NOZ: Jutta Speidel: Ein Zufall führte zum Engagement für obdachlose Frauen
(ots) - Jutta Speidel: Ein Zufall führte zum Engagement
für obdachlose Frauen
Panne eines Schminkmobils hatte ungeahnte Folgen - Schauspielerin
denkt schon an ein drittes "Horizont-Haus" - Als Kind pflasterte sie
ihr Himmelbett mit Patenten
Osnabrück. Schauspielerin Jutta Speidel (64) ist durch puren
Zufall zu ihrem mittlerweile über zwei Jahrzehnte währenden
Engagement für obdachlose Frauen und deren Kinder gekommen. Dieser
habe sich vor etwa 25 Jahren in München zugetragen, berichtete
Speidel im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag):
"Wir haben damals in der Akademiestraße in Schwabing gedreht, und
unser Schminkmobil blieb frühmorgens irgendwo auf der Strecke
liegen." Der Aufnahmeleiter habe dann eine Pension ausfindig gemacht,
in der die Schauspieler geschminkt werden konnten.
Das Innere des Hauses schockierte Speidel: "Wir sind reingegangen,
und ich dachte gleich: Was ist das denn? Ist ja grauenhaft. Es war
eine Obdachlosenpension, in der obdachlose Kinder zwischen Pennern
und abgerissenen Personen hausten." In diesem Moment, so Speidel
weiter, habe sie gedacht: "Das geht überhaupt nicht." So etwas könne
man weder in Hamburg, Berlin, München oder einer anderen deutschen
Stadt akzeptieren. Mittlerweile engagiert sich die 64-Jährige seit
über 20 Jahren für obdachlose Mütter und Kinder, hat den Verein
"Horizont" und eine Stiftung gegründet sowie zwei Häuser gebaut, in
denen Hilfebedürftige eine Bleibe finden.
Erst im Juni eröffnete sie das zweite Haus im Münchner Norden,
doch Speidel denkt bereits vage über ein drittes Haus nach: "Wir
haben einen Grund geerbt und im Testament steht, die Erblasserin
erwartet, dass wir Wohnraum für Kinder und Mütter schaffen. Und wenn
man ein Erbe annimmt, hat man auch eine Verpflichtung. Auf dem Grund
steht ein Haus, darin wohnen jetzt Bedürftige, aber es ist in einem
Zustand, in dem wir es nicht stehen lassen können. Dafür werden wir
wiederum mindestens vier bis fünf Millionen Euro sammeln müssen,
deshalb ist daran im Moment nicht zu denken."
Auch an ihre Kindheit und an Ausflüge der besonderen Art mit ihrem
Vater, einem Patentanwalt, erinnerte sich Speidel in dem Gespräch:
"Als ich klein war, bin ich mit dem Papi ganz oft mit der Straßenbahn
ins Patentamt gefahren. Da gab''s eine Frau, die ich Tante Inge
nannte, und die hatte mir immer schon in der sogenannten Auslegehalle
etwas Tolles rausgesucht. Ich saß dann auf so einem Tresen, umringt
von Patenten, und wenn mir eins besonders gefiel, dann hat sie es mir
kopiert, damit ich es mit nach Hause nehmen kann. Ich hatte damals
ein Himmelbett, und dessen Wände waren gepflastert mit Patenten."
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Datum: 21.07.2018 - 07:00 Uhr
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