Rheinische Post: Deutscher Cas-Richter Schimke: Vorverurteilung der Fifa unbegründet
(ots) - Der Düsseldorfer Sportrechtler Martin Schimke
sieht allein in der Tatsache, dass der Fußball-Weltverband Fifa bei
der WM in Russland Dopingkontrollen selbst durchführt, keinen Grund,
per se an Qualität und Transparenz der Kontrollen zu zweifeln. "Das
kann man natürlich kritisieren als eine verbandsinterne Entscheidung,
die strategisch unglücklich wirkt und angesichts heutiger Forderungen
der Öffentlichkeit an Transparenz nicht mehr zeitgemäß erscheint. Man
müsste sich aber auch fairerweise erst einmal angucken, wie die Fifa
denn ihre Kontrollen durchführt. Der Vorwurf, der laut wird, ist ja
der, die Fifa kontrolliere lasch oder gar nicht und verschleiere im
Zweifelsfall positive Proben. Das kann ich überhaupt nicht
beurteilen. Aber allein, dass die Fifa selbst kontrolliert, heißt
nicht, dass es schlecht sein muss. Auch andere internationale
Verbände führen selbst Tests durch", sagte der Richter am
Internationalen Sportgerichtshof Cas der Düsseldorfer "Rheinischen
Post" (Dienstag).
Schimke warb zudem dafür, beim Thema Doping die Bandbreite der
Vergehen der Öffentlichkeit besser zu kommunizieren. "Für mich ist
der Begriff ,Doping'' an sich schon unglücklich. Nach gut 20 Jahren am
Cas kann ich sagen: Doping ist nicht gleich Doping. Es geht auch hier
von der kleinen Ordnungswidrigkeit bis zum Mord. Es gibt
systematisches Blutdoping mit Blutkonserven und Diplomatenpässen, es
gibt aber auch kontaminiertes Fleisch, die Manipulation durch einen
Konkurrenten oder bestimmte Umwelteinflüsse, die eine positive Probe
zum Resultat haben. Wir bräuchten im Prinzip verschiedene Vokabeln
für verschiedene Dopingvergehen. Das wird in der öffentlichen
Wahrnehmung bisher alles über einen Kamm geschert, und eine
reflexartige Vorverurteilung ist dem Anti-Doping-Kampf überhaupt
nicht förderlich."
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Datum: 19.06.2018 - 04:00 Uhr
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