Fakten zu Hurrikan Florence / Zehn Fragen an Matthias Habel, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline (FOTO)
(ots) -
1) Wie stark ist Florence?
Matthias Habel: "Hurrikan Florence wird als sehr starker Hurrikan
der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h
voraussichtlich am Freitag das amerikanische Festland im Bereich der
Bundesstaaten North und South Carolina treffen. Eine Verstärkung auf
Kategorie 5 ist nicht auszuschließen. Aktuell befindet sich Florence
südwestlich der Bermudas und verlagert sich sehr langsam mit etwa 25
km pro Stunde in Richtung des amerikanischen Kontinents."
2) Verlagert sich ein Hurrikan tatsächlich mit "rasender
Geschwindigkeit"?
Matthias Habel: "Nein! Das Gegenteil ist der Fall. Hurrikane sind
gerade auch deshalb so gefährlich, weil sie sich nur sehr langsam
verlagern. Aufgrund ihres geringen Verlagerungstempos haben sie sehr
viel Zeit, ihre volle Stärke aufzubauen. Gleichzeitig werden sie
dadurch auch so gefährlich, weil sie Orte in ihrer Zugbahn sehr lange
mit hohen Windgeschwindigkeiten und enormen Regenmengen heimsuchen.
Man muss also unbedingt zwischen der extrem langsamen Verlagerung und
den extrem hohen Windgeschwindigkeiten im Hurrikan selbst
unterscheiden."
3) Wann und wo ist Florence entstanden?
Matthias Habel: "Amerikanische Meteorologen beobachten die
Entwicklung von Florence bereits seit dem 28. August, als über
Westafrika eine Zone besonders hoher Gewitteraktivität entdeckt
wurde. Aus dieser bildete sich vor der Küste Senegals ein
Tiefdruckgebiet. Es zog weiter nach Westen und verstärkte sich bei
den Kapverdischen Inseln zu einem Tropischen Sturm und führte dort zu
Erdrutschen und Überflutungen. Der Sturm erhielt am 1. September den
Namen Florence, intensivierte sich weiter und wurde erstmals am 4.
September etwa 2000 km westlich der Kapverden als Hurrikan
klassifiziert."
4) Wie hat sich Florence danach entwickelt?
Matthias Habel: "Bereits einen Tag später wurde Florence nach
einer rapiden Intensivierung als Hurrikan der Kategorie 4 eingestuft.
Nachdem sich der Sturm zwischenzeitlich abschwächte, erreichte er am
10. September erneut Kategorie 4 mit mittleren Windgeschwindigkeiten
von bis zu 215 km/h. In Böen wütet der Hurrikan derzeit mit
Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 km/h."
5) Warum ist Florence so gefährlich?
Matthias Habel: "Neben extremen Windgeschwindigkeiten wird das
Festland besonders durch heftige und lang andauernde Regenfälle
bedroht. Regenmengen von über 1000 Liter pro Quadratmeter sind nicht
ausgeschlossen - dies entspricht in etwa der doppelten Regenmenge,
die in Berlin innerhalb eines ganzen Jahres fällt. Neben Sturm und
Regen wird die Küstenregion auch durch eine schwere Sturmflut
bedroht, da Florence einen mehrere Meter hohen "Wasserberg" vor sich
herschiebt und zusätzlich mehr als 10 Meter hohe Wellen die Küste
treffen werden."
6) Wie kommen Hurrikane zu ihren Namen?
Matthias Habel: "Die World Meteorological Organization legt die
Namen fest. Es gibt sechs Listen mit je 21 Namen. Pro Jahr kommt eine
Liste zum Einsatz, sodass sich die Benennung der Stürme nach sechs
Jahren wiederholt. Verursacht ein Hurrikan besonders schwere Schäden,
so wird dessen Name aus der Liste gestrichen und durch einen neuen
ersetzt. Gibt es in einem Jahr mehr als 21 Stürme, so werden alle
folgenden nach dem griechischen Alphabet mit Alpha, Beta, Gamma usw.
benannt."
7) Wie entsteht ein Hurrikan?
Matthias Habel: "Hurrikane entstehen über tropischen Meeren bei
Wassertemperaturen von mindestens 26,5 Grad. Das Wasser verdunstet
und kondensiert zu riesigen Gewitterwolken. Dabei werden große Mengen
an Energie freigesetzt. Die Luft kann sich dadurch weiter aufheizen
und steigt noch weiter auf, es entsteht eine Zone tiefen Drucks über
dem Meer. Um den Luftdruck auszugleichen, strömt bodennah weitere
feuchte und somit energiereiche Luft in das Zentrum des Sturms, der
sich daher immer weiter verstärken kann. Die Corioliskraft
schließlich versetzt die zuströmenden Luftmassen in Rotation, so dass
ein großflächiger Wirbel entsteht."
8) Wann treten die meisten Hurrikane auf?
Matthias Habel: "97 Prozent aller tropischen Stürme über dem
Nordatlantik treten von Juni bis November auf. Diese Monate umfassen
somit die nordatlantische Hurrikan-Saison. Anfangs ist
Sturm-Aktivität nur sehr schwach. Sie nimmt im August dann deutlich
zu und erreicht ihren Höhepunkt Anfang bis Mitte September. Dann
treten im Durchschnitt bis zu 4 tropische Stürme auf, von denen
statistisch gesehen zwei die Stärke eines Hurrikans erreichen."
9) Sind derzeit noch weitere Hurrikane unterwegs?
Matthias Habel: "Insgesamt sind derzeit weltweit sieben tropische
Stürme unterwegs. Neben Florence wütet auf dem Atlantik derzeit noch
Hurrikan Helene sowie der tropische Sturm Isaac. Über dem Pazifik
sind zudem die tropischen Stürme Paul, Olivia und Barijat sowie
Super-Taifun Mangkhut unterwegs. Er wird mit noch katastrophaleren
Auswirkungen den Norden der Philippinen treffen.
10) Treten Hurrikane durch den Klimawandel häufiger auf?
Matthias Habel: "Dieser Eindruck täuscht. Auf Jahre mit vielen
Hurrikanen folgen andere mit wenigen. Statistisch überblicken wir
auch nur einen sehr kurzen Zeitraum von etwa 50 Jahren, da es zuvor
keinerlei Beobachtungen über die Sturm-Aktivität über den Ozeanen
gab. Dieser Zeitraum ist viel zu kurz, um Aussagen über klimatische
Entwicklungen treffen zu können."
Wer die Zugbahn von Hurrikanen und Taifunen verfolgen möchte, kann
dazu das WetterRadar von WetterOnline auf www.wetteronline.de sowie
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WetterOnline
WetterOnline wurde 1996 von Inhaber und Geschäftsführer Dr.
Joachim Klaßen in Bonn gegründet und ist heute mit
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Datum: 12.09.2018 - 15:54 Uhr
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