Anschluss an die Digitalisierung nicht verlieren
EU-Rechnungshof erklärt deutsche Breitbandziele für „wahrscheinlich nicht zu verwirklichen“ / Cluster IT Mitteldeutschland hält Zielerreichung für zwingend erforderlich
(IINews) - Vor einigen Tagen präsentierten die EU-Rechnungsprüfer einen Bericht mit vernichtendem Urteil: Die Ziele, die sich Deutschland für den Breitbandausbau gestellt hat, sind „wahrscheinlich nicht zu verwirklichen“, lautet die Aussage. Maßgabe ist, das Netz in der ganzen EU bis 2025 flächendeckend auszubauen, so dass Geschwindigkeiten bis zu einem Gigabit pro Sekunde möglich sind. Gerade in der Bundesrepublik lässt sich dieses Ziel laut EU-Rechnungshof schwer erreichen. Den Grund sieht das Gremium darin, dass hierzulande verstärkt auch auf die so genannte Vectoring-Technologie gesetzt wird. Diese ermöglicht es, relativ günstig über die vorhandenen Kupfer-Telefonleitungen Datenübertragungen von bis 100 Mbit pro Sekunde zu erzielen, aber eben keine Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich – anders als die deutlich teurere und aufwendiger zu verwirklichende Glasfaser-Technologie.
„Der digitale Wandel macht ein Datennetz mit Übertragungen im Gigabereich erforderlich. Deshalb muss die Modernisierung des Netzes ganz klar auf diese Größenordnung abzielen. Schafft es Deutschland nicht, das Ziel zu erreichen, verliert es den Anschluss an die Digitalisierung; zukunftsweisende Technologien können nicht oder nur teilweise eingesetzt und Innovationen unzureichend nutzbar gemacht werden“, erklärt Andreas Vierling, Geschäftsführer des Clusters IT Mitteldeutschland e. V. Die Vectoring-Technologie kann aus Sicht des Branchennetzwerkes übergangsweise einen sinnvollen Beitrag zur Versorgung mit zeitgemäßem Internet leisten. Mittel- und langfristig muss es aber das Ziel sein, den Glasfaserausbau flächendeckend in allen Gebieten voranzubringen.
In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es seit geraumer Zeit viele ambitionierte Vorhaben, die die Versorgung mit hochmodernem Internet in allen Haushalten verwirklichen sollen. Problematisch am aktuell stattfindenden Ausbau des Breitbandnetzes sieht der Cluster IT jedoch im damit verbundenen bürokratischen Aufwand und in der Kleinteiligkeit der Vorhaben. Denn bevor Projekte zum Ausbau von modernem Hochgeschwindigkeitsinternet beginnen können, sind meist lange Genehmigungsverfahren notwendig, insbesondere um Fördermittel zu erhalten. Gleichzeitig findet der Breitbandausbau im Moment ausschließlich punktuell auf lokaler Ebene statt. Anstelle einer flächendeckenden Umsetzung gleicht das Breitbandnetz damit in der Praxis einem Flickenteppich. Die Versorgung mit Hochgeschwindigkeitsinternet in allen Haushalten geht dadurch viel langsamer voran als geplant.
Der Cluster IT Mitteldeutschland fordert deshalb, bürokratische Hürden abzubauen und die Umsetzung des Breitbandausbaus in einer umfassenden Strategie zu verankern, die auf Bundesebene beginnt und sich über die Länder bis in den lokalen Bereich erstreckt. Einzelne Aktivitäten zum Breitbandausbau müssen gebündelt und koordiniert zusammengeführt werden. Nur dann lässt sich ein zukunftsfähiges Hochgeschwindigkeitsnetz verwirklichen, das dem Bedarf einer digitalen Gesellschaft entspricht.
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/breitband-internet-in-deutschland-eu-rechnungshof-zweifelt-an-verwirklichung-a-1211283.html
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Der Cluster IT ist das Branchennetzwerk der IT-Wirtschaft in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit der Zielsetzung, die Aktivitäten der Branche zu koordinieren und sichtbar zu machen. Gegründet wurde der Verein im Jahr 2009 und besitzt mittlerweile knapp 50 Mitglieder. www.it-mitteldeutschland.de.
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Datum: 18.06.2018 - 10:24 Uhr
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