehmer, 82 Prozent, werten es als Vorteil, dass der
Patient durch virtuelle Simulationen entlastet wird, etwa dank
weniger Nebenwirkungen und überflüssiger Operationen.
Der virtuelle Patient ist vielen Deutschen noch fremd
Allerdings herrscht beim Thema digitaler Zwilling neben hoher
Erwartungen derzeit noch große Unsicherheit, denn viele Deutsche
kennen ihren virtuellen Verwandten kaum. Lediglich ein Prozent kann
die Idee des digitalen Zwillings erklären; 26 Prozent haben bereits
davon gehört und 73 Prozent ist das Konzept gänzlich unbekannt.
"Während Computersimulationen in anderen Branchen seit langem
verbreitet sind, zum Beispiel in der Autoindustrie, stehen virtuelle
Patientenmodelle im medizinischen Bereich noch am Anfang der
Entwicklung. Das Verfahren wurde bislang nur in Einzelfällen
eingesetzt. Doch die Gesundheitswirtschaft muss bei dem Thema
dringend vorankommen, damit Patienten durch Vorhersagen am Modell
präziser behandelt werden können", kommentiert Sevilay
Huesman-Koecke, Head of Business Development Gesundheitswirtschaft
bei PwC.
Bedenken beim Thema Datensicherheit
Eine große Hürde beim flächendeckenden Einsatz der Computermodelle
ist allerdings das Thema Datenschutz. So sehen 80 Prozent der Bürger
den größten Nachteil der Verwendung digitaler Zwillinge in der
Gefahr, dass ihre Daten in die falschen Hände geraten könnten. In der
Gruppe der befragten Diabetiker ist diese Sorge mit 79 Prozent ebenso
ausgeprägt. Bevor das Konzept flächendeckend eingesetzt wird,
erwarten 89 Prozent der Deutschen, dass ein sicherer Umgang mit ihren
Daten gewährleistet ist. Am ehesten würden sie ihre Daten mit Ärzten
teilen, während nur wenige Bürger ihrer Krankenkasse oder
Pharmafirmen den Zugriff gewähren würden. "Vor dem flächendeckenden
Einsatz digitaler Zwillinge muss dringend die Frage geklärt werden,
wer Zugriff auf die Daten erhält, die Basis der Simulationen sind",
sagt Sevilay Huesman-Koecke.
Sieben von zehn Bürgern halten die Erstellung des Zwillings für
sinnvoll
Trotz der grundsätzlichen Bedenken zum Thema Datenschutz wären 83
Prozent der Bürger - in jedem Fall oder unter bestimmten Umständen -
dazu bereit, ein virtuelles Testmodell von sich selbst anfertigen zu
lassen. Lediglich für 17 Prozent käme das keinesfalls in Frage. Der
wichtigste Grund dafür wäre eine chronische Erkrankung, wie 41
Prozent der Allgemeinbevölkerung und 38 Prozent der
Diabetes-Patienten bestätigen. Die Datenerhebung soll bevorzugt über
intelligente Pflaster, die auf der Haut getragen werden und über
Mikrochips Daten übertragen, oder alternativ durch Wearables oder
Gesundheits-Apps erfolgen.
Die Kostenverantwortung soll bei den Krankenkassen liegen
Wer soll die Kosten für die flächendeckende Einführung digitaler
Zwillinge in der Gesundheitswirtschaft tragen? In diesem Punkt geben
die Studienteilnehmer eine eindeutige Antwort: 62 Prozent plädieren
dafür, dass die Kostenverantwortung bei den Krankenkassen liegen
soll, in der Gruppe der Diabetiker-Patienten sind es sogar 71
Prozent. "Natürlich sind zu Beginn enorme Investitionen notwendig.
Doch das Konzept digitaler Zwillinge bietet uns auf Dauer die Chance,
sowohl bei der Prävention als auch bei der Diagnostik und Therapie
hohe Summen einzusparen und Patienten gleichzeitig gezielter und
besser zu behandeln", bilanziert Michael Burkhart.
Die Studie finden Sie zum kostenlosen Download unter:
www.pwc.de/digitalerzwilling
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Datum: 14.11.2018 - 09:26 Uhr
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