Darf ein Sachbuch das? Spiegel-Bestseller-Autor verstößt erneut gegen Konventionen
Die Digitalisierung stößt bekannte Wahrheiten über den Haufen - und das tut auch das Autoren-Team von "Always-on". Das Ergebnis ist aus mehrerer Sicht lesenswert.
(IINews) - 23.9.2018. Wie ungewöhnlich darf ein Sachbuch sein? Als Günter Weick 1999 in "Wahnsinnskarriere" Sachbuch und Roman vermischte prognostizierten Buchhändler dem Buch einen Misserfolg. Den Lesern gefiel die unkonventionelle Form dagegen und das brachte "Wannsinnskarriere" umgehend in die Spiegel-Bestellerliste. Weicks neues Sachbuch, "Always-on", geht noch einen Schritt weiter. "Always-on" enthält einzig ineinander verschränkte Tagebucheinträge zweier Vorstände, die den Fortschritt einer moralisch nicht ganz einwandfreien Wette protokollieren. Die Vorstände möchten ermitteln, wie sich eine "Always-on"-Haltung der Belegschaft auf den Unternehmenserfolg auswirkt. Dabei vertreten die Beiden vollkommen unterschiedliche Positionen.
Günter Weick sieht in "Always-on" ähnlich großes Potential wie damals in "Wahnsinnskarriere". "Praktisch alle Angestellte erleben Arbeitsverdichtung und das Eindringen des Berufs ins Privatleben. Da interessiert es schon, ob sich der ganze Aufwand zumindest für das Unternehmen lohnt", sagt Weick. Für das Buchprojekt hat er sich mit der Psychologin Gabriele Neumeier zusammengetan, die als HR-Beraterin, Coach und Achtsamkeitstrainerin arbeitet. Sie ist davon überzeugt, dass die Tagebuchform von den Lesern angenommen wird. "Menschen wollen heute kurze, prägnante Information. Es gibt keine bessere Möglichkeit, Wissen und Einstellungen derart komprimiert darzustellen", sagt sie, "außerdem entfachen die Notizen beim Lesen eine ungeheure Dynamik. Der Leser ergreift unwillkürlich Partei für einen der beiden Kontrahenten. Gleichgültig welche Partei er ergreift, er erlebt eine Achterbahnfahrt von Hochs und Tiefs."
Die Tagebuchform ist das Resultat mehrerer Tests. "Wir haben den Anfang des Buches in mehreren Formen geschrieben und Testlesern gegeben. Die Tagebuchversion war der klare Favorit", so Neumeier. Wobei Weick davon überzeugt ist, dass der Buchhandel auch dieses Mal seine Probleme mit dem Werk haben wird: "Der Buchhändler weiß einfach nicht, ob er es zur Belleristik oder zu den Sachbüchern stellen soll," schmunzelt er. Er hat dafür eine einfache Lösung: "Einfach doppelt platzieren."
Als Belletristik wollen Neumeier und Weick ihr Buch nicht verstanden wissen. "Es geht uns um die Vermittlung von Wissen und Handlungsimpulsen. Dabei geht man anders vor als in der Belletristik", so Neumeier. "Always-on" sei aber auch kein Ratgeber. "Das Thema ist zu komplex, um einfache Wahrheiten zu verbreiten", meint Günter Weick. In Summe bleibt ein Buch, wie es die deutsche Wirtschaftsliteratur noch nicht gesehen hat.
"Always-on" kostet 9,80 Euro und ist in allen Buchhandlungen erhältlich. E-Book-Versionen für alle gängigen E-Book-Reader sind verfügbar.
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Datum: 23.09.2018 - 11:20 Uhr
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