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Der Abstieg der Großbanken setzt sich fort (FOTO)

ID: 1651201


(ots) -
Die finanzielle Situation von neun der zehn größten
Kreditinstitute in Europa hat sich 2017 verschlechtert

- Cost-Income-Ratio der Großbanken liegt weit über Branchenniveau
- Insgesamt aber steigen im europäischen Bankensektor Effizienz
und Profitabilität
- Jedes vierte Institut kämpft ums Überleben, betroffen ist vor
allem Südeuropa

Der seit Jahren anhaltende Niedergang der europäischen Großbanken
geht weiter. Nur einem der zehn größten Kreditinstitute auf dem alten
Kontinent gelang im vergangenen Jahr eine Verbesserung seiner
finanziellen Position. Das zeigt die aktuelle Studie "Slow Slide?
Europe''s Largest Banks Face Eroding Financial Positions" der
internationalen Managementberatung Bain & Company, für die insgesamt
100 Banken analysiert wurden.

"Die großen Banken arbeiten nach wie vor mit zu hohen Kosten",
betont Dr. Dirk Vater, Bain-Partner und Leiter der Praxisgruppe
Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die
Cost-Income-Ratio der zehn größten Institute in Europa liegt mit 69
Prozent 9 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der anderen Banken.
"Nur wenn sich die großen Banken endlich auf profitable
Kundensegmente und Geschäftsfelder konzentrieren und ihre
Digitalisierung entschlossen vorantreiben, können sie den
Wiederaufstieg schaffen", so Vater.

Vorbereitung auf möglichen Abschwung notwendig

Branchenweit sank die Cost-Income-Ratio 2017 um 3 Prozentpunkte
auf 60 Prozent, wobei nach wie vor deutsche und britische Banken
schwächer abschneiden als die Konkurrenz. Gleichzeitig verbesserte
sich das Ergebnis gemessen an den risikogewichteten Aktiva um 0,3
Prozentpunkte auf 1,1 Prozent. "Trotz aller Herausforderungen konnten
Europas Banken 2017 ihre Profitabilität steigern", stellt
Bankenexperte Vater fest.





Weitere Kennzahlen unterstreichen den Aufwärtstrend. So nahm
branchenweit die Ausstattung mit Kernkapital (Tier 1) um 1
Prozentpunkt zu auf 16 Prozent. Der Anteil des Eigenkapitals an den
risikogewichteten Aktiva stieg ebenso wie die Liquidität. Der Anteil
ausfallgefährdeter Kredite und die Zahl entsprechender Abschreibungen
sanken. "Noch profitieren die Banken von der guten Konjunktur",
erklärt Vater. "Doch sowohl große als auch kleinere Institute sind
gut beraten, sich auf einen möglichen Abschwung vorzubereiten."

Deutsche und britische Banken mit Schwächen im Geschäftsmodell

Wie bedrohlich die Lage einzelner Kreditinstitute schon heute ist,
zeigt der inzwischen zum fünften Mal durchgeführte Gesundheitscheck
von Bain anhand eines Scoring-Modells (Abb. 1). Es umfasst drei
Dimensionen und gibt so einen umfassenden Überblick über die
Robustheit der Geschäftsmodelle der einzelnen Banken: Gewinn- und
Verlustrechnung, Bilanz sowie Rahmenbedingungen. Die Bain-Analyse
basiert auf den Abschlüssen der Institute selbst, aber auch auf Daten
von Anbietern wie SNL Financial oder Moody''s und verdichtet eine
Vielzahl von Kennzahlen. Die Scoring-Ergebnisse lassen sich vier
Kategorien zuordnen:

1. Gewinner: 32 Prozent der Banken weisen bei nahezu allen
Kennzahlen bessere Werte aus als die Konkurrenz. Es handelt sich vor
allem um Häuser aus Belgien, den Niederlanden und Skandinavien.
Wermutstropfen: 2016 zählten noch 38 Prozent der Institute zu dieser
Kategorie.

