Mikroplastik in Mineralwasser: Ministerium hält Testergebnisse zurück - foodwatch fordert Veröffentlichung von Herstellernamen und Laborwerten
(ots) - Die Verbraucherorganisation foodwatch hat das
Verbraucherministerium in Nordrhein-Westfalen aufgefordert,
Testergebnisse zu Mikroplastik in Mineralwasser vollständig zu
veröffentlichen. Eine dem Ministerium unterstellte Behörde hatte Ende
2017 eine Studie veröffentlicht, in der Mikroplastik-Partikel in
Mineralwasser nachgewiesen wurden - das Ministerium nennt jedoch auch
auf Nachfrage von foodwatch keine Hersteller- oder Produktnamen.
Welche gesundheitlichen Gefahren von dem Verzehr von Mikroplastik
ausgehen, ist noch völlig unklar. Es gibt Hinweise darauf, dass der
Verzehr von Mikroplastik Entzündungen beim Menschen hervorrufen
könnte. Eine Risikobewertung durch die zuständigen Behörden steht
jedoch aus. Solange die gesundheitlichen Auswirkungen nicht geklärt
sind, sei es das Mindeste, dass Verbraucherinnen und Verbraucher
erfahren, in welchen Produkten Mikroplastik enthalten ist, so
foodwatch. Mit einer E-Mail-Aktion unter
www.aktion-mikroplastik.foodwatch.de forderte die
Verbraucherorganisation die Herausgabe aller Testergebnisse inklusive
der Hersteller- und Produktnamen.
"Das nordrhein-westfälische Verbraucherministerium stellt
Wirtschaftsinteressen über Verbraucherinteressen, wenn es die Namen
der Mineralwasser-Marken, die mit Mikroplastik belastet sind, geheim
hält", kritisierte Sophie Unger von foodwatch. "Wenn eine staatliche
Behörde Tests durchführt, haben Verbraucherinnen und Verbraucher ein
Recht darauf, die Ergebnisse zu erfahren. Die Menschen wollen wissen,
welche Wässer Mikroplastik enthalten. Doch dazu müssen erstmal alle
Fakten auf Tisch. Besonders bei einem Lebensmittel wie Mineralwasser,
das Viele jeden Tag in großen Mengen konsumieren."
Zahlreiche Studien wiesen in den letzten Jahren nach, dass
Lebensmittel winzige Plastikpartikel und -fasern enthalten, etwa
Meeresfrüchte. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt
Münsterland-Emscher-Lippe (CVUA-MEL) hat in einer Kooperation mit der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in einer Laboranalyse von
November 2017 auch in Mineralwasser Mikroplastik nachgewiesen.
Getestet wurden 38 Produkte, darunter sowohl Plastik- als auch
Glasflaschen. Besonders hoch waren die Werte bei Wasser aus
Mehrweg-Plastikflaschen. Doch auch in einigen Mineralwässern in
Glasflaschen war eine erhöhte Zahl an Mikroplastik-Partikeln
enthalten. foodwatch hatte im Februar 2018 einen Antrag auf
Herausgabe der Herstellernamen unter Berufung auf das
Verbraucherinformationsgesetz (VIG) gestellt. Das
nordrhein-westfälische Ministerium lehnte den Antrag jedoch ab, unter
anderem weil die betroffenen Analysen im Rahmen eines laufenden
Promotionsverfahrens durchgeführt wurden.
Bislang gibt es keine amtliche Risikobewertung zu Mikroplastik in
Lebensmitteln - obwohl das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
und die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) schon seit Jahren zu
dem Thema arbeiten. Laut BfR gibt es bislang zu wenig belastbare
Daten zu Mikroplastik in Lebensmitteln, um die gesundheitlichen
Auswirkungen zu bewerten. Ungeachtet dessen hat das BfR gegenüber
foodwatch im Hinblick auf die Studie aus Nordrhein-Westfalen
angegeben, dass "nach dem derzeitigen Stand der Kenntnis kein
gesundheitliches Risiko für den Verbraucher angenommen" werde.
"Einerseits kann die Behörde keine gesundheitliche Bewertung von
Mikroplastik in Lebensmitteln vornehmen, da hierfür die Daten fehlen
- andererseits nimmt sie an, dass durch die Funde im Mineralwasser
kein Risiko bestehe. Ja, was denn nun? Das BfR muss endlich Tacheles
reden. Wir brauchen eine richtige Risikobewertung und keine
Mutmaßungen. Wenn die Daten fehlen, müssen sie erhoben werden",
forderte Sophie Unger.
Link:
- E-Mail-Aktion von foodwatch:
www.aktion-mikroplastik.foodwatch.de
Quellen und weiterführende Informationen:
- Mineralwasser-Studie des CVUA-MEL Münster:
www.tinyurl.com/yc93zlyj
- Schriftwechsel zwischen foodwatch und den zuständigen Behörden
in NRW: www.tinyurl.com/y7zonsfw
- BfR zu Mikroplastik: www.tinyurl.com/ybs4xkrp
- EFSA zu Mikroplastik: www.tinyurl.com/yb9c2uyz
Pressekontakt:
foodwatch e.V.
Dario Sarmadi
E-Mail: presse(at)foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 2 90
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Datum: 26.07.2018 - 11:43 Uhr
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