Bestsellerautor Yuval Noah Harari erklärt im aktuellen stern, warum wir falsche Prioritäten setzen
(ots) - Seine Bücher "Homo Deus" und "Eine kurze
Geschichte der Menschheit" wurden in 49 Sprachen übersetzt und
standen auch in Deutschland monatelang auf der Bestsellerliste. Nun
erscheint sein neues Werk "21 Lektionen für das 21. Jahrhundert" in
50 Ländern gleichzeitig. Nach Vergangenheit und Zukunft nimmt sich
der israelische Historiker Yuval Noah Harari darin nun die Gegenwart
vor.
Der stern hat den gefragten Wissenschaftler in Tel Aviv zum
Interview getroffen. "Wir brauchen weniger Hysterie", sagt Harari und
fordert "mehr Klarheit und die richtigen Prioritäten". Statt uns über
Terrorismus, den Brexit und andere nationale Interessen zu kümmern,
sollten wir viel mehr über die Themen nachdenken, die in der Zukunft
wirkliche Herausforderungen darstellen werden. Dazu zählt er etwa die
Entwicklung und Kontrolle künstlicher Intelligenz. "Wir brauchen mehr
internationale Zusammenarbeit, nicht mehr nationale Abschottung. Das
gilt auch für die anderen beiden großen Herausforderungen der
Zukunft: Klimawandel und Atomkrieg. Zehn Minuten Nachdenken, und man
kommt von selbst drauf: Das können wir nicht allein lösen."
Harari thematisiert im stern-Gespräch außerdem, wie viel Zeit wir
mit Ablenkungen wie Handyspielen oder lustigen Katzenvideos
verschwenden. "All diese Dinge funktionieren, weil sie sich in die
Prozesse unseres Gehirns hacken", sagt Harari. "Sie wurden von
Experten entwickelt, die sich wirklich gut mit den Mechanismen
menschlicher Psychologie und Hirnforschung auskennen. In den letzten
20 Jahren haben sich die besten Leute auf diesem Gebiet damit
beschäftigt, wie man jemanden verführt, etwas anzuklicken oder mehr
Zeit mit dem Smartphone zu verbringen. Und sie haben digitale Drogen
wie Candy Crush oder Angry Birds erfunden. Der Liberalismus basiert
auf der Idee, dass Menschen unabhängige Individuen sind, die
Entscheidungen aus freiem Willen treffen. Aber heute sind wir Tiere,
die gehackt werden können." Pessimistisch blickt Harari dennoch nicht
in die Zukunft. "Wir haben die Macht, die Richtung zu bestimmen",
sagt der Historiker. "Die neuen Technologien können die Basis für die
beste Gesellschaft sein, die es jemals gab."
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Datum: 12.09.2018 - 09:55 Uhr
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