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Mittelbayerische Zeitung: Trump lügt
Von Thomas Spang

ID: 1635474


(ots) - Was sich der US-Präsident von dem Treffen mit
A. G. Sulzberger im Oval Office versprach, bleibt sein Geheimnis. Wie
er über Journalisten im Allgemeinen und die "New York Times" im
Besonderen denkt, ließ er die Welt via Twitter wissen, als er selber
die erbetene Vertraulichkeit der Begegnung brach. Die seien
Produzenten und Publizisten von "Fake News" und verdienten als
"Volksfeinde" bezeichnet zu werden. Der 37-jährige Verleger der
vielleicht wichtigsten Zeitung der Welt kuschte nicht. Er tat, worum
sich seine mehr als 1400 Journalisten täglich bemühen:
Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Sulzberger warnte Donald
Trump nun eindringlich davor, was passiert, wenn aus seinen
aufrührerischen Worten gegen die Medien brutale Taten gegen Reporter
werden. Ganz besonders reibt sich der Verleger an dem Wort
"Volksfeind", das erst die Jakobiner in der französischen Revolution
und später der sowjetische Diktator Josef Stalin gebrauchten. Dass
Trump damit nun regelmäßig gegen die Vertreter der freien Medien
hetzt, ist, um es im Twitter-Duktus des Präsidenten zu sagen,
traurig. Und gefährlich, wie die Wächter von "Reporter ohne Grenzen"
in ihrem jüngsten Jahresbericht warnen. Darin stellt die Organisation
wachsende Feindschaft gegenüber Journalisten rund um die Welt fest.
Neben Recep Tayyip Erdogan über Wladimir Putin bis hin zu Xi Jinping
findet sich nun auch Trump prominent unter den Übeltätern wieder. Die
USA fielen wegen der fortgesetzten Angriffe des Präsidenten auf dem
Pressefreiheits-Index auf Platz 45 zurück. Den Ton für Trumps Umgang
mit Journalisten setzte der ehemalige Chefstratege des Präsidenten,
Steve Bannon. Der schärfte ihm ein, dass nicht die Demokraten,
sondern die Medien die wahre Opposition seien. Vor allem diejenigen,
die der Öffentlichkeit harte Fakten liefern. Denn nichts scheuen




echte Diktatoren und Möchtegern-Despoten mehr als Transparenz.
Richtig verstandener Journalismus betreibt keine
Hofberichterstattung, sondern schafft eine kritische Öffentlichkeit.
Er informiert, ordnet ein, stellt Zusammenhänge her und hinterfragt.
Wie die Korrespondentin von CNN, die das Weiße Haus vergangene Woche
von einem Termin ausschloss, weil sie "unpassende Fragen" stellte.
Trumps Feldzug gegen "Fake News"-CNN, die "gescheiterte New York
Times" oder die "Amazon Washington Post" haben erste Konsequenzen.
Das Heimatschutzministerium baut eine Medien-Beobachtungsabteilung
auf, die benutzt werden kann, missliebige Berichterstattung rund um
die Welt zu identifizieren. Auslands-Korrespondenten werden bereits
nach ihrem Aufenthaltsstatus gefragt. Seinen Anhängern riet Trump
kürzlich bei einer Kundgebung in Kansas, nicht zu glauben, was sie
sehen oder lesen. Die Realität sei anders. Seine Beraterin Kellyann
Conway sprach einmal von "alternativen Fakten". George Orwell lässt
grüßen. Der beschrieb in "1984" ein Szenario, in dem ein fiktives
Regime als Test der Loyalität seiner Gefolgsleute von diesen
verlangte, sich selber davon zu überzeugen, dass schwarz weiss ist,
und sie niemals etwas anderes geglaubt hätten. Sulzbergers
kraftvoller Widerspruch kommt genau zur richtigen Zeit. Jenseits der
Einpeitscher von Fox verdienen auch die amerikanischen Kollegen ein
großes Kompliment. Sie nennen Trumps Lügen das, was sie sind. Und
lassen sich nicht einschüchtern, auch künftig wichtige Fragen zu
stellen. Die Journalisten in den USA sind das Gegenteil von dem, zu
dem sie Trump stilisiert: Freunde des Volkes und der Demokratie.



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Datum: 30.07.2018 - 21:30 Uhr
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