NRZ: Normalisierung nur gegen Zugeständnisse - von MANFRED LACHNIET
(ots) - Man hat kein gutes Gefühl, wenn die Beziehungen
zwischen Deutschland und der Türkei nun "normalisiert" werden sollen.
Nicht vergessen sind die Beschimpfungen und Beleidigungen Erdogans in
Richtung Bundesregierung. Nicht vergessen das Hickhack um die
Wahlkampfauftritte seiner türkischen Mehrheitspartei. Und erst recht
nicht die willkürlichen Verhaftungen von Deutschen, die ohne Anklage
seit langem hinter türkischen Gittern sitzen. Der Herrscher aus
Ankara hat sich einfach zu viel herausgenommen, als das man flott
wieder gut Freund werden kann. Zumal es offensichtlich nur der
dramatische Fall der türkischen Lira ist, der Erdogan in die
Bedrängnis bringt - und freundlicher macht. Das alles wirkt ziemlich
schäbig. Und dennoch gibt es einige Gründe, das Verhältnis wieder in
vernünftiges Fahrwasser zu lenken. Nicht nur, weil die Bande zwischen
den Staaten traditionell und eng sind und sehr viele Türken hier
leben. Die derzeitige Schwäche Erdogans ist auch eine Chance für die
Opposition in seinem Land. Zugeständnisse von deutscher Seite darf es
also nur geben, wenn der mächtige Staatschef das Imponiergehabe
aufgibt, die Gefangenen frei lässt und Rechtsstaatlichkeit nicht
mehr nur auf dem Papier steht. Auch im Syrienkrieg muss Erdogan
mäßigend und nicht mehr anheizend wirken. Wenn all das erfüllt wird,
kann man wieder intensiver mit ihm reden. Ansonsten muss der Kurs
hart bleiben. Außenminister Heiko Maas steht vor einer großen
Aufgabe.
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Datum: 05.09.2018 - 17:10 Uhr
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