Ada Hausvater - Theaterchefin und Baumeisterin in Rumänien
Aufstieg des Nationaltheater Timisoara: neue Spielstätten - zeitgenössische Inszenierungen - Regisseur Vutcarau verpflichtet
Ada Hausvater, rumänische Baumeisterin in Sachen Theater, macht im auslaufenden Jahr der Leitung des Nationaltheaters Timisoara (Temeswar) ihrer Intendanz alle Ehre. Hat noch vor einigen Jahren das altehrwürdige Gebäude in der eher beschaulichen Stadt in Siebenbürgen vor sich hingedümpelt und im Gebäudeverbund mit der Oper, den ansässigen ungarischen und deutschsprachigen Theatern überregional eher durch den Ausgangspunkt der rumänischen Revolution im Jahr 1989 von sich reden gemacht, so änderte sich dies in den letzten drei Jahren durch die engagierte Theaterfrau gewaltig ...
(IINews) - Nicht nur durch Inszenierungen von Alexander Hausvater, seines Zeichens Ehemann und überregional gefragten Regisseur, sondern unbedingt auch durch die enge und mutige Zusammenarbeit mit Radu Afrim, dem jungen Starregisseur Rumäniens, wurde das Haus dem Dornröschenschlaf entrissen und urplötzlich zu einer sozialkritisch literarischen Drehscheibe für zeitgenössisches Theater. Sie entwickelte ein nationales Dramaturgiefestival, bei dem sich besonders ausländische Besucher einen aktuellen Überblick über das brandneue rumänische Bühnengeschehen machen können, das sich neuerlich in Begegnung mit europäischen, jungen Inszenierungen vergleichen soll.
Letztlich brachte ihre Leistung den KulturPreis Europa 2009 nach Rumänien und öffnete so den Blick über die Landesgrenzen, was Ada Hausvater in Wechselwirkung auch europäischer und internationaler Kritik aussetzte, ein Vergleich, den sie nicht zu scheuen braucht.
Schon längst wurde dem alten Theatergebäude eine alternative Spielstätte hinzugefügt. Ein ehemaliges militärisches Reitergebäude von extremen Ausmaßen – zwar in recht behelfsmäßigem Zustand – bot endlich ausreichend Platz, zeitgenössisches Theater zu produzieren.
Vor kurzem hatte es die “Chefin zweier Häuser” endlich geschafft, diese Halle in einen renovierten, gebrauchfertigen Zustand zu versetzen. Dem riskanten Schritt in eine neue Theaterära bedurfte es – nach ausreichendem Probevorlauf in der Vergangenheit – noch der Krönung durch ein Theaterereignis, das dem neuen Spielort, der schauspielerischen Leistung der Theatercrew und vor allem dem Publikum gerecht werden konnte: ein wohl zu überlegendes Unterfangen.
Hierzu wurde Petru Vutcarau, der bekannteste Regisseur Moldawiens, verpflichtet, Gogols Revisor, einen russischen Klassiker all dem gerecht zu adaptieren. Auch hier hatte Ada Hausvater einen Joker im Spiel: der Schauspieler, vielmals ausgezeichnete Regisseur und Chef des Eugen Ionesco Theaters in Chisinau kam da gerade recht. Einem Theatermacher, dem man in Ost und West seinen Stellenwert vielgelobt bescheinigt , ein Theaterstück, das nahezu auf allen Bühnen der Welt zum Repertoire gehört und das Wissen um eine bereits erprobte Vutcarau-Inszenierung sollten den Erfolg zur Eröffnung der neuen Spielstätte ausmachen. Und das punktete.
Vutcarau ist bekannt und geschätzt für seine ausgefeilte Arbeit mit den Schauspielern, wobei er jede Figur “bis in die Fingerspitzen” ausarbeitet, bei den Massenszenen keine Ausnahme zulässt und schon fast choreographische Arbeit leistet, wenn es darum geht, das Bühnengeschehen einem temporeichen, nahezu filmisch exakten Ablauf zuzuordnen.
