Geschlechtserkennung im Ei: Geflügelwirtschaft irritiert über plötzlichen Vorstoß - Praxisreife muss Maßstab sein
(ots) - Mit erheblicher Irritation und großer Sorge
reagiert die deutsche Geflügelwirtschaft auf den plötzlichen Vorstoß
von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, bei einem
Pressegespräch am Donnerstag, 8. November, eine laut Ministerium
"praxisreife Methode" zur Geschlechtsbestimmung im Ei vorstellen zu
wollen. Diese Ankündigung nimmt der ZDG Zentralverband der Deutschen
Geflügelwirtschaft e. V. zum Anlass, erneut die aus Sicht der
Wirtschaft nötigen Kernanforderungen an ein solches Verfahren zu
formulieren.
Uneingeschränktes Bekenntnis zum Ausstieg, sobald wirkliche
Alternative vorliegt
"Es gilt unser uneingeschränktes Bekenntnis zum schnellstmöglichen
Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken, sobald eine wirkliche
Alternative vorliegt", sagt ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke. An
das Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei hat die Branche klare
Erwartungen, ohne dabei eine bestimmte Methode zu favorisieren: "Es
muss die beste Technik zur Anwendung kommen, die einen echten
Fortschritt darstellt. Das können auch mehrere Systeme nebeneinander
sein." Zentrale Voraussetzung für die Integration einer
In-ovo-Geschlechtsbestimmung in die Arbeitsabläufe deutscher
Brütereien ist eine wirkliche Praxistauglichkeit, wofür nach
Einschätzung der Branche eine Sortier-Kapazität von rund 100.000
Eiern pro Tag erforderlich ist. Das vom Ministerium als praxisreif
bezeichnete SELEGGT-Verfahren dürfte mit nach eigenen Angaben derzeit
3.500 Eiern pro Stunde weit hinter dieser Kapazität zurückbleiben.
Eine echte Praxisreife erfordere zudem noch mehr, mahnt Ripke: "Der
Stand der Technik muss sicher erreicht sein und es muss lieferfähige
Hersteller geben, die diese Technik flächendeckend für den
bundesweiten Einsatz anbieten können - zu verhältnismäßigen
Anschaffungspreisen."
"Vorschnelle Äußerung setzt Existenzen unserer innovativen
Brütereien aufs Spiel"
"Voreilig von einer ,Praxisreife'' zu sprechen, verkennt die
tatsächlichen Gegebenheiten in der Wirtschaft", kritisiert
ZDG-Präsident Ripke die Ankündigung als "nicht zu Ende gedacht", da
diese einen quasi sofortigen Ausstieg aus dem Töten männlicher
Eintagsküken als machbar suggeriere. "Wir sind in höchstem Maße
besorgt, dass die Veterinärbehörden mit der voreiligen Feststellung
des Ministeriums das Töten der Hahnenküken als unbegründet bewerten",
beschreibt Ripke die juristische Dimension und die möglichen
Auswirkungen auf die Wirtschaft. "Eine derart vorschnelle Äußerung
ist geeignet, ganze Existenzen unserer innovativen und weltweit
geschätzten Brütereien aufs Spiel zu setzen. Alle Beteiligten sollten
sich hier ihrer Verantwortung bewusst sein."
Ethische Dimension von hoher gesellschaftlicher Relevanz
Aus Sicht der Gesellschaft dürfte die ethische Dimension von hoher
Relevanz sein. Eine Methode, die zum Beispiel am dritten Tag misst,
wenn noch kein Embryo erkennbar ist, dürfte mehr Akzeptanz finden als
eine, die am neunten Bruttag detektiert. "Das wiederum ist für das
künftige Image der Geflügelwirtschaft nicht ohne Belang", so
ZDG-Präsident Ripke. "Gerade in einer Phase schneller
Weiterentwicklungen sollten wir alle nicht auf einen zeitlichen
Wettlauf in Monaten, sondern auf das am Ende beste Verfahren schauen.
So sollte vielversprechenden Hinweisen aus Kanada und von der Uni
Leipzig zur möglichen spektroskopischen Geschlechtsbestimmung am
geschlossenen unversehrten Ei weiter nachgegangen werden."
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Christiane von Alemann
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Datum: 06.11.2018 - 16:01 Uhr
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