BERLINER MORGENPOST: Der Ruck ist ausgeblieben / Kommentar von Pit Gottschalk zu Löw
(ots) - Kurzform: Löw hat das Leistungsprinzip
abgeschafft. Er nominiert Stürmer, die nicht treffen. Er stellt einen
Torhüter auf, der schwächelt. Er hält an einer Innenverteidigung
fest, die kein Land sieht. Er vertraut das Mittelfeld Strategen an,
die amtsmüde sind und Querpässe für eine großartige Leistung halten.
Der versprochene Ruck ging seit der WM-Blamage nicht durch die
Mannschaft. Es ist eingetreten, was befürchtet wurde: Deutschland
spielt "Weiter so" statt "Ganz anders". Selbst wenn das
Frankreich-Länderspiel am Dienstag ein überraschendes Ergebnis
liefert: Schönreden sollte man das deutsche Desaster von Holland
nicht.
Der vollständige Kommentar: Ist Joachim Löw noch der richtige
Bundestrainer? Seine Nationalmannschaft spielt halbherzig, fehlerhaft
und unglücklich. Wie bei der verkorksten Weltmeisterschaft in
Russland. Ein Bundesliga-Klub hätte womöglich längst die Konsequenzen
gezogen. Irgendwann hat sich jeder noch so erfolgreiche Trainer
aufgebraucht. Leider steht zu befürchten, dass die Probleme der
deutschen Mannschaft nicht allein mit einer Antwort auf die
Trainerfrage zu lösen sind. Der Kommentar von Mats Hummels nach dem
0:3 von Holland entblößt wie schon bei Toni Kroos im Sommer das
falsche Selbstverständnis jener Nationalspieler, die 2014 den
WM-Titel gewannen. Sie halten sich noch immer für die Besten, sehen
nicht, dass sie in die Jahre gekommen sind. Sie halten die drei
Gegentore gegen die Niederlande ebenso für einen Betriebsunfall wie
das WM-Aus in Russland. Man muss es Hummels sagen: Er stand auf dem
Rasen - nicht die Medien. Spielerberater und Trainerstab bauen um die
Millionäre in kurzen Hosen einen Kokon, der jede Kritik von außen
abhält und deshalb keinen Anlass zu Selbstkritik von innen zulässt.
Auch die eigene Zukunft hängt ja von diesen Spielern ab. Den
deutschen Fußball treibt der Artenschutz aber an den Abgrund. Löw hat
das Leistungsprinzip abgeschafft. Er nominiert Stürmer, die nicht
treffen. Er stellt einen Torhüter auf, der schwächelt. Er hält an
einer Innenverteidigung fest, die kein Land sieht. Er vertraut das
Mittelfeld Strategen an, die amtsmüde sind und Querpässe für eine
großartige Leistung halten. Der versprochene Ruck ging seit der
WM-Blamage nicht durch die Mannschaft. Es ist eingetreten, was
befürchtet wurde: Deutschland spielt "Weiter so" statt "Ganz anders".
Selbst wenn das Frankreich-Länderspiel am Dienstag ein überraschendes
Ergebnis liefert: Schönreden sollte man das deutsche Desaster von
Holland nicht.
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Datum: 14.10.2018 - 21:38 Uhr
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