"Die Zukunft Europas geht uns als Kirchen etwas an"/Landesbischof July auf dem Treffen der europäischen Religionsvertreter in Brüssel
(ots) - Europas Kirchen haben eine Mitverantwortung für
die Demokratie und den Zusammenhalt in der Europäischen Union. "Der
europäische Gedanke der Einheit in Vielfalt ist in Zeiten von
nationalen Egoismen, von Abschottung und Abgrenzung weiterhin eine
starke Antwort auf Populismus, Nationalismus und Extremismus." Das
betonte Landesbischof Frank Otfried July, Vorsitzender der Kommission
für Europafragen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), heute bei dem jährlichen Treffen der europäischen
Religionsführer mit Vertretern der Europäischen Union in Brüssel.
Auf Einladung des Ersten Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans
Timmermans, waren heute europäische christliche, muslimische und
jüdische Würdenträger und hochrangige Vertreter der Europäischen
Union in Brüssel zum jährlichen Treffen der europäischen
Religionsführer zusammengekommen. Der Niederländer Timmermans ist in
der Juncker-Kommission für den Dialog mit den Kirchen- und
Religionsvertretern zuständig. Bei dem diesjährigen Treffen stand
erneut die Debatte um die Zukunft der Europäischen Union auf der
Agenda.
"Die Zukunft Europas geht uns auch als Kirchen etwas an. Wir
müssen uns noch stärker als Europäer zu erkennen geben," so July.
Angesichts des Auseinanderdriftens der Union zwischen Nord und Süd
sowie zwischen West und Ost gelte es, den europäischen Zusammenhalt
zu stärken. Europa müsse sich wieder auf seine gemeinsamen Werte und
Interessen besinnen. Hier könnten die Kirchen und
Religionsgemeinschaften als "Brückenbauer" fungieren und über ihre
ökumenischen Netze und Partnerschaften Dialogforen schaffen, um
Spaltungen zu überwinden. Der württembergische Landesbischof hob
hervor, dass Kirchenvertreter zwar nicht zu allen EU-Entscheidungen
"Ja und Amen" sagen, aber doch an Europa als gelebte Idee von
Frieden, Freiheit und Solidarität festhalten und die Zukunft des
Kontinents mitgestalten sollten.
Die Leiterin der Brüsseler EKD-Vertretung, Katrin Hatzinger,
unterstrich in diesem Zusammenhang, dass auch von kirchlicher Seite
im Vorfeld der Europawahlen Gesprächsforen für interessierte
Gemeindemitglieder angeboten werden sollten, um darüber zu
diskutieren, welches Europa wir künftig wollen und zur Beteiligung an
den Europawahlen im Mai 2019 aufzurufen.
Hintergrund:
Um die Bedeutung des Dialogs mit den Kirchen und
Religionsgemeinschaften zu betonen, hat der Präsident der
Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, 2005 erstmals
hochrangige Vertreter der Religionen in Europa zu einem "High-level
meeting with religious leaders" eingeladen. Seit Inkrafttreten des
Vertrags von Lissabon gehört der Dialog mit den Kirchen, Religions-
und Weltanschauungsgemeinschaften zum Primärvertragsrecht der EU.
Hannover/Brüssel, 8. Oktober 2018
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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