neues deutschland: Chaos in London - und in Brüssel: Kommentar zum Brexit-Desaster
(ots) - Die Rücktritte in der britischen Regierung kamen
keineswegs so überraschend, wie es sich in zahlreichen Kommentaren
liest. Hat doch Labour-Parteichef Jeremy Corbyn mit seiner
Einschätzung, dass Theresa May mit ihrem ständigen Hü und Hott den
Austrittsprozess ins Chaos gestürzt hat, vollkommen recht. Wenn die
Premierministerin Ende vergangener Woche verkündete, die Regierung
habe sich - zwei Jahre nach dem Brexit-Entscheid! - auf eine Linie
geeinigt, spricht das Bände.
Nicht weniger irritieren muss, dass »Brüssel« die Rücktritte eher
gelassen zur Kenntnis nimmt. Immerhin gehen mit Davis und Johnson die
wichtigsten britischen Brexit-Unterhändler nach der
Ministerpräsidentin selbst. Das könnte zweierlei bedeuten: zum einen,
dass die Gespräche gut vorangehen. Was angesichts nach wie vor
ausstehender Lösungen für so zentrale Punkte wie den Status von
Nordirland oder die Handelsbeziehungen mit dem Festland
unwahrscheinlich ist. Oder, zum anderen, dass die EU-Kommission die
Vorstellung aufgegeben hat, bis zum kommenden März einen geordneten
Rückzug der Briten aus »Europa« zu erreichen. Was wiederum ebenfalls
an der auch in Brüssel existierenden Starrköpfigkeit liegen könnte.
Schließlich wollen manche den Briten deren Entscheidung heimzahlen
und mögliche Nachahmer abschrecken. Eines scheint aber trotz des
Chaos in London und Brüssel ausgeschlossen: das Ende der
Brexit-Pläne. Denn das würde Theresa Mays politisches Überleben
kosten.
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Datum: 09.07.2018 - 18:31 Uhr
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