BERLINER MORGENPOST: Rekordstrafe für die Berliner S-Bahn - Von Joachim Fahrun
(ots) - Die Berliner S-Bahn wird wegen schlechter
Leistungen im letzten Jahr jetzt so stark sanktioniert wie seit der
großen S-Bahnkrise 2009 nicht mehr. Der Senat kürzt seine Zahlungen
an die Bahn-Tochter für 2017 um knapp 22 Millionen Euro. Das geht aus
dem Bericht des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) hervor,
den die Senatsverkehrsverwaltung dem Abgeordnetenhaus zugeleitet hat.
Das berichtet die Berliner Morgenpost (Montag).
Insgesamt sollte die S-Bahn Berlin GmbH aus der Landeskasse für
die regulär bestellten Fahrten und ein Mehrleistungspaket 270
Millionen Euro erhalten. Mehr als acht Prozent dieser Summe werden
nun nicht ausgezahlt. Vor allem von den gewünschten und bestellten
Zusatzkilometern fuhr die S-Bahn nicht einmal die Hälfte, mit
entsprechenden finanziellen Folgen.
Insgesamt hat Berlin knapp 30 Millionen Zugkilometer zum Preis von
jeweils 9,14 Euro pro Kilometer für das Regelpaket und 9,94 Euro für
die Zusatzwünsche bestellt. Die Bahn-Tochter kann den Eingriff des
Senats aber verschmerzen. Laut Geschäftsbericht für 2017
erwirtschaftete das Unternehmen fast 70 Millionen Euro Überschuss,
der an die Konzernmutter Bahn AG floss. Und trotz der Schwierigkeiten
wird das Geschäft für die S-Bahn lukrativ bleiben. Für die Jahre 2018
und 2019 wächst die Zahlung an die S-Bahn gemäß den geltenden
Verkehrsverträgen auf mehr als 290 Millionen Euro.
Auch nach dem Ende der S-Bahnkrise sei der Verkehr von deren
Nachwirkungen beeinflusst, schreibt der VBB in seinem Bericht über
den Regional- und S-Bahnverkehr 2017: "Noch immer kann das bestellte
Verkehrsangebot nicht in vollem Umfang erbracht werden, und auch das
Vorkrisenniveau von 2008 wurde noch nicht wieder erreicht." Diese
Einschätzung widerspricht Aussagen des S-Bahnchefs Peter Buchner, der
schon 2014 erklärt hatte, dass die Krise überwunden sei.
Insgesamt kamen im vergangenen Jahr fast acht Prozent aller Bahnen
zu spät, deutlich mehr als ein Jahr zuvor. 2017 hatte nach der
Analyse des VBB auch ganz gut angefangen, ehe die Probleme im Laufe
des Jahres zunahmen. Hauptschuld daran trägt die baubedingte Sperrung
von zwei der vier Gleise zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof, die noch
bis Dezember dieses Jahres andauern soll.
Immer mehr Berliner und Besucher bekommen die Probleme zu spüren.
Die 436 Millionen Fahrgäste, die die S-Bahn 2017 beförderte,
bedeuteten einen Rekord. Zum Vergleich: 2013 waren es noch 402
Millionen. Die DB Regio beförderte 2017 27,1 Millionen Fahrgäste, 1,1
Millionen mehr als ein Jahr zuvor. 2013 waren nur 18,3 Millionen
Fahrten gezählt worden. Bei der ODEG wuchsen die Passagierzahlen in
fünf Jahren von 6,6 auf 8,2 Millionen, bei der NEB fuhren 2,13
Millionen Menschen mit, fast doppelt so viele wie im Jahr 2013.
Der Pendlerboom schlägt sich also deutlich nieder. Berlin und
Brandenburg bemühen sich deshalb, die Verbindungen zwischen dem
Umland und Berlin zu verbessern. Nach den derzeitigen Plänen ist
damit auf den meisten Strecken nicht vor 2030 zu rechnen. Laut
Arbeitsagentur pendeln 180.000 Menschen aus Berlin heraus und 310.000
aus Brandenburg in die Stadt hinein. Viele klagen regelmäßig über
völlig überfüllte S-Bahn- und Regionalzüge.
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Datum: 24.09.2018 - 06:00 Uhr
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