Himmelsphänomen Meteorit: einen der ersten gut dokumentierten Vorgänge dieser Art zeigt die Münchner Mineralienmesse in einer Sonderschau zum Meteorit von Mauerkirchen (FOTO)
(ots) -
Der Meteoritenfall von Mauerkirchen jährt sich am 20. November
2018 zum 250. Mal. Eine Sonderschau der 55. "Munich Show -
Mineralientage München" präsentiert unter anderem die beiden größten
der auf über 70 Sammlungen und Museen in der ganzen Welt verteilten
Stücke des Meteoriten. Vom 26. bis 28. Oktober 2018 sind sie auf dem
Messegelände in München-Riem zu sehen, der erste Tag ist
registrierten Fachbesuchern vorbehalten. Historische Literatur zum
Meteoritenfall belegt das damalige Weltbild und die Uneinigkeit der
Gelehrten, denen ein kosmischer Ursprung noch vollkommen fremd war.
Heute weiß man: Der Meteorit von Mauerkirchen ist Zeuge einer
kosmischen Katastrophe, die sich vor fast einer halben Milliarde
Jahren im Asteroidengürtel ereignet hat.
Zu sehen sind sowohl die Hauptmasse des Meteoriten aus dem Museum
Reich der Kristalle als auch das zweitgrößte Bruchstück aus dem
Geowissenschaftlichen Museum der Georg-August-Universität Göttingen.
Wie unvorstellbar ein kosmischer Ursprung für die damaligen Gelehrten
war und über welche Theorien damals gestritten wurde, zeigt
historische Literatur zu dem Meteoritenfall.
Der Meteoritenforscher und Leiter des Feuerkugelnetzes am
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Dieter Heinlein und
Herbert Raab, langjähriger Leiter der Johannes-Kepler-Sternwarte in
Linz, freuen sich, den Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten rund um
den Meteoritenfall auf Europas größter Mineralienmesse zu
präsentieren. "Damals setzte man sich mit der Aufbewahrung von
Fundstücken der Gefahr aus, zum Gespött der Gelehrten zu werden.
Daher ist ein Meteorit aus dem 18. Jahrhundert, bei dem ein Großteil
der ursprünglich gefallenen Masse erhalten ist, etwas ganz
Besonderes. Hinzu kommt hier das Glück, dass dessen Fall detailreich
dokumentiert ist", so Raab. Heute ist sich die Fachwelt einig, dass
es sich bei dem Meteoriten von Mauerkirchen um einen Zeugen einer
kosmischen Katastrophe handelt, die sich vor fast einer halben
Milliarde Jahren im Asteroidengürtel ereignet hat.
Der Meteorit mit einer Größe von etwa 30 cm x 20 cm x 15 cm wurde
am 21. November 1768 im damals bayerischen, heute österreichischen
Ort Mauerkirchen von einer Bauersfrau aus einem ungefähr 75 cm tiefen
Einschlagsloch in einem Feld geborgen. Sein Gewicht wurde mit 21,3
Kilogramm angegeben, die Schmelzkruste war 0,5 mm dick. Einen Tag
zuvor hatten einige Bewohner Mauerkirchens beobachtet, wie sich der
Himmel verdunkelte und unter ungewöhnlichen Geräuschen ein Stein vom
Himmel fiel. Als die damaligen Gelehrten von diesem Ereignis hörten,
entwickelte sich der vom Himmel gefallene Stein zu einem wahren
Zankapfel. Es wurden die wildesten Theorien aufgestellt. So lautete
ein Erklärungsversuch, der Stein habe sich in der Luft gebildet. Ein
anderer, dass der Stein durch einen Wirbelwind von einem hohen Berg
geweht worden sei. Ein Vulkanausbruch, Blitz und Donner waren weitere
Ursachen, die die damalige Fachwelt in Betracht zog. Auf die Idee
eines kosmischen Ursprungs kam damals noch niemand.
Der Meteorit von Mauerkirchen zählt zu den gewöhnlichen Chondriten
der Klasse L6, dem am häufigsten anzutreffenden Typ unter den zur
Erde fallenden Meteoriten. Chondrite stellen weitgehend unveränderte
Materie aus der Entstehungszeit des Sonnensystems vor 4,56 Milliarden
Jahren dar. Die moderne Meteoritenforschung geht davon aus, dass vor
ungefähr 467 Millionen Jahren der Mutterkörper der L-Chondrite in
einer katastrophalen Kollision mit einem anderen Himmelskörper
zerstört wurde und das innere Sonnensystem in der Folge von einem
regelrechten Meteoritenhagel erfasst wurde.
Der Physiker Ernst Flores Friedrich Chladni gilt als Begründer der
Meteoritenkunde. Der erste Steinmeteorit, den er bei einem Besuch im
Naturalienkabinett der bayerischen Akademie der Wissenschaften 1798
zu sehen bekam, war der Meteorit von Mauerkirchen. Bereits zu Beginn
des 19. Jahrhunderts begann man, die Meteoriten nach dem
vorherrschenden Mineralbestand in drei grundsätzliche Meteoritentypen
zu klassifizieren: die Eisenmeteoriten, die Steineisenmeteoriten und
die Steinmeteoriten.
"Auch heute lassen sich Meteoritenfälle nicht vorhersagen, nur
beobachten und ihr Einschlagsort berechnen", erklärt Dieter Heinlein.
Er ist Leiter des Feuerkugelnetzwerks am DLR-Institut für
Planetenforschung, ein Kameranetzwerk, das helle Meteore registriert
und Meteoriten in Deutschland aufspürt. So war am 30. Juni in diesem
Jahr ein Meteor über Oberfranken zu beobachten. Den Berechnungen
zufolge sollen Teile davon bei Heiligenstadt im Landkreis Bamberg den
Erdboden erreicht haben.
Wer glaubt, einen Meteoriten gefunden zu haben oder zu besitzen,
kann diesen zur Messe mitbringen und von Heinlein überprüfen lassen.
Bei einem eigens eingerichteten Stammtisch auf den Mineralientagen
treffen sich Meteoritenfreunde, um ausführliche Gespräche über neue
Fälle und Fundstücke zu führen. Interessierte können sich über
Meteoriten informieren und ihre Fragen an Experten stellen.
Über die Munich Show - Mineralientage München
Die Munich Show - Mineralientage München wird von der
Mineralientage München Fachmesse GmbH veranstaltet und findet dieses
Jahr zum 55. Mal statt. Mit rund 1.250 Ausstellern aus der ganzen
Welt, bietet die Veranstaltung nicht nur eine Informations- und
Handelsplattform für Händler, Interessierte und Laien. Aufwendige
Sonderschauen, ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm, Events und
zahlreiche Mitmachaktionen für Erwachsene und Kinder sind auf
insgesamt über 50.000 qm Ausstellungsfläche in fünf Hallen geboten.
Die Messe richtet sich am ersten Veranstaltungstag ausschließlich an
registrierte Fachbesucher, an den beiden anderen Tagen auch an die
breite Öffentlichkeit. Eintrittskarten sind unter www.munichshow.de
erhältlich.
Pressekontakt:
Mineralientage München Fachmesse GmbH
Birgit Kuhn
Tel.: 0171 / 318 31 26
Fax: 089 / 613 54 00
E-Mail: pr(at)munichshow.com
www.munichshow.de
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Datum: 15.10.2018 - 10:20 Uhr
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