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Beruhen drohende Diesel-Fahrverbote auf politischen Messmethoden?

ID: 1664851

Die Redensart von den „Blinden Hessen“ geht auf eine kriegerische Täuschung im 13. Jahrhundert zurück, welcher die Hessen unterlegen waren. Mit diesem peinlichen Missgeschick war der „Blinde Hesse“ als Redensart geboren.


(IINews) - Jetzt haben die Hessen am Sonntag gewählt und haben sich offensichtlich wieder hinter die Fichte führen lassen. Die daraus resultierende Redensart könnte einmal lauten: „Das Land zu Hessen hat seine Städte zu Tode gemessen und lässt seine Bürger mit dem Auto nicht mehr rein. Wer möch´t da noch im Lande Hessen sein?“

An deutschen Stickoxid-Messungen mag die Welt genesen. Da zeigt sich dem Ausland wieder einmal die Deutsche Gründlichkeit. Deutschland stellt im Gegensatz zum Rest Europas ein Vielfaches an Messstationen auf. Wir messen natürlich da, wo die Luft am dreckigsten ist: je niedriger, desto dreckiger. Die Vorgaben aus Brüssel besagen, dass zwischen 1,5 und vier Metern über dem Boden gemessen werden darf. Natürlich wird bei uns ganz unten und nur an Dreck-Brennpunkten gemessen, wenn schon, dann auch total und radikal.

In jeder Stadt in Deutschland wird anders gemessen, wodurch natürlich auch unterschiedliche und nicht vergleichbare Messergebnisse zustande kommen, die aber gleichwohl zur Begründung von Fahrverboten herangezogen werden. „Diese politische Mess-Willkür ist eine Schande für Deutschland und sollte schleunigst beendet werden“, fordert Horst Roosen, Vorstand des UTR |Umwelt|Technik|Recht| e.V.

Wenn Messungen mit derart gravierenden Auswirkungen durch einfachste Mittel manipuliert werden können, sind sie eigentlich als gerichtliche Urteilsgrundlage ungeeignet. Solange Messungen nicht vergleichbar, sprich einheitlich zustande kommen, sind damit begründete Fahrverbote juristisch kaum haltbar.

Seit vielen Jahren wird die Luft in unseren Städten sauberer. Auch unsere Lebenszeit erhöht sich ständig und dies obwohl wir am Arbeitsplatz bis zu 950 Mikrogramm NOx ausgesetzt werden dürfen.
Das ist 20 Mal so hoch wie der Wert für Stickstoffdioxid auf unseren Straßen. Die von dem Deutsche Umwelthilfe e.V. verbreiteten Tausende Stickoxid-Toten jährlich, müssten demnach zum größten Teil der Luft am Arbeitsplatz zugeschrieben werden.




***
Der aus dem Fachbereich Wissenschaft und Technik bekannte Journalist,
UTR e.V. Pressesprecher und Autor des Buches „Die Diesel-Lüge“
Holger Douglas ist Autor des folgenden Beitrags.


Am Sonntag 28.Oktober 2018 haben die hessischen Wähler gemessen. Grüne und schwarze Messstellen.

Das Motto der Grünen und der CDU Hessen: Wir lassen uns doch unseren Kampf gegen das Auto nicht von schnöden Messergebnissen kaputtmachen.

Grüne und CDU in Hessen wollen nicht überprüfen lassen, ob Fahrverbote auf richtigen Luftmessungen beruhen. Die Hessische Landesregierung lehnte jetzt eine Überprüfung der Luftmessstellen in Städten ab.

Die stehen so, dass sie mitunter von hoch gefährlicher Luft künden, auch wenn nachweisbar keine Autos gefahren sind. Oder sie sind häufig so aufgestellt, dass sie möglichst hohe Werte einfangen.

Fahrverbote, die auf solch messtechnischen Wundern beruhen, stehen juristisch auf mehr als wackligen Beinen.

Deshalb hatten Bundesverkehrsminister und Konferenz der Verkehrsminister der Länder im April mehrheitlich beschlossen, Lage und Funktion der Messstationen zu überprüfen.

Doch Baden-Württemberg, Berlin, Bremen und Hessen haben diesem Beschlussvorschlag nicht zugestimmt. Wörtlich: »Wenn in einzelnen Ländern Anlass besteht, soll eine Überprüfung durch die zuständigen Landesbehörden und Umweltministerium erfolgen.« Merkwürdige Begründung: »Dies stärkt das Vertrauen in Verwaltungshandeln und politische Handlungsfähigkeit.« Klartext: Fehler zugeben senkt Vertrauen.

Diese vier Länder wenden sich gegen eine »Instrumentalisierung der Debatte um Messstellen« und sprechen sich deutlich dafür aus, den Fokus auf die wirksamen Maßnahmen zur Reduktion der Luftbelastung zu legen.

Im Klartext: Baden-Württemberg, Berlin, Bremen und Hessen gefallen sich darin, mit Fahrverboten hunderttausenden von Autofahren zu schaden.

In Nordrhein-Westfalen haben erste Überprüfungen der Messstationen zu Beanstandungen geführt.

Das hat das Bundesverkehrsministerium auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion geantwortet. Der Deutsche Wetterdienst und TÜV untersuchen Messstationen in ausgewählten Städten. Antwort des Ministeriums: »Bei drei der Messstellen wurden jedoch technische Veränderungen der Anlagen empfohlen.«

In Baden-Württemberg hat es der grüne Verkehrsminister abgelehnt, die Messstationen zu überprüfen. (»Die standet richtig!«) Er hatte es sich von einem Workshop bestätigen lassen, dass alles mit rechten Dingen zugehen – auch an der am meisten umstrittenen Messstation Neckartor in der Stuttgarter Innenstadt.

Wenig überraschendes Ergebnis: »Die Messungen zur Überwachung der Luftqualität in Baden-Württemberg erfüllen alle bundesgesetzlichen Anforderungen der Verordnung über Luftqualitätsstandards und Emissionshöchstmengen (39. BImSchV).« Und: »Der Workshop hat bestätigt, dass keine begründeten Zweifel an der Qualität, dem Umfang und den Standorten der Messungen zur Luftqualität bestehen.«

Beteiligt waren Vertreter aus Verwaltung, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Umwelt, darunter auch die neue Präsidentin der für die Messungen zuständigen LUBW Landesanstalt für Umwelt, die grüne Ernährungswissenschaftlerin und frühere Verbraucherschützerin Eva Bell: »Die LUBW ist sich der Relevanz der Standortauswahl bewusst.«

In Niedersachsen hat Umweltminister Olaf Lies (SPD) angekündigt, verkehrsnahe Messstationen in Niedersachsen durch eine externe Stelle überprüfen lassen zu wollen. Dabei könne zum Beispiel untersucht werden, ob überhaupt alternative Standorte in Frage kommen, die ebenfalls die Vorgaben der 39. Bundesimmissionschutzverordnung erfüllen. Wichtig sei es dabei zu klären, welche echte Aussagekraft derartige Messungen für das Verhängen von Fahrverboten haben.

Lies: »Die Messcontainer wurden vor vielen Jahren aufgestellt, um die Luftqualität in unseren Städten generell zu dokumentieren. Fraglich jedoch ist, ob die Messergebnisse tatsächlich herangezogen werden können, um Fahrverbote zu verhängen. Die Messungen können eine große Bandbreite haben und werden auch von architektonischen Gegebenheiten, wie engen, dicht bebauten Straßenabschnitten beeinflusst. Sie sind also schon stark vom Messort abhängig. Der Gedanke, wir sperren Diesel-Pkw aus der Stadt aus und alles ist gut, greift also zu kurz.«

»Die Stickstoffdioxidbelastung ist in den niedersächsischen Städten im letzten Jahr deutlich zurückgegangen.« In Niedersachsen gebe es nur noch vier Städte, in denen punktuell der Stickstoffdioxidgrenzwert knapp überschritten wird. »Hier sind Fahrverbote nicht verhältnismäßig und das falsche Mittel.«

In Hessen werden die Messstellen also nicht überprüft.

Das erinnert an vergangene Zeiten, als man an den Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Autobahnen die jeweiligen Machtverhältnisse in Wiesbaden ablesen konnte. Saßen Grüne mit in der Regierung, waren Tempo 120-Schilder auf den Autobahnen angeschraubt.

Die Verkehrsminister-Konferenz hat das Bundesverkehrsministerium gebeten, zur nächsten Sitzung der gemeinsamen Konferenz der Verkehrs- und Straßenbauabteilungsleiter der Länder über den Fortgang der Untersuchung zu berichten. Die findet im Frühjahr 2019 statt.

Währenddessen lautet das Motto der Grünen und auch von Teilen der CDU Hessens: Wir lassen uns doch unseren Kampf gegen das Auto nicht von schnöden Messergebnissen kaputtmachen.


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Datum: 29.10.2018 - 09:54 Uhr
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