Wirtschaftshistoriker Dimson warnt vorüberzogenen Rendite-Erwartungen bei Immobilien
(ots) - Wertzuwächse werden häufig überschätzt /
Langsfristige Rendite negativ / Keine Angst vor höheren Zinsen
Berlin, 20. Juni 2018 - Trotz des starken Preisanstiegs bei
Immobilien in den letzten Jahren rät der britische
Wirtschaftshistoriker Elroy Dimson bei Immobilien-Anlagen zur
Vorsicht. "Netto dürfte die reale Entwicklung der Immobilienpreise
weltweit im Schnitt bei minus zwei Prozent pro Jahr gelegen haben",
so Dimson. Dies liege vor allem an den oft übersehenen Kosten für
Versicherungen und Instandhaltungsmaßnahmen, notwendigen Anpassungen
an neuere Qualitätsstandards und statistische Effekte: "Weil das
Datenmaterial besonders in Metropolen gut ist, neigen Akademiker
dazu, ländliche Gegenden statistisch unter den Tisch fallen zu
lassen", so Dimson im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ''Capital''
(Ausgabe 7/2018, EVT 21. Juni). Doch die viel zitierten Wertzuwächse
in Weltstädten seien alles andere als repräsentativ für den
Immobilienmarkt als Ganzes.
Dimson ist einer der bekanntesten Finanzmarkt-Historiker der Welt.
Über zwei Jahrzehnte hinweg baute er mit akademischen Mitstreitern
eine Datenbank mit Renditen und volkswirtschaftlichen Eckdaten der
wichtigsten Länder der Welt seit dem Jahr 1900 auf. Seine jährlichen
Kompendien in Form des "Credit Suisse Global Yearbook of Investment
Returns" sind Standardwerke in der Fondsbranche. Zudem beriet Dimson
ein Jahrzehnt lang den inzwischen 900 Mrd. Euro schweren Norwegischen
Staatsfonds in der Allokation seiner Mittel. Dessen Strategie - zwei
Drittel Aktienquote - empfiehlt der Ökonom auch geduldigen
Privatanlegern. "Ein Staatsfonds verteilt sein Geld auf 8.000 bis
10.000 Aktien weltweit - für etwas unter 0,1 Prozent Gebühren im
Jahr. Privatanlegern steht dank günstiger Indexfonds annähernd die
gleiche Strategie offen: Tausende Aktien aus der ganzen Welt für nur
0,15 Prozent Gebühren im Jahr. Eine bescheidene Summe für
historisch betrachtet fünf Prozent Gesamtertrag nach Inflation mit
weltweiten Aktien",so Dimson.
Zudem rät Dimson im ''Capital''-Interview davon ab, seine
Anlagestrategie von den kurzfristigen Veränderungen etwa der Zinsen
oder auch dem erwarteten Wirtschaftswachstum abhängig zu machen. "Es
gibt historisch betrachtet keinen belegbaren Zusammenhang zwischen
dem erwarteten Wirtschaftswachstum und den Aktienmarkt-Renditen, auch
wenn die Marketingabteilungen der Finanzkonzerne das gern behaupten,
etwa mit Blick auf Schwellenländer und die sogenannten Bric-Staaten
Brasilien, Russland, Indien und China." Auch höhere Zinsen müssten
Anleger kaum fürchten. "Je höher die Realzinsen sind, desto höher der
Aktienertrag in den nächsten fünf Jahren. Lediglich die
Entwicklungsrichtung der Zinsen hat einen negativen Einfluss: In
Phasen steigender Zinsen haben es Aktien zunächst schwer. Aber höhere
Realzinsen sind bessere Voraussetzungen, um mit Aktien Rendite zu
machen. Niemand muss also Angst vor steigenden Zinsen haben", so
Dimson.
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Christian Kirchner, Redaktion ''Capital'' Frankfurt,
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