junge Welt: Andere Kultur / Künstler und Leser der Vierteljahreszeitschrift Melodie& Rhythmus kämpfen für Neustart
(ots) - Die Kulturzeitschrift Melodie & Rhythmus war eines
der beliebtesten Druckerzeugnisse der DDR. In den letzten Jahren hat
sie der Verlag 8. Mai GmbH, in dem auch die Tageszeitung junge Welt
erscheint, zum »Magazin für Gegenkultur« weiterentwickelt. Anfang
Januar 2018 teilte der Verlag allerdings mit, dass die Zeitschrift
vor allem aus ökonomischen Gründen eingestellt werden müsse. Weil
sich viele Kulturschaffende sowie Leserinnen und Leser damit
offensichtlich nicht abfinden wollen und sich engagieren, besteht nun
die Chance, dass die Produktion wieder aufgenommen wird. Entschieden
wird das zum Ende dieses Monats.
»Hallo Leute, wir sind Che Sudaka aus Barcelona. Bitte unterstützt
unsere Freunde von Melodie & Rhythmus in Deutschland! Sie brauchen
eure Hilfe. Sie brauchen neue Abonnenten. Weil es sehr wichtig ist,
dass es weiterhin Gegenkultur in dieser Welt gibt.« Das teilt die
Cumbia-Skapunk-Band Che Sudaka ihren Freunden in der ganzen Welt mit,
bevor sie speziell für M&R ihr Lied »Almas Rebeldes« (Rebellische
Seelen) anstimmen. Diesen und weitere Beiträge von Musikern,
Komponisten, Schauspielern, Kabarettisten, Wissenschaftlern,
Fotografen, Publizisten, Poeten, Regisseuren, Graffiti-Künstlern
können online unter melodieundrhythmus.com nachgehört und nachgelesen
werden. Eine wichtige Voraussetzung für das weitere Erscheinen von
Melodie & Rhythmus bildet sich damit gerade heraus: Ein
internationales Netzwerk progressiver Künstlerinnen und Künstler, die
sich als Teil einer Gegenkultur verstehen. Und die auch weiterhin
eine Zeitschrift wollen, die sich nicht kapitalistischen
Marktgesetzen unterwerfen will. »Das Interesse linker
Kulturschaffender an so einem Projekt ist erstaunlich groß. Daran
kann weiter gearbeitet werden«, meint Susann Witt-Stahl,
Chefredakteurin des Projekts. Allerdings müsse die Zeitschrift auch
ökonomisch auf eine stabilere Grundlage gestellt werden. So sollen
mittelfristig über 1.700 neue Abonnenten gewonnen werden. Damit
konkrete Vorbereitungen für einen Neustart aufgenommen werden können,
werden bis zum 30. Juni mindestens 1.000 neue Abos gebraucht. Wird
dieses Ziel nicht erreicht, bleibt das Magazin für Gegenkultur
eingestellt, wie der Verlag mitteilt.
Mittlerweile spricht allerdings einiges dafür, dass die
Zeitschrift wieder erscheinen wird. Verlagsleiter Andreas
Hüllinghorst teilt mit, dass bis zum 1. Juni bereits 719 Abonnements
bestellt wurden. Bleiben also knapp 30 Tage, um die noch fehlenden
281 Bestellungen zu organisieren. In dieser Zeit seien aber so viele
Aktivitäten geplant, dass der Verlag und die Unterstützer des
Projektes davon überzeugt sind, diese Marke zu knacken, so
Hüllinghorst. So werden viele Straßenfeste genutzt, um für das
Projekt zu werben: Aktivisten sind unter anderem auf dem Fest der
Linken am 23. Juni in Berlin und am 30. Juni auf dem Hamburger
Methfesselfest sowie dem Sommerfest der DKP Berlin präsent. Eine
Unterstützergruppe organisiert am 20. Juni in der Berliner
jW-Ladengalerie eine Weinverkostung und am 22. Juni im Berliner
Kulturzentrum Wabe ein Solikonzert - mit dem Erlös sollen Abonnements
für soziale und kulturelle Einrichtungen finanziert werden. Viele
Künstler machen bei ihren Konzerten auf das Projekt aufmerksam.
Manche linke Medien unterstützen die Bemühungen mit einem
Abobeileger. Auch in verschiedenen sozialen Medien sind Unterstützer
aktiv.
Selbst mit 1.000 zusätzlichen Abonnements bis zum 30. Juni sind
allerdings noch nicht alle Hürden genommen. Zwar würde dann umgehend
mit der Bildung einer neuen Redaktion gestartet - ebenfalls eine
nicht zu unterschätzende Aufgabe. Aber auch wenn sich die Bedingungen
für die journalistische Arbeit durch eine erfolgreiche Kampagne
verbessern ließen, komfortabel wären sie auch dann nicht. Bis zum
Jahresende würden weitere 400 Abonnements gebraucht werden. Notwendig
ist zudem ein ausreichendes Anzeigenaufkommen, erst dann wäre die
nächste Ausgabe von Melodie & Rhythmus zum Jahresende gesichert, so
Peter Borak, stellvertretender Geschäftsführer des Verlages. Aber
auch er zeigt sich optimistisch: »In Zeiten des rechten Vormarsches
in Politik und Kultur wird ein linkes Magazin für Gegenkultur
dringender denn je benötigt. Wir freuen uns darüber, dass nicht nur
wir, sondern auch unsere Leserinnen und Leser und viele
Kulturschaffende das so sehen«, so Borak.
Pressekontakt:
Verlag 8. Mai GmbH
Telefon: 030 / 53 63 55-0
marketing(at)melodieundrhythmus.com
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Datum: 01.06.2018 - 12:02 Uhr
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