Westfalenpost: Putin muss zeigen, dass er auch Diplomatie kann
(ots) - Russlands militärische Strategie in Syrien ist
bislang voll aufgegangen. Seit der Intervention der Luftwaffe von
Präsident Wladimir Putin Ende September 2015 hat sich der
schwächelnde syrische Machthaber Assad stabilisiert. Die Bomber und
Raketen haben viele Stellungen der Opposition zerstört. Auch um den
Preis, dass Wohngebiete - wie etwa in Aleppo oder Homs - in Schutt
und Asche gelegt wurden. Nun stellt sich die Frage: Verfügt der
Kriegsherr Putin auch über den Instrumentenkasten der Diplomatie? Ist
er in der Lage, Assad zu einem politischen Dialog über die Zukunft
des Landes zu bewegen, der auch seine Kritiker einbindet? Und kann er
die iranischen Kräfte stoppen, die in den vergangenen Wochen zusammen
mit syrischen Truppen immer weiter Richtung israelischer Grenze
marschiert sind? Das Mullah-Regime baut seine "Achse des
Widerstandes" aus. Es will seinen schiitischen Einflussbereich
sichern, der vom Iran über den Irak, Syrien bis in den Libanon
reicht. Diese Expansion hat eine anti-israelische Stoßrichtung. Es
gilt die Devise von Irans Führer Ajatollah Ali Chamenei: Er hat
Israel als ein "Krebsgeschwür" bezeichnet, "das beseitigt werden muss
- und beseitigt werden wird". Teheran weiß, dass es der Atommacht
Israel auch bei konventionellen Waffen unterlegen ist. Deshalb
stationiert es Vorposten, die immer näher an die Grenze des
Judenstaats heranrücken. Teheran rüstet für den Tag X. Jetzt ist
Putin am Zug. Er muss die Balance hinbekommen zwischen der Beendigung
des Krieges in Syrien, einer politischen Neuordnung des Landes und
der Befriedigung von Israels Sicherheitsinteressen. Ob diese
Quadratur des Kreises gelingt, hängt auch davon ab, wie stark das
Gewicht der Russen tatsächlich ist. Möglicherweise wird Moskaus
Einfluss überschätzt.
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Datum: 30.07.2018 - 21:39 Uhr
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