WWF-Marktanalyse Grillkohle: 61 Prozent der Grillkohlen in Deutschland risikobehaftet - 42 Prozent mit Tropenholz
(ots) - Für viele Menschen in Deutschland ist Grillen ein
liebgewonnenes Ritual und fester Bestandteil des Sommers. Nur wenige
dürften indes ahnen, zu welch massiver Waldzerstörung das gesellige
Brutzeln von Würstchen, Steak und Halloumikäse beitragen kann. In
einer gemeinsamen Marktanalyse haben WWF und der Norddeutsche
Rundfunk in Deutschland angebotene Grillkohlen auf ihre Holzart und
Herkunft analysiert. Ergebnis: 61 Prozent der getesteten Produkte
stufen die Umweltschützer als hochrisikobehaftet ein, weil sie zum
Beispiel aus Regionen mit umfangreichem illegalen Holzeinschlag
stammen oder durch falsche Angaben hinsichtlich der verwendeten
Hölzer auffielen. In fast jedem zweiten Produkt (42 Prozent) wurde
Tropenholz gefunden.
"Unsere Analysen belegen, dass die Produktion von Grillkohle zu
einem erheblichen Teil auf Raubbau an den Wäldern basiert. Die
Holzkohleindustrie verfeuert alles, was ihr in die Finger kommt",
sagt Johannes Zahnen, Holzexperte des WWF Deutschland. Besonders
bedenklich ist laut WWF der hohe Anteil an nicht-zertifiziertem
Tropenholz: "Mit der Zerstörung der Tropen verlieren wir die
artenreichsten Lebensräume der Erde und zugleich unsere wichtigsten
Verbündeten im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Wir können nicht
zulassen, dass der heimische Grill zum Scheiterhaufen des tropischen
Regenwaldes wird."
Insgesamt 36 Grillkohlen aus deutschen Tankstellen, Baumärkten,
Supermärkten und Discountern haben WWF und NDR mit forensischen
Methoden testen lassen. 30 der gekauften Säcke (83 Prozent)
enthielten entweder gar keine oder fehlerhafte Angaben bezüglich der
verwendeten Holzarten. Trauriger Spitzenreiter ist (wie schon im
letzten Jahr) ein Produkt, das damit wirbt, keinerlei Tropenholz zu
enthalten. Tatsächlich besteht die bei Bauhaus verkaufte Ware jedoch
zu mehr als der Hälfte aus tropischen Holzarten. "Die Unternehmen
wissen um die Risiken, viele drücken jedoch ganz bewusst beide Augen
zu und machen sich damit mitschuldig", so Johannes Zahnen.
Laut WWF lässt sich das Problem jedoch nicht einfach durch einen
Verzicht auf Tropenholz lösen - zumal das durch den Verbraucher wegen
fehlender oder falscher Angaben nicht nachvollzogen werden könne:
"Nicht nur in fernen Ländern werden illegal Wälder kahlge-schlagen.
Fast direkt vor unserer Haustür, wie zum Beispiel in der Ukraine,
werden systematisch die letzten Urwälder ausgebeutet. Auch dieses
Holz landet auf deutschen Grills."
Um dem Raubbau einen Riegel vorzuschieben sieht der WWF Politik,
Unternehmen und Kunden in der Pflicht. Im Gegensatz zu vielen anderen
Holz- und Papierprodukten fällt Holzkohle nicht unter die Europäische
Holzhandelsverordnung (EUTR). Sie verpflichtet Unternehmen, die
Legalität der Produkte sicherzustellen. Der WWF fordert daher, dass
die Regelung dringend um Holzkohle (und weitere bislang
unberücksichtigter Holz- und Papierprodukte) erweitert wird.
Unternehmen müssten sich zudem Standards setzen, die über die reine
Einhaltung der Gesetze hinausgehen.
"In einer idealen Welt sind die Wälder durch strenge Gesetze und
deren Überwachung ge-schützt. Solange die Politik sich dazu nicht
durchringt, müssen leider Unternehmen und Verbraucher diese Lücke
schließen", sagt Johannes Zahnen. Eine Möglichkeit biete hierzu das
FSC-Siegel, das für umweltverträglichere Waldnutzung steht. Laut WWF
biete es Kunden eine Orientierung, habe jedoch auch Schwächen: "Bei
unseren Analysen sind leider auch FSC-zertifizierte Produkte negativ
aufgefallen, zum Beispiel durch Ungereimtheiten bei den verwendeten
Holzarten. Wir haben daher Beschwerde eingelegt. Der FSC muss selbst
viel häufiger forensische Methoden einsetzen und betrügerische
Unternehmen notfalls rausschmeißen."
Trotzdem sei das FSC-Siegel aber nach wie vor das umfassendste
internationale Zertifikat für Holz und Papier. Verbraucher, die vor
der Wahl zwischen nicht-zertifizierter Ware und solcher mit
FSC-Siegel stünden, sollten in jedem Fall zur FSC-Variante greifen.
Das biete zwar keine endgültige Sicherheit, aber die aktuell
größtmögliche Wahrscheinlichkeit, dass die Holzkohle aus
verantwortungsbewusster Waldwirtschaft stammt. Vom alternativen
PEFC-Siegel rät der WWF in jedem Fall ab. Dies biete keinerlei
Vorteil gegenüber nicht-zertifizierten Produkten. Für Produkte aus
Deutschland empfiehlt der WWF außerdem auch Produkte mit dem
Naturland-Zertifikat.
Sendehinweis: Über die WWF-Analysen und Hintergründe des Geschäfts
mit der Holzkohle berichtet eine NDR-Dokumentation am Montag:
Story im Ersten: Das schmutzige Geschäft mit der Grillkohle,
Montag, 02.07.18, 23:45 Uhr, Das Erste
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Immo Fischer
Telefon: +49 151 188 548 34
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Datum: 01.07.2018 - 12:00 Uhr
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