DRV-Präsident Holzenkamp: GAP-Pläne bedeuten schmerzhafte Einschnitte (FOTO)
(ots) -
Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen
Raiffeisenverbandes (DRV), hat die Kommissionsvorschläge für die
Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union
kritisiert: "Diese Vorschläge bedeuten schmerzhafte Einschnitte in
die Einkommenssituation unserer Mitglieder, insbesondere der als
Mehrfamilienunternehmen tätigen Agrargenossenschaften", sagte er
gegenüber Journalisten in Berlin.
Eine starke Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) sei von großer Bedeutung
und die damit verbundene Stabilität Grundlage für
Investitionsentscheidungen der Agrargenossenschaften. In diesem
Zusammenhang kritisierte er die geplante Kappung bei 100.000 Euro je
Empfänger und die bereits ab 60.000 Euro einsetzende deutliche
Degression scharf: "Beides stößt bei uns und vor allem bei unseren
Agrargenossenschaften, die als Mehrfamilienbetriebe wirtschaften, auf
komplettes Unverständnis und Ablehnung." Der DRV-Präsident bedauerte
auch die Positionierung des Europäischen Parlaments für eine
verpflichtend auf EU-Ebene festgelegte Degression und Kappung: "Für
mich ist es ein Widerspruch, dass in dieser Frage starre
Gemeinschaftsregeln festgelegt werden sollen, während das neue von
der EU-Kommission angestrebte GAP-Modell grundsätzlich im Sinne der
Subsidiarität den Mitgliedstaaten mehr Flexibilität einräumen soll."
"Stabilität ist besonders in Zeiten von Brexit und zunehmender
Unsicherheiten in der Politik innerhalb und außerhalb der
Europäischen Union ein hohes Gut", so Holzenkamp. Er forderte die
Bundesregierung auf, den Export von Agrargütern in Drittländer
stärker zu unterstützen, damit Genossenschaften ihre wirtschaftlichen
Aktivitäten breiter aufstellen können: "Wir brauchen eine gemeinsame
Plattform von Bund, Ländern und Wirtschaftsbeteiligten, um Prozesse
auf dem Weg zum Handel mit Drittländern durchlässiger zu machen."
Eine besondere Bedrohung des Handels ist die Gefahr eines
Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland. Das hätte
einen sofortigen Stopp des Exports von Schweinefleisch und
Schweinefleischprodukten aus Deutschland in Drittländer zur Folge.
Der Verband fordert daher Vereinbarungen mit diesen Ländern über die
Trennung zwischen Haus- und Wildschweinen im Veterinärzertifikat
sowie über die Anerkennung der Regionalisierung.
Das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
geplante Tierwohllabel müsse eine breite Wirkung entfalten, betonte
Holzenkamp: "Das Label darf mit seinen Anforderungen nicht über ein
realistisches Ziel hinausschießen. Sind die Kriterien zu
anspruchsvoll, kann das so ausgezeichnete Fleisch nur ein
Nischenprodukt sein." Und das sei weder im Interesse der Erzeuger
noch in dem der Verbraucher. Die Basis für den freiwilligen Einstieg
müssten deshalb die Kriterien der Initiative Tierwohl sein.
Keine Einmischung seitens der Politik fordert der Verband bei der
Ausgestaltung der Lieferbeziehungen in den Molkereigenossenschaften.
Dr. Henning Ehlers, DRV-Hauptgeschäftsführer, betonte: "Solche
Eingriffe wirken negativ auf die genossenschaftsinternen
Willensbildungsprozesse und bedrohen in der Konsequenz auch
erfolgreiche genossenschaftliche Verarbeitungs- und
Vermarktungsstrukturen." Die Molkereigenossenschaften hätten bereits
viele Schritte gemacht, um die genossenschaftlichen Liefer- und
Eigentümerbeziehungen entsprechend den Bedürfnissen der Mitglieder
und den Herausforderungen der Märkte zu gestalten.
Über den DRV
Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich
orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und
Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette
Lebensmittel erzielen die 2.104 DRV-Mitgliedsunternehmen im Handel
und in der Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen
mit rund 82.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 63,0 Mrd. Euro.
Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit
Eigentümer der Genossenschaften.
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Wiebke Schwarze
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Datum: 06.06.2018 - 14:45 Uhr
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