Wer die farborgiastischen Interpretationen von Petru Vutcarau kennt, dem war klar, was zu erwarten war. Während im “Theater In der Josefstadt”, Wien, Wolf-Dietrich Sprenger Gogols Komödie auf die wesentlichen Figuren spitzzüngig bösartig schleimiger Wiener Gesellschaft projiziert und damit die Lacher auf seine Seite zieht, inszeniert Vutcarau “russischer”. Es gibt keine Kürzung in der Darstellerliste, alle Figuren sind vertreten und als Karikatur ihrer selbst in Szene gesetzt.
Hier schimmert die Meyerhold’s Biomechanik durch, die Auseinandersetzung mit verschiedenen Theaterformen (Commedia dell’Arte, Kabuki, Tragödie, das Groteske, ...) wird in Verbindung mit Kostüm und Ausstattung zu einer eigenen Theatersprache. Und dazu wird Comic zu theatraler Repräsentation angewandt.
Etwas gewagter als in Chisinau hat der Regisseur den “falschen” Revisor in dieser Version in eine androgyne Figur gesteckt, dem Mann und Frau zu Füßen liegen und zu Diensten stehen wollen, ein rumänisch kritischer Aspekt, der durch das Bühnenbild noch unterstrichen wird. Korruption und provinzielle Bigotterie sorgen für viele Lacher. Und zum Triumph wurde die Premiere vor allem Dank des exzellenten Ensembles, das von Ion Rizea als Stadthauptmann, Ana Maria Cojocaru als notgeile Gattin im Wettstreit mit Andrea Tokai als Tochter im Marilyn Monroe Outfit und besonders von Catalin Urzu als “falschem Revisor" angeführt wird. Auch hat man nicht das Gefühl im alten Russland zu sein, rumänischer Straßenalltag mit Dreck, Lärm, Handwerkergewühle, Schlaglöchern und Stolperfallen beherrscht die Bühne.
Alles in allem ist Vutcarau mit seiner Timisoara-Inszenierung eine wunderbare Karikatur seines Gastgeberlandes Rumänien gelungen, dem das Publikum mit Szenenapplaus und Standing Ovations am Ende Tribut zollt.
(Man mag auf das Biennale-Theaterfestival gespannt sein, das Petru Vutcarau 2010 in Chisinau präsentieren wird, die einzige Möglichkeit zu erfahren, was in Moldawien auf der Bühne geschieht. In Rumänien lieferte er das passende Feuerwerk zur Eröffnung eines unkonventionellen Theaterraums ab.)
Ada Hausvater indes ruht sich nicht auf den Lorbeeren eines kurzlebigen Erfolgs aus. Sala2 ist fertig. Doch nicht nur dort wird das Theaterleben in Zukunft stattfinden, die umtriebige Theaterchefin ist längst schon wieder auf einem neuen Weg. Sie erwarb unterdes eine alte Synagoge, wieder ein Raum übergroßer Dimension, diesmal auch in der Höhe. Es wird noch ein wenig dauern, bis diese Spielstätte inauguriert werden kann.
Eines ist aber jetzt schon sicher; mit diesem Projekt, einer weiteren Spielstätte und dem Weitblick von Ada Hausvater wird das Nationaltheater Timisoara endgültig in den Mittelpunkt des rumänischen Theatergeschehens rücken. Auf dem Weg ins europäische Ausland und der internationalen Anerkennung hat sie bereits erste Erfolge zu verzeichnen, seitdem das Pariser Odeon Theater Radu Afrim’s Timisoara-Inszenierung der traurig-komischen Geschichte der “Krankheit der Familie M” vom Italiener Fausto Paravidino 10 Tage ensuite vor ausverkauftem Haus präsentierte.
Außerdem sind weitere renommierte Regisseure aus dem europäischen Ausland auf der “Einkaufsliste” des Theaters. Wir werden von Timisoara in Zukunft noch hören. (Dieter Topp)
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