Zwanzig Modekonzerne versprechen ein Ende der Ausbeutung / Millionen Näherinnen in Südostasien sollen fair und besser bezahlt werden
(ots) - Die Modeindustrie will ein großes Versprechen
einlösen: Millionen Näherinnen in Asien sollen künftig besser bezahlt
werden. Der Kauf von Kleidung soll fairer und gerechter werden. Das
berichtet der stern in seiner neuen Ausgabe, die an diesem Donnerstag
erscheint. Zu den Unternehmen gehören unter anderem C&A, Esprit, H&M,
Inditex (Zara), Primark, PVH (Tommy Hilfi-ger, Calvin Klein), Target,
Tchibo und Z-Labels von Zalando.
Der Hintergrund: Die Modefirmen lassen Bekleidung in Fabriken
produzieren, die ihnen nicht selbst gehören. Meist sind es Firmen in
China und Südostasien. Die Löhne werden dort von den Regierungen
festgesetzt - als sogenannte Mindestlöhne, die in der gesamten
Branche gelten, aber so niedrig sind, dass davon Familien nicht leben
können.
Der Plan: Nun greifen die Konzerne auf ein altes, aber erprobtes
Modell zurück: Es heißt Tarifpartnerschaft. Textilfabrikanten und
Gewerkschaften sollen in den einzelnen Ländern Flächentarifverträge
aushandeln. Die Löhne sollen real steigen. Das langfristige Ziel sind
Löhne, von denen die Näherinnen und ihre Familien leben können -
sogenannte living wages.
Um den Prozess zu unterstützen, erklärten sich die Modeunternehmen
bereit, die durch Tarifverträge steigenden Lohnkosten zu tragen. Sie
wollen darüber hinaus langfristige Lieferverträge mit den Produzenten
abschließen. Bisher galt in der Textilindustrie das Prinzip: Der
günstigste Anbieter bekommt den Zuschlag.
Die Vorbereitungen für die neue Lohnpolitik in der Branche laufen
in aller Stille seit 2015. Gemeinsam mit der internationalen
Gewerkschaftsorganisation Industriall (50 Millionen Mitglieder
weltweit) gründeten Modeunternehmen die Initiative ACT - Action,
Collaboration, Transformation.
ACT will Flächentarifverträge für die Textilindustrie in Asien
erreichen. ACT-Direktor Frank Hoffer, sagte zum stern: "Unser Konzept
ist radikal neu und ambitioniert. Es ist der vielversprechendste Weg,
die Arbeitsbedingungen von vielen Millionen Textilarbeiterinnen zu
verbessern." Bevor Hoffer zu ACT kam, arbeitete er zwanzig Jahre lang
als Tarifexperte bei der Internationalen Arbeitsorganisation ILO.
Erste Schritte: Zunächst soll die neue Lohnpolitik in den
Nähfabriken in Kambodscha umgesetzt werden. Das Land in Südostasien
ist von der Textilindustrie in hohem Maße abhängig. Beobachter halten
es für möglich, dass noch im laufenden Jahr ein erster Abschluss
zwischen Fabrikbesitzern und Gewerkschaften zu Stande kommt. Es wäre
der erste Flächentarifvertrag in der Textilindustrie Asiens.
Die Regierung in Kambodscha signalisierte vor wenigen Tagen, sie
sei bereit, den Weg für Tarifgespräche frei zu machen. Kambodscha mit
seinen 16 Millionen Einwohnern wird seit 33 Jahren von
Ministerpräsident Hun Sen autokratisch regiert.
Die Reportage über "Das Ende der Ausbeutung" in der
Textilindustrie lesen Sie im neuen stern.
Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern zur
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Datum: 24.10.2018 - 10:00 Uhr
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