Evangelische Kirche will Dialog mit Islam vertiefen/
Studie belegt starken Wunsch der Bevölkerung nach gesellschaftlichem Zusammenhalt
(ots) - Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will
den interreligiösen Dialog mit dem Islam weiterführen und
intensivieren. Das hat der Rat der EKD in einem am heutigen Montag,
24. September, in Berlin vorgestellten Positionspapier bekräftigt:
"Der Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Glaubensüberzeugungen
ist für die friedliche und konstruktive Gestaltung des Zusammenlebens
in einer pluralen Gesellschaft unverzichtbar." Angesichts der
gegenwärtigen Diskussion über den Islam in Deutschland sei eine
aktive Beteiligung an diesem Dialog auch Ausweis der
Verständigungsbereitschaft und Friedensfähigkeit. Jedem
fundamentalistischen Religionsverständnis sei hingegen einhellig und
unmissverständlich zu widersprechen. Die Achtung vor dem Leben
anderer Menschen müsse nicht nur als anerkanntes Menschenrecht,
sondern auch als religiöser Wert wieder in Erinnerung gerufen werden,
heißt es in dem Papier "Dazu braucht es religiöse Bildung und eine
grundlegende Kompetenz in Glaubensangelegenheiten." Der
religionsrechtliche Rahmen der Verfassung sei dabei der Garant für
eine größtmögliche Freiheit bei gleichzeitiger Erwartung bestimmter
Grundstandards der gegenseitigen Verlässlichkeit.
"Der Dialog der Religionen leistet einen wichtigen Beitrag für den
Zusammenhalt der Gesellschaft", sagte der Bischof der Evangelischen
Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, bei
der Vorstellung des Positionspapiers. Den christlichen Glauben
vertreten könne nur, wer zugleich das Recht anderer Überzeugungen
anerkenne. Diesen Anspruch stelle er aber auch an andere Religionen
und die Gesellschaft insgesamt. "Die gewaltsame Bekämpfung oder
Verdrängung anderer Bekenntnisse und Glaubensanhänger darf in einer
offenen und pluralen Gesellschaft keinen Platz haben", betonte
Bischof Dröge, der zugleich Mitglied des Rates der EKD ist.
Breiten Rückhalt hat der christlich-islamische Dialog in der
deutschen Bevölkerung. Das zeigt eine repräsentative Befragung des
Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, die ebenfalls am Montag
veröffentlicht wurde. Demnach befürworten 63 Prozent der Deutschen
eine Fortsetzung oder Verstärkung dieses Gespräches. Befragt nach den
Zielen des Dialogs, steht mit einer Zustimmung von 67 Prozent der
Einsatz für den gesellschaftlichen Zusammenhalt an erster Stelle.
Drei Viertel (75 Prozent) der Bevölkerung sprechen sich in der
Befragung für die Zusammenarbeit von Christen und Muslimen in
Kindertagesstätten aus. Immerhin ein Drittel (33 Prozent) befürwortet
auch den islamischen Religionsunterricht in Schulen.
"Die Studie des SI gibt einen repräsentativen und differenzierten
Einblick in die Haltung der deutschen Bevölkerung, jenseits aller
immer wieder gezeichneten Schwarz-Weiß-Bilder", so Petra-Angela
Ahrens, wissenschaftliche Referentin im Sozialwissenschaftlichen
Institut. Musliminnen und Muslime seien dabei besser akzeptiert als
"der Islam" insgesamt: Während 69 Prozent sagen, dass Muslime zum
Alltagsleben gehören, meinen lediglich 35 Prozent, dass der Islam in
die deutsche Gesellschaft passt. "Diese Diskrepanz hängt
möglicherweise auch mit einer insgesamt verbesserungsfähigen Kenntnis
des Islam zusammen", so Ahrens. 24 Prozent der Deutschen sagen, dass
sie sehr schlecht oder eher schlecht über den Islam Bescheid wissen.
Für Bischof Dröge unterstreicht die Studie vor allem dies: "Der
eingeschlagene Weg der respektvollen Verständigung und Begegnung muss
weiter ausgebaut werden."
Das Positionspapier der EKD und die Studie sind online abrufbar
unter https://www.ekd.de/Aktuelle-Publikationen-24065.htm
Hannover, 24. September 2018
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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