Euler Hermes: Hohe Verschuldung könnte manchen Unternehmen zum Verhängnis werden
(ots) -
- Weltweite Verschuldung steigt weiter, aber gute
Ergebnisentwicklung lässt Nettoverschuldung von Unternehmen 2017
erstmals wieder auf 53% (-3,2 pp) sinken
- Größte Risiken in Papier-, Transport- und Textilbranche durch
hohe Verschuldung und Strukturwandel
- Schifffahrt vor Problemen: wenig Puffer, hohe Investitionen,
steigende Ölpreise und Frachtvolumina werden durch
Handelsbarrieren in den USA und China ausgebremst
- "Könige" der Nettoverschuldung: Portugal (96%), Türkei (72%),
Griechenland (69%) und Spanien (68%)
Unternehmen nutzen das "billige Geld" im Niedrigzinsumfeld. Seit
Jahren bewegt sich die Verschuldung von börsennotierten Unternehmen
außerhalb des Finanzsektors auf Rekordniveau. Dank guter Umsätze und
Gewinne ist 2017 die Nettoverschuldungsquote (Net Gearing Ratio)
jedoch weltweit erstmals wieder gesunken. Sie fiel um 3,2
Prozentpunkte (pp) auf 53%. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle
Studie "Corporate Debt" des führenden Kreditversicherers Euler
Hermes.
Brisanter Mix aus hoher Verschuldung und steigenden Risiken durch
Strukturwandel
"Die Bilanzen der Unternehmen hatten zuletzt Rückenwind durch
satte Gewinne. Die insgesamt hohe Verschuldung könnte dennoch einigen
Unternehmen zum Verhängnis werden", sagt Ludovic Subran,
Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe. "Die Papier-, Transport- und
Textilbranche weisen nicht zuletzt aufgrund des Strukturwandels und
großen Investitionsbedarfs einen brisanten Mix aus hoher Verschuldung
und steigenden Risiken auf."
Klimawandel, steigende Umweltanforderungen, Digitalisierung,
veränderte Kundenbedürfnisse und Geschäftsmodelle oder schwierige
wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie ein teilweise starker
Wettbewerb stellen Unternehmen und ihre Lieferanten vor große
Herausforderungen.
"Je schwieriger die Bedingungen und je einschneidender der
bevorstehende Wandel in einer Branche, desto größer ist häufig der
Kapitalbedarf. Wenn die Umsatzentwicklung nicht Schritt halten kann,
steigt die Verschuldung weiter an - und damit auch die Anfälligkeit
für externe Schocks", sagt Subran.
Nicht nur bei den Branchen, sondern auch regional gibt es jedoch
gravierende Unterschiede.
Vorsicht Schuldenkönige: Portugal, Türkei, Griechenland und
Spanien "Regional sind Portugal, die Türkei, Griechenland und Spanien
die Schuldenkönige", sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in
Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Deutsche Exporteure sollten
hier also genau hinschauen, mit wem sie Handel betreiben. Das kann
teilweise mit hohen Zahlungsrisiken verbunden sein - zumal die
Zahlungsmoral in diesen Ländern eher schlecht ist. In der Türkei
kommt ein Währungsrisiko hinzu. Unternehmen sind vor allem in
US-Dollar oder Euro verschuldet. Mit der massiven Abwertung der
türkischen Lira seit Jahresbeginn wird die Rückzahlung fälliger
Kredite teilweise sehr teuer und entsprechend schwer zu stemmen.
Bereits jetzt sehen wir dort eine steigende Zahl an Pleiten und gehen
deshalb 2018 von einem Anstieg der Insolvenzen um 5% aus."
Im Gegenzug sind Unternehmen in Afrika (38%), Australien (41%),
Hongkong (42%), Polen und Großbritannien (je 43%) weniger stark
verschuldet als der weltweite Durchschnitt.
Transportbranche: wenig Puffer, großer Investitionsbedarf -
Schifffahrt im Fokus
Strukturwandel, geringe finanzielle Puffer, steigende Ölpreise,
Wetterrisiken und hohe Schulden plagen die Transportbranche. Die
Verschuldungsquote der größten Unternehmen in der Transportbranche
liegt weltweit durchschnittlich bei 144%. Der Cash-Flow ist
branchenweit schwach, so dass ein schneller Abbau der Schuldenberge
derzeit auch nicht in Sicht ist.
Insbesondere in der Luftfahrt und der Schifffahrt stieg die
Verschuldung sogar noch deutlich an, weil die Unternehmen ihre
Flotten erneuern oder zuletzt erneuert haben. Vor allem die
Schifffahrt steht seit Jahren unter Druck, ihre Schiffe zu erneuern,
um ihre Margen angesichts steigender Ölpreise bei gleichzeitig hohem
Verbrauch zu sichern. Neue Schiffe versprechen aufgrund ihrer Größe
und einem niedrigeren Verbrauch eine größere Kosteneffizienz.
Steigende Umweltanforderungen im Zuge des voranschreitenden
Klimawandels werfen jedoch bereits weitere Schatten voraus.
Vorsicht Abwärtssog - Frachtvolumina durch Handelsbarrieren in USA
und China unter Druck
"Risiken und Verschuldung sind in der Transportbranche bereits
heute sehr hoch und die finanziellen Polster gering, insbesondere in
der Schifffahrt. Durch höhere Umweltstandards steht in Zukunft eine
erneute Welle der Schiffsmodernisierung und Flottenerneuerung an mit
den verbundenen hohen Kosten - ein Teufelskreis", sagt Van het Hof.
"Unternehmen müssen also bei ihren Investitionen sehr umsichtig
planen und Umsatz und Kosten eng im Auge behalten, um nicht in den
Abwärtssog zu geraten. Hinzu kommt die starke Abhängigkeit der
Branche von der wirtschaftlichen Entwicklung. Der Konjunkturzyklus
neigt sich langsam dem Ende zu und der drohende Handelskrieg sowie
steigende protektionistische Maßnahmen sorgen für weitere Sorgen in
der Branche. Das Wachstum beim Frachtvolumen von Asien nach
Nordamerika ist durch Handelsbarrieren seit Jahresbeginn bereits
ausgebremst worden."
Seit Jahresbeginn wurden gerade noch 4% mehr Waren auf der Route
transportiert als im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Rückgang
um 3 Prozentpunkte beim Wachstum.
2017 haben Regierungen weltweit 467 neue Handelshemmnisse
eingeführt, allen voran die USA, die für 90 neue protektionistische
Maßnahmen verantwortlich sind. Diese wirken sich auf einigen
Transportrouten bereits deutlich aus. Die USA prüfen aktuell zudem
noch höhere Zölle auf chinesische Waren.
"Das sorgt für weitere Unsicherheiten, denn diese würden mit hoher
Wahrscheinlichkeit zu entsprechenden Gegenmaßnahmen führen", sagt Van
het Hof. "Europa und die USA sitzen aktuell zwar wieder am
Verhandlungstisch, um über den Abbau von Handelshemmnissen zu
sprechen, der Ausgang ist jedoch unklar und somit sind hier
möglicherweise weitere dunkle Wolken am Himmel in Sicht - für die
Schifffahrt, aber auch für alle deutschen Exporteure. Bei
Handelsbarrieren gibt es am Ende immer viele Verlierer. Insbesondere
trifft eine solche Spirale aus Maßnahmen und Gegenmaßnahmen
Unternehmen, für die der weltweite Handel dadurch ein Stück
unberechenbarer wird."
Papierbranche: Höchste Verschuldung und Risiken - gemischte
Aussichten für Segmente
Die kapitalintensive Papierbranche hält den Negativrekord bei der
Nettoverschuldungsquote. Die größten Player der Branche sind bei der
Betrachtung von Risiken am aussagekräftigsten, da sie aufgrund ihrer
Größe bei Ausfällen die größten Schäden verursachen würden. Deshalb
betrachtet die Studie jeweils die Top 25% der jeweiligen Branche
weltweit. Die Verschuldungsquote in der Papierbranche liegt in diesem
Segment weltweit durchschnittlich bei 172%. Hinzu kommt ein schwacher
Cash Flow. Unternehmen aus der Papierbranche bräuchten bei ihrer
Verschuldung über 12 Jahre, um diese aus der laufenden operativen
Tätigkeit zurückzuzahlen (Cash-Flow Koeffizient von 12,4).
Die Risiken sind über die Länder hinweg fast identisch, variieren
jedoch innerhalb des Segments. Steigende Energiepreise stellen die
energieintensive Branche vor Probleme. Hochspezialisierte Unternehmen
in Nischensegmenten haben durch ihre Marktmacht allerdings größere
Chancen, steigende Kosten an Kunden durchzureichen. Im Drucksektor
kommen jedoch zusätzliche Herausforderungen durch die Anforderungen
der Digitalisierung hinzu. Der demografische Wandel spielt hingegen
der Verpackungs- und Zellstoffsparte in die Hände. Hier erwarten wir
in den kommenden Jahren stetiges Wachstum, was im Gegenzug den
Schuldenberg mit der Zeit verringern sollte.
Textilindustrie: Schuldenberge, starker Wettbewerb und veränderte
Kundenbedürfnisse
In der Textilindustrie kämpfen Unternehmen ebenfalls mit einer
Nettoverschuldungsquote, die bei den größten Branchenunternehmen bei
144% liegt. Zudem ist der Cash-Flow schwach und Unternehmen brauchen
überdurchschnittlich lange, ihre Schulden aus dem laufenden Geschäft
zurückzuzahlen. Strukturelle Risiken sind ebenfalls hoch, vor allem
durch einen starken Wettbewerb, der auf die Margen drückt. Aber auch
veränderte Kundenbedürfnisse spielen eine Rolle bei den signifikanten
Risiken der Branche.
Die gesamte Euler Hermes Studie "Corporate Debt" (ENG) finden Sie
im Anhang (PDF) und auf: http://ots.de/BsSlZj
Die Euler Hermes Studie zu Protektionismus/Handelsbarrieren finden
Sie hier: http://ots.de/cdXNDi
Euler Hermes ist weltweiter Marktführer im
Kreditversicherungsgeschäft und anerkannter Spezialist in den
Bereichen Kaution, Garantien und Inkasso. Das Unternehmen verfügt
über 100 Jahre Erfahrung und bietet seinen Kunden umfassende
Finanzdienstleistungen an, um sie im Liquiditäts- und
Forderungsmanagement zu unterstützen. Über das unternehmenseigene
Monitoring System verfolgt und analysiert Euler Hermes täglich die
Insolvenzentwicklung kleiner, mittlerer und multinationaler
Unternehmen. Insgesamt umfassen die Expertenanalysen Märkte, auf die
92% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen. Das
Unternehmen mit Hauptsitz in Paris ist in 52 Ländern vertreten und
beschäftigt rund 6.050 Mitarbeiter. Euler Hermes ist eine
Tochtergesellschaft der Allianz und wird von Standard & Poor?s mit
einem Rating von AA bewertet. 2017 wies das Unternehmen einen
konsolidierten Umsatz von EUR 2,6 Milliarden aus und versicherte
weltweit Geschäftstransaktionen im Wert von EUR 894 Milliarden.
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von solchen zukunftsgerichteten Aussagen beträchtlich abweichen. Zu
solchen Faktoren gehören u.a.: (i) die allgemeine konjunkturelle Lage
einschließlich der branchenspezifischen Lage für das Kerngeschäft
bzw. die Kernmärkte der Euler-Hermes-Gruppe, (ii) die Entwicklung der
Finanzmärkte einschließlich der ?Emerging Markets? einschließlich
Marktvolatilität, Liquidität und Kreditereignisse, (iii) die
Häufigkeit und das Ausmaß der versicherten Schadenereignisse
einschließlich solcher, die sich aus Naturkatastrophen ergeben;
daneben auch die Schadenkostenentwicklung, (iv) Stornoraten, (v)
Ausmaß der Kreditausfälle, (vi) Zinsniveau, (vii)
Wechselkursentwicklungen einschließlich des Wechselkurses EUR-USD,
(viii) Entwicklung der Wettbewerbsintensität, (ix) gesetzliche und
aufsichtsrechtliche Änderungen einschließlich solcher bezüglich der
Währungskonvergenz und der Europäischen Währungsunion, (x) Änderungen
der Geldpolitik der Zentralbanken bzw. ausländischer Regierungen,
(xi) Auswirkungen von Akquisitionen, einschließlich der damit
verbundenen Integrationsthemen, (xii) Umstrukturierungsmaßnahmen,
sowie (xiii) allgemeine Wettbewerbsfaktoren jeweils in einem
örtlichen, regionalen, nationalen oder internationalen Rahmen. Die
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Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Datum: 07.08.2018 - 09:00 Uhr
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