Schwäbische Zeitung: Kein Raum für Konflikte - Leitartikel zu Gerst
(ots) - Auf zu neuen Horizonten: Der Name von Alexander
Gersts Mission "Horizons" ist durchaus symbolisch zu verstehen. Der
deutsche Astronaut fliegt gemeinsam mit einem Russen und einer
US-Amerikanerin ins All. Die Crew ist ein Beispiel dafür, dass
nationale Interessen nachrangig sind, wenn es um das große Ganze
geht. Die Raumfahrt empfiehlt sich mit dem Raketenstart in Baikonur
als Vorbild für die angespannte Weltpolitik. Während es zwischen
Deutschland und Putins Russland schon länger Reibereien gibt und das
transatlantische Verhältnis unter der Unberechenbarkeit von
US-Präsident Donald Trump leidet, stehen die Raumfahrer - im wahrsten
Sinne des Wortes - über den irdischen Konflikten.
Sie verbringen auf engstem Raum die nächsten Monate miteinander,
sie sind aufeinander angewiesen und müssen als Profis kooperieren.
Gerst selbst hat nach seinem letzten Aufenthalt auf der ISS 2014
immer wieder betont, wie klein die Erde vom All aus wirkt und wie
zweitrangig Grenzen auf einmal wirken, da wir uns doch ohnehin einen
Planeten teilen. Vielleicht ist es naiv, darauf zu hoffen, aber wenn
Politiker eine Leitidee für ihr Wirken zum Wohl der Menschen suchen,
müssten sie dieser Tage nur zum Sternenhimmel aufschauen. Dann
könnten sie sich klarmachen, dass globale Probleme auch globale
Lösungen erfordern - und nicht nationale Alleingänge.
Doch der Forschungsaufenthalt dient natürlich nicht nur der
internationalen Zusammenarbeit. Gerst wird auf der ISS Dutzende
Experimente machen, und die sind nicht nur für Naturwissenschaftler
interessant. So geht es unter anderem um medizinische Forschung,
deren Ergebnisse in die Behandlung von Knochenbrüchen einfließen, um
die Beobachtung von Wetterphänomenen und um den Einsatz Künstlicher
Intelligenz. Gerst versteht es durch seine Popularität und seine
Präsenz im Netz, den Nutzen von Raumfahrt für jeden verständlich zu
machen. Das ist wichtig in Zeiten, in denen diese Missionen wegen
ihrer immensen Kosten immer wieder kritisch beäugt und hinterfragt
werden.
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Datum: 06.06.2018 - 20:57 Uhr
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