Rheinische Post: Kommentar /
Erdogan macht Druck
= VON GERD HÖHLER
(ots) - Der Mord an dem saudischen Regimekritiker und
"Washington Post"-Kolumnisten Jamal Khashoggi entwickelt sich für die
Herrscher in Riad nicht nur zu einem diplomatischen Desaster. Das
brutale Verbrechen verursacht auch wirtschaftliche Kollateralschäden.
Bei dem am Dienstag in der saudischen Hauptstadt begonnenen
Investorentreffen blieben die meisten für die internationale
Prominenz reservierten Stühle leer. Vor allem der türkische
Staatschef Erdogan erhöht von Tag zu Tag den Druck auf Saudi-Arabien,
den traditionellen Rivalen der Türkei in der Region. Mit Geheimdienst
erkenntnissen, die an die Medien durchgestochen werden, rückt er
nicht nur den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ins
Zwielicht. Der Staatschef bringt auch dessen engen Verbündeten,
US-Präsident Trump, in Zugzwang. Zugleich profiliert sich
ausgerechnet Erdogan als Anwalt eines ermordeten Regimegegners. So
willkommen der Beitrag der türkischen Ermittler im Fall Khashoggi und
so berechtigt die Empörung des Präsidenten auch sind - glaubwürdiger
wäre Erdogan, wenn in der Türkei nicht Zehntausende
Regierungskritiker hinter Gittern säßen.
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Datum: 23.10.2018 - 20:54 Uhr
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