2. Schwächen im Geschäftsmodell: 23 Prozent der Banken kämpfen mit
Defiziten in ihren Geschäftsmodellen, verfügen aber zumindest über
eine robuste Bilanz. Dies gilt insbesondere für deutsche und
britische Institute.

3. Schwächen in der Bilanz: 19 Prozent hinken bei den
Bilanzkennzahlen hinterher. Solche Schwächen machen Banken verwundbar
und bringen sie in die Nähe der Kategorie Sorgenkinder. In dieser
Gruppe befinden sich vor allem spanische Häuser.

4. Sorgenkinder: 26 Prozent der Banken sind in besorgniserregendem
Zustand - ein Wert, der nur 2 Prozentpunkte unter dem Niveau des
Vorjahres liegt. Hier finden sich speziell italienische, griechische,
portugiesische und zypriotische Institute. Sämtliche Banken, die in
den vergangenen zehn Jahren gescheitert sind, sowie zahlreiche
Häuser, die an Zusammenschlüssen beteiligt waren, sind zuvor in
dieser Kategorie gewesen.

Mit Blick auf die Sorgenkinder ist Bain-Partner Vater überzeugt:
"Die Konsolidierung im europäischen Bankensektor geht weiter." Wer
unabhängig bleiben wolle, benötige vor allem finanzielle Stärke. Und
die wiederum sei eng mit loyalen Kunden verknüpft. So liegt der Net
Promoter Score® (NPS®), eine entscheidende Kennzahl zur Messung der
Kundenloyalität, bei den Gewinnern im Schnitt 20 Prozentpunkte höher
als bei Sorgenkindern. Diese Banken gehen besser auf die Bedürfnisse
ihrer Kunden ein, lösen deren Probleme und machen Bankgeschäfte
einfach und digital. "Ein passendes Geschäftsmodell für alle Banken
gibt es nicht", so Vater. "Doch es gibt für jede Bank die richtige
Lösung."

Net Promoter Score® (NPS®)

Bain & Company misst die Kundenloyalität seit mehr als zehn Jahren
branchen- und länderübergreifend mit dem Net Promoter Score® (NPS®).
Diese Kennzahl ergibt sich aus den Antworten auf eine einzige Frage:
"Auf einer Skala von null bis zehn, wie wahrscheinlich ist es, dass
Sie Ihre Bank einem Freund oder Kollegen weiterempfehlen?" Die
Antworten werden drei Kategorien zugeordnet. Dabei hat sich gezeigt,
dass nur Werte von neun oder zehn für wirklich loyale Kunden stehen
("Promotoren"), sieben und acht Passive sind und Bewertungen von
sechs oder weniger als Kritiker eingestuft werden müssen. Wird der
Anteil der Kritiker von dem der Promotoren subtrahiert, ergibt sich
der NPS.

Bain & Company

Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Informationstechnologie,
Organisation, Private Equity, digitaler Strategie und Transformation
sowie M&A - und das industrie- wie länderübergreifend. Gemeinsam mit
seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare Wettbewerbsvorteile zu
erzielen und damit den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Im
Zentrum der ergebnisorientierten Beratung stehen das Kerngeschäft des
Kunden und Strategien, aus einem starken Kern heraus neue
Wachstumsfelder zu erschliessen. Seit unserer Gründung im Jahr 1973
lassen wir uns an den Ergebnissen unserer Beratungsarbeit messen.
Bain unterhält 57 Büros in 36 Ländern und beschäftigt weltweit 8.000
Mitarbeiter, 900 davon im deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain
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Leila Kunstmann-Seik, Bain & Company Germany, Inc., Karlsplatz 1,
80335 München
E-Mail: leila.kunstmann-seik(at)bain.com, Tel.: +49 (0)89 5123 1246,
Mobil: +49 (0)151 5801 1246

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Datum: 19.09.2018 - 09:45 Uhr
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