Der Tagesspiegel: Nachfahren der Hitler-Attentäter zum 20. Juli: "Nationale Alleingänge gefährden das geeinte, starke, friedliche Europa"
(ots) - Die Nachfahren der Hitler-Attentäter vom 20. Juli
1944 und anderer Widerständler haben sich zum 74. Jahrestag des
Anschlags für ein starkes und vereintes Europa ausgesprochen. "Wo
stünde Europa heute, wenn der Tag einen anderen Verlauf genommen
hätte? Wenn das Attentat Stauffenbergs geglückt, Hitler getötet
worden, Deutschlands Diktatur bereits 1944 beendet worden wäre?",
fragen sie in einem Gastbeitrag für den in Berlin erscheinenden
"Tagesspiegel" (Freitagausgabe).
"Vom Kreisauer Kreis und vielen nach dem 20. Juli zum Tode
verurteilten Widerstandskämpfern wissen wir, dass es den Verschwörern
wichtig war, ein geeintes Europa der Völker zu errichten, in dem der
Mensch und nicht die Nation im Vordergrund steht, in dem das
Gemeinsame höher gewichtet wird als das Trennende. Sie waren mit
ihrer Vorstellung nicht allein. Auch andere Widerstandsgruppen wie
die Weiße Rose träumten von einem vereinten Europa. Denn nur in einem
geeinten Europa kann es Frieden geben", heißt es in dem Beitrag
weiter, den knapp 400 Nachfahren und Verwandte der Verschwörer
unterzeichnet haben.
"Der europäische Staatenverbund steht heute vor einer
Zerreißprobe. Die Grundsätze von Humanität, Solidarität und
Gerechtigkeit, die in der Aufklärung und durch die Erfahrungen zweier
Weltkriege erarbeitet wurden, scheinen immer weniger wert zu sein",
schreiben die Autoren. Das sei aber nicht das Vermächtnis, das die
Männer und Frauen des 20. Juli im Sinn hatten. "Wir möchten an diesem
Tag an den Mut und die visionäre Kraft unserer Eltern,
(Ur-)Großeltern, Onkel und Tanten erinnern und hoffen, dass nationale
Alleingänge nicht das geeinte, starke, friedliche Europa gefährden,
das sie für sich, uns und unsere Kinder erhofft hatten."
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Datum: 19.07.2018 - 16:43 Uhr
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