Schwäbische Zeitung: Es beginnt an der Wursttheke - Leitartikel zu Plastikmüll
(ots) - Für ein bisschen Bequemlichkeit im Alltag die
Meere und fast alles, was darin kreucht und fleucht aufs Spiel
setzen, weil Plastik so wunderbar praktisch sein kann - das wollen
wir nicht. Diesen Schluss lassen die Ergebnisse der
Naturbewusstseinsstudie zu, die Bundesumweltministerin Svenja Schulze
(SPD) am Freitag vorgestellt hat. 94 Prozent der Befragten
offenbaren, dass ihnen das Artensterben im Meer als großes oder sehr
großes Problem unter den Nägeln brennt. Einzig die Verunreinigung der
Ozeane durch Plastikmüll macht den Deutschen noch größere Sorgen.
Aber was hat das alles mit uns zu tun, die wir nicht am Meer wohnen
und zu den fleißigsten Müllsortierern zählen und nur wenig von dem,
was da schwimmt, von uns kommt?
Ein bedeutender Teil der zum Beispiel von uns feinsäuberlich
gereinigten und brav gesammelten Joghurtbecher wird am Ende doch der
thermischen Verwertung zugeführt, wie Müllverbrennung beschönigend
heißt. Und unser Lebensstil dient wie nie zuvor anderen Ländern, die
erst dabei sind, einen westlichen geprägten Wohlstand zu entwickeln,
als Vorbild und deren Plastikabfälle nehmen einen anderen Weg - oft
ins Meer. Es ist schon absurd, im Supermarkt geschälte Bananen in
Kunststoff kaufen zu können. Schließlich gibt es für eine Banane
keine bessere Verpackung als eine Bananenschale. Deshalb gilt es
jetzt unbedingt, solchen Nonsens nicht in andere Gesellschaften zu
tragen. Gemeint sind Länder, die noch die Möglichkeit haben, Fehler,
die wir gemacht haben, von vornherein zu vermeiden.
Wenn unser Umgang mit Plastik den westlichen Lebensstil mitprägt,
den so viele auf der Welt anstreben, dann hat der Unratstrudel im
Meer eben doch etwas mit uns zu tun. Er bleibt groß und wächst
weiter, wenn wir uns nicht bei jedem Einkauf die Frage stellen, ob
wir wirklich einzeln für sich eingeschweißte Saitenwürstle kaufen
müssen. Oder ob es nötig ist, dass wir unsere Haare mit Mikroplastik
im Shampoo waschen. Das klingt mühsam. Aber wenn uns die Meere
wirklich so wichtig sind, wie die Studie nahelegt, müssen wir etwas
für sie tun. Sonst haben wir saubere Ozeane auch nicht verdient.
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Datum: 06.07.2018 - 23:23 Uhr
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