Terrorforscher Neumann: Russlands Strategie gegen Extremisten kontraproduktiv
(ots) -
Kurz vor Beginn der Fußball-WM hat Politikwissenschaftler Peter
Neumann Russland dafür mitverantwortlich gemacht, dass es eine solch
große Zahl radikaler Islamisten im Land gebe. Oft gehe es um
muslimische Migranten, die zur Arbeit aus den zentralasiatischen
GUS-Staaten nach Russland kämen und dort verfolgt und diskriminiert
würden. "Dieses Gefühl der totalen Hoffnungslosigkeit führt dann
dazu, dass man ansprechbar wird für die Botschaften von
extremistischen Predigern," sagte der Direktor des Londoner
"International Centre for the Study of Radicalisation" in der
WDR-Dokumentation "Der Fußball und der Terror - Russlands WM zwischen
Euphorie und Angst" (heute, 22.10 Uhr, WDR Fernsehen).
Die Zahl der Wanderarbeiter in Russland geht in die Millionen. Viele
Menschen, etwa aus Usbekistan, Tadschikistan oder Kirgistan, sehen in
der Fremde die einzige Möglichkeit, die Familien mit Geld zu
versorgen. Sie nehmen Jobs zum Beispiel im Bausektor an, der gerade
zur WM viele Mitarbeiter braucht. Viele würden dabei allerdings auch
durch skrupellose Unternehmer um ihr Geld betrogen, klagen Migranten
immer wieder. Andere spürten die harte Hand des russischen Staates,
durch willkürliche Aufenthaltskontrollen oder brutale Razzien.
"Ob grausam oder nicht grausam, ist Ansichtssache", verteidigt der
Minister der Moskauer Regierung, Vladimir Tschernikow, das Vorgehen
der Behörden. "Wir wollen einfach nur Ordnung in unserer Stadt." Man
werde alles tun, damit es nicht zu Anschlägen komme, so der Minister
gegenüber dem WDR.
Russland setze nur auf den Sicherheitsapparat, sagt Neumann: "Im
Prinzip eine kontraproduktive Strategie, die dazu führt, dass noch
mehr Leute ansprechbar werden für die Botschaften von Extremisten,
statt weniger." Für die WM gehe er von einer erhöhten, abstrakten
Gefahr aus. Konkrete Anschlagspläne seien bislang aber nicht bekannt,
so Neumann.
Im Gebiet des sogenannten IS seien bis zu 6.000 Islamisten aus
ehemaligen Sowjetrepubliken, über die Hälfte davon allein aus der
Region Zentralasien, sagte der Forscher.
"Der Fußball und der Terror - Russlands WM zwischen Euphorie und
Angst", heute, 22.10 Uhr, WDR Fernsehen, sowie ab 18.00 Uhr in der
WDR-Mediathek.
Fotos unter ARD-Foto.de
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Datum: 06.06.2018 - 11:30 Uhr
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