Anlagensicherheits-Report 2018: So sicher sind Deutschlands Industrieanlagen (FOTO)
(ots) -
+++ Anlagensicherheits-Report 2018 erschienen +++ Hohe
Mängelquoten bei Aufzügen und Tankstellen +++ Konventionelle
Anlagensicherheit muss durch Digitalprüfungen ergänzt werden +++
Windenergie: Unabhängige Prüfung der Gesamtanlage einführen
Das Sicherheitsniveau von technischen Anlagen ist grundsätzlich in
Deutschland hoch. Allerdings gibt es besonders bei Aufzügen und
Tankstellen häufig Beanstandungen wegen erheblicher
Sicherheitsmängel. Zu diesem Ergebnis kommt der
Anlagensicherheits-Report, der heute vom TÜV-Verband veröffentlicht
wurde. Danach mussten im vergangenen Jahr über 3.500 Aufzüge wegen
gefährlicher Mängel sofort stillgelegt werden und an fast ein Fünftel
aller Tankstellen stellten die Prüfer erhebliche Mängel fest, die
sofort beseitigt werden mussten.
Der Anlagensicherheitsreport enthält die Mängelstatistik aller
Prüfungen, die von den zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) im Jahr
2017 an Aufzügen, Druckanlagen und bestimmten Anlagen in
explosionsgefährdeten Bereichen vorgenommen wurden. Dabei sehen die
Experten aber auch eine große Herausforderung: bislang sind
Datenschutz und Cybersicherheit noch kaum Bestandteil der
regelmäßigen Prüfungen.
"Um das bewährte Sicherheitsniveau in Deutschland halten zu
können, ist vor allem die Politik gefragt", erklärt Joachim Bühler,
Geschäftsführer des TÜV-Verbandes, "Neben Sicherheitsventilen und
Kesselwänden müssen künftig auch Algorithmen, digitale Schnittstellen
und die Sicherheit von Daten unabhängig geprüft werden." Die
Voraussetzung dafür ist aber, dass die Prüfer einen
diskriminierungsfreien Zugang zu den aktuellen Diagnosedaten und
Softwareversionen der sicherheits- und emissionsrelevanten Systeme
erhalten. "Hackerangriffe beweisen jetzt schon, dass es neben
mechanischen auch digitale Sicherheitsventile braucht", so Bühler,
"Der Gesetzgeber muss hier zügig die Rechtsvorschriften anpassen. Wir
brauchen ein Sicherheitsupdate für die Industrie 4.0!"
Aufzüge gehören zu den verbreitetsten technischen Anlagen, die von
großen Teilen der Bevölkerung täglich selbstständig genutzt werden.
Doch nur 38,8 Prozent waren 2017 bei der Prüfung völlig mängelfrei
(2016: 42,49 Prozent). Fast die Hälfte (46,2 Prozent) hatte zumindest
geringfügige - und 14,3 Prozent aller Aufzüge sicherheitserhebliche
Mängel. "Für die Sicherheit der Bevölkerung ist entscheidend, dass
etwa korrodierte Tragseile oder defekte Steuerungsanlagen
ausgetauscht werden", erläutert Bühler, "Ohne die unabhängigen
Prüfungen der ZÜS wären Aufzüge mit gefährlichen Mängeln weiterhin in
Betrieb." An 0,65 Prozent der Aufzüge wurden sogar gefährliche Mängel
festgestellt. "In absoluten Zahlen hingen über 3.500 Aufzüge
buchstäblich am seidenen Faden und mussten sofort stillgelegt
werden", erklärt Bühler.
Sorgen bereitet den Experten nach wie vor die hohe Zahl an
Aufzügen, die von ihren Betreibern nicht zur Prüfung angemeldet
werden, obwohl sie dazu verpflichtet sind. Über etwa 100.000
Aufzugsanlagen, die deswegen nicht geprüft werden konnten, liegen den
ZÜS keinerlei Informationen über den technischen Zustand vor. "Wir
können hier nur an die Betreiber appellieren, ihrer Verantwortung
gerecht zu werden und die Aufzüge regelmäßig prüfen zu lassen", so
Bühler. "Die Nutzer können dies auch selbst überprüfen, weil seit der
Novelle der Betriebssicherheitsverordnung im Jahr 2015 in allen
Aufzügen eine Prüfplakette angebracht sein muss."
Die explosionsgefährdete Anlage, mit der die Bundesbürger am
häufigsten in Berührung kommen, ist die Tankstelle. Die Anforderungen
an Sicherheit und Umweltschutz sind hoch, weshalb sie regelmäßig
geprüft werden müssen. Allerdings finden die Prüfer nur etwa die
Hälfte (49,3 Prozent) aller Tankstellen in einwandfreiem Zustand vor.
Über 18 Prozent haben sogar erhebliche Mängel, die für einen sicheren
Betrieb beseitigt werden müssen. "Gerade bei Tankstellen, die täglich
von Millionen Menschen angefahren werden, zeigt sich, dass
regelmäßige Prüfungen für ein hohes Sicherheitsniveau erforderlich
sind", sagt Bühler. Das gilt auch für Explosionsgefahren, die im
Industriebereich - z. B. bei Lageranlagen - auftreten können. Hier
ist ebenfalls nur die Hälfte komplett mängelfrei.
Auch bei Druckanlagen, die vor allem in Industrieunternehmen
eingesetzt werden, zeigt das System der unabhängigen technischen
Überwachung in Deutschland seine Wirkung. "Sicherheit, Qualität und
Verlässlichkeit stehen sinnbildlich für ''Made in Germany''", erklärt
Bühler. Bei den wiederkehrenden Prüfungen von Druckbehältern und
Dampfkesseln liegt die Quote der mängelfreien Anlagen durchweg bei
über 70 Prozent - der Anteil erheblicher Mängel bei unter fünf
Prozent. "Entscheidend ist aber, dass Probleme, etwa durch feine
Risse, frühzeitig erkannt und dadurch gefährliche Entwicklungen von
vornherein verhindert werden", erläutert Bühler.
Der Anlagensicherheits-Report wertet die Prüfungen aus, die 2017
von den zugelassenen Überwachungsstellen auf gesetzlicher Grundlage
vorgenommen wurden. Allerdings sind dadurch nicht alle potentiell
gefährlichen Anlagen erfasst. Seit über 20 Jahren sind in Deutschland
Windenergieanlagen in Betrieb, die heute einen wesentlichen Beitrag
zur Energiewende leisten. "Trotz erheblicher Gefahren und zahlreicher
Unfälle werden bislang nur einzelne Teile dieser Anlagen nach völlig
unterschiedlich geregelten Vorgaben geprüft", kritisiert Bühler. Hier
muss die Politik handeln und eine gesetzlich geregelte unabhängige
Drittprüfung der Gesamtanlage einführen. Darüber hinaus warnt Bühler
vor einer Zersplitterung der gesetzlichen Regulierung in
unterschiedlichen Ressorts: "Zum Schutz von Beschäftigten und
unbeteiligten Dritten müssen die Prüfungen weiterhin einheitlich in
einer bundeseinheitlichen Rechtsvorschrift geregelt werden."
Der Anlagensicherheits-Report 2018 erscheint in der
VdTÜV-Zeitschrift "Technische Überwachung". Mitgewirkt haben folgende
Zugelassene Überwachungsstellen (ZÜS): DEKRA Automobil GmbH, DEKRA
EXAM GmbH, GTÜ Anlagensicherheit GmbH, Lloyd´s Register Quality
Assurance GmbH, SGS-TÜV GmbH, TÜV Austria Service GmbH, TÜV NORD
Systems GmbH & Co. KG, TÜV Rheinland Industrie Service GmbH, TÜV SÜD
Chemie Service GmbH, TÜV SÜD Industrie Service GmbH, TÜV Technische
Überwachung Hessen GmbH und TÜV Thüringen e. V. Weitere
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Datum: 27.05.2018 - 10:38 Uhr
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