Das Erste / Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten / Am Sonntag, 28. Oktober 2018, 19:30 Uhr vom BR im Ersten
(ots) - Moderation: Natalie Amiri
Geplante Themen:
Brasilien: Mit der Wahl in die Diktatur? / Er reckt den Daumen
hoch und spreizt den Zeigefinger - sein Zeichen ist der
"Finger-Revolver". Jair Bolsonaro, haushoher rechtsextremer Favorit
der Präsidentschaftswahl in Brasilien, gilt als Haudrauf: erst
schießen, dann fragen. Dies ist de facto sein Motto. Er propagiert
eine Politik der harten Hand und will Brasilien militarisieren. Sein
Vize ist ein Ex-General, der auch mal mit Putsch droht. Motorradklubs
mit Militärreservisten begleiten Bolsonaro und bilden seine
Speerspitze auf der Straße. Außerdem sind Militärschulen auf dem
Vormarsch: Wer sein Kind fördern will, meldet es dort an.
Fahnenappell, militärischer Gruß und Strammstehen werden hier groß
geschrieben. Der Lehrplan stammt noch immer vom Bildungsministerium,
doch ob das auch so bleibt, ist fraglich. Unter Bolsonaro, der von
seinen Anhängern beinahe religiös überhöht wird, scheint alles
möglich in Brasilien. Bis zu sieben Minister sollen aus den Reihen
der Streitkräfte stammen, wenn Bolsonaro denn am Sonntag - wie zu
erwarten - mit haushohem Vorsprung gewählt wird. (Autor: Matthias
Ebert, ARD Rio de Janeiro)
Philippinen: Demokratie in Gefahr? / Sein blutiges Aushängeschild
ist der Anti-Drogenkrieg, den Präsident Rodrigo Duterte im eigenen
Land führen lässt und bei dem schon Tausende ihr Leben verloren.
Darunter sind auch viele, die Duterte vor gut zwei Jahren ins Amt
wählten - die Armen. Mit diesem "Krieg" verschafft sich der "starke
Mann" Respekt. Und er verbreitet Angst; Angst, die es ihm ermöglicht,
seine weiteren Vorhaben durchzusetzen: all jene Institutionen zu
stutzen, die ihn kontrollieren sollen. Kritiker werden inhaftiert,
Richter ihrer Ämter enthoben, Medien unter Druck gesetzt. Senator
Antonio Trillanes, ein prominenter Gegner Dutertes, sagt: "Wir sind
nur noch einen Schritt von der Diktatur entfernt." Gleichzeitig baut
Duterte die Kinder des früheren Despoten Marcos auf, sie könnten ihn
einmal beerben, oder seine eigene Tochter Sara, ebenfalls
Politikerin. Nicht ohne Hintersinn, denn treue Gefolgsleute würden
sich in Zukunft schützend vor ihn stellen, quasi Straffreiheit
garantieren, auch für den brutalen Anti-Drogenkrieg. Die
Mitgliedschaft der Philippinen beim Internationalen Strafgerichtshof
hat Duterte bereits gekündigt. (Autor: Uwe Schwering, ARD Tokio)
Georgien: Das junge Tiflis / Tiflis - das neue Berlin? Das
behaupten neuerdings nicht nur Musikfachmagazine, denn die Clubszene
in Georgiens Hauptstadt hat sich international einen Namen gemacht:
Manche sprechen von den besten Clubs der Welt. Junge Modelabels,
Start-ups in Fabriken, Graffiti-Künstler - schon so einiges in Tiflis
erinnert an Berlin. Doch wird das so bleiben? Ein Streit um eine
geplante Drogenliberalisierung hat Anhänger der starken orthodoxen
Kirche auf den Plan gerufen: Sie schätzen eher traditionelle Werte,
das Patriarchat, und nennen Homosexuelle "krank". Jetzt bangt die
bunte hippe Szene von Tiflis um ihre Freiheiten. (Autor: Demian von
Osten, ARD Moskau)
Frankreich: Meerblick auf Sand gebaut / Jaqueline Gandoin sitzt
vor der Ruine ihres Appartementhauses in Soulac sur Mer. Die
86-Jährige hat ihre ganzen Ersparnisse in den Kauf dieser Wohnung
investiert. Doch das Haus ist auf Sand gebaut - und droht im Meer zu
versinken. Als das Wohnhaus "Le Signal" 1965 gebaut wurde, war die
Küste noch rund 200 Meter entfernt; heute sind es nur noch zehn. Die
Erosion der französischen Atlantikküste treibt die Menschen um: Ganze
Orte sind bedroht und werden sich auf Dauer nicht gegen die Macht des
Ozeans verteidigen lassen. Doch einige stemmen sich gegen die
Naturgewalt: Benoît Bartherotte zum Beispiel. Der Millionär hat am
Cap Ferret einen Privatdeich um sein Grundstück gebaut und damit sein
Vermögen buchstäblich im Atlantik versenkt. (Autorin: Sabine Rau, ARD
Paris)
Redaktion: Brigitte Abold
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Datum: 25.10.2018 - 12:39 Uhr